“Du fährst übrigens komplett CO2-frei – unsere Solaranlage in Bielefeld hat diesen Monat bereits Strom für über 3000 Elektro-Kilometer geliefert” … und schwupps, schon saß ich drin… im Renault Kangoo ZE. Ich muss gestehen, der Renault Kangoo ist bis dato “unterm Radar” geflogen und ich habe dem Raumwunder von Renault nicht wirklich eine Chance gegeben.

Nun saß ich also drin, im Renault Kangoo Maxi Z.E. und ich kann euch sagen, der kleine Lastenschlepper (bis zu 650 kg) hat es wirklich in sich. Das 4,6 Meter lange Nutzfahrzeug bietet auch mit 5 Sitzplätzen noch viel Platz im Kofferraum. Von außen erkennt man den Elektro-Kangoo auf den ersten Blick an der 2. “Tankklappe”. Vorne, im Bereich des Kühlergrills, bekommt der Kangoo ZE nämlich seinen Strom. Hinter der Abdeckung befindet sich der Stromanschluss und unter der Motorhaube findet man den Elektroantrieb:

60 PS leistet der Elektromotor, das Ganze bei 10.500 Umdrehungen die Minute. Wie immer, bei einem Elektroauto, steht das maximale Drehmoment (226 Nm) direkt beim Anfahren zur Verfügung. Dadurch beschleunigt der Renault Kangoo Z.E. ganz stattlich, da gibt es nicht viel zu meckern (und überrascht auch schon mal mit durchdrehenden Reifen in der Kurve). Ich hatte ihn auf Tempo 130 auf der Autobahn und hörte nur die Abroll- und die Windgeräusche.

Die Reichweite soll bis zu 170 km betragen, ich glaube wer sparsam fährt und die Rekuperation nutzt könnte diesen Wert sogar toppen, wer so wie ich ständig im roten Bereich unterwegs war, wird sicherlich nicht mal die Hälfte schaffen. Die 22 kWh Batterie befindet sich flach unter dem Fahrzeugboden. Großer Vorteil: Der tiefe Schwerpunkt sorgt für ein tolles Fahrgefühl auch in schnellen Kurven-Durchfahrten und (viel wichtiger für ein Nutzfahrzeug) für einen ebenen Laderaum:

Da seht ihr dann auch mal das Ladekabel. Mit diesem wird das Fahrzeug “getankt” und nach 6-8 Stunden am Stromnetz geht es dann auch schon wieder über die volle Distanz. Während einige Konzepte sämtlichen Luxus “aussperren” habe ich im Kangoo Z.E. nichts vermisst. Radio, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel – alles vorhanden. Für diese Dinge gibt es wohl auch noch ein herkömmliches Stromnetz mit einer 12 Volt Batterie, denn schließlich will auch die Funkfernbedienung irgendwo ihren Saft herbekommen.

Im Innenraum geht es aufgeräumt zur Sache, der Bordcomputer informiert den Fahrer über den Status der Batterie, den Verbrauch und über die restliche Reichweite. Z.E. bedeutet übrigens “Zero Emission” und das habe ich heute mal erleben dürfen, mein Dank geht an das Autohaus Mattern, dort kann man nämlich Elektroautos in Bielefeld kaufen.

So, gestern hatte ich es ja bereits angekündigt, nun kommen noch ein paar Zitate von meiner Freundin, quasi die weibliche Sicht:

Im direkten Vergleich zum aktuellen VW Caddy fällt auf, dass sich die Schiebetüren leichter öffnen lassen. Allerdings ragen die Schiebetüren entweder zu weit vor die Sitze oder die Rückbank ist einfach zu weit hinten montiert, die mögliche Einstiegbreite wird so nicht komplett ausgenutzt.

Die Rücksitzbank verfügt über Iso-Fix-Halterungen, ist allerdings auch leicht schräg, was eine Montage von Kindersitzen eher erschwert. Die Gurtlänge ist hingegen ausreichend dimensioniert. Das leise Fahrvergnügen geht leider flöten, da der Kangoo hinten nicht komplett verkleidet ist. Somit ist der Geräuschpegel, bei schnellerer Fahrt, ähnlich hoch wie mit einem herkömmlichen Antrieb. Verwundert war ich über das doch starke abbremsen, wenn ich das Gaspedal mal kurz losgelassen habe. Bei der kurzen Fahrt mit dem Kangoo Z.E. musste ich an ein startendes Flugzeug denken, der Handbremsgriff unterstützte diesen Gedanken. Als Pilotin empfand ich den Fahrersitz, bzw. die Rückenlehne als sehr bequem. Mit dem Kangoo Z.E. habe ich nun meine ersten Elektro-Fahrzeug Erfahrungen gesammelt und ich muss gestehen, dass ich mir für die Fahrten zum Bäcker, zum Kindergarten, zum Einkaufen und für die anderen alltäglichen Touren durchaus einen Zweitwagen mit Elektroantrieb vorstellen könnte, doch dafür müsste es event. auch eine staatliche Förderung in Deutschland geben. Die Nachbarländer machen es “uns” ja bereits vor.

Tja, dem ist dann wohl nichts mehr hinzuzufügen, oder? Ein “gut ausgestatteter” Renault Kangoo Z.E. kostet mit allen Nebenkosten ca. 30.000 €, bei einer staatlichen Förderung wie z.B. in Frankreich würde sich dieser Preis auf 25.000 € minimieren, zumal in dem Preis ja die monatlichen Leasingkosten für die Batterie (je nach Fahrstrecke) noch nicht enthalten sind. Daher ist der Renault Kangoo Z.E. zur Zeit eher für Gewerbetreibende, Fuhrparkmanager oder Personen mit einem extrem grünen Daumen interessant, wobei ich ja gestehen muss, dass mich dieses elektrische Fahren irgendwie angefixt hat. Ich könnte mir so ein Fahrzeug auch für den innerstädtischen Lieferverkehr vorstellen, wenn es denn mehrere Schnell-Ladestationen geben würde. Da ist meiner Meinung nach aktuell noch das Hauptproblem: Die Versorgung der Infrastruktur – das betrifft nicht nur den Renault Kangoo Z.E. oder den Renault Twizy, nein – natürlich auch alle anderen Elektrofahrzeuge ohne Reichweitenverlängerer.