Für viele Fans der Marke ist der 993 der letzte richtige Porsche 911, denn dieser ist vor allen Dingen eins: luftgekühlt. Für einen weiteren, nicht unerheblichen Teil der 911-Liebhaber ist er zudem die insgesamt beste Version des 911, denn der Vorgänger des Typs 964 war wohl aufgrund der klobigen Stoßstangen nicht sonderlich beliebt.

Wer diesen Blog oder gar mich persönlich ein wenig kennt, der weiß, dass ich den Mythos Porsche 911 bis heute nicht verstanden habe. Das liegt hauptsächlich daran, dass meine erste und bis dato einzige Erfahrung mit dem Zuffenhausener Sportwagen nicht so beeindruckend war, wie man vermuten könnte.

2000 war das Jahr, in dem ich meine heutige Frau von der Arbeit abholte und dabei mit einem 911 überraschte. Mein damaliger Chef hatte sich einen schwarzen Carrera zugelegt und ich muss gestehen, dass ich mich nicht mal mehr erinnern kann, ob es ein 993 oder 996 war. Die Beschleunigung war damals natürlich toll. Ich hatte bis dato zwar schon einiges an teilweise auch PS-starken Fahrzeugen bewegt, aber in Verbindung mit dem Gebrüll aus dem Heck des Porsches war das Gefühl schon ein tolles.

Doch dann ging es auf die Autobahn und bei Geschwindigkeiten jenseits der 230 km/h wirkte der 911 sowas von nervös, dass er ein wirklich ungutes Gefühl vermittelte und mich flott den Fuß vom Gas nehmen ließ. Das war ich von ebenfalls schnellen Fahrzeugen anders gewohnt. Dazu passt die Aussage eines Bekannten ganz gut, der meinte, er müsse im Elfer beide Hände am Lenkrad haben, da der Porsche macht was er will und nicht drei Meter am Stück geradeaus fährt. Nicht umsonst hat ein Porsche 911 wohl auch den Ruf, schwer zu fahren zu sein. Und umso mehr bewundere ich Personen wie Walter Röhrl, die den Boliden scheinbar mühelos über irgendwelche Bergstraßen prügeln.

Der Besuch eines Bekannten konnte meine fast schon vorhandene Antipathie ein wenig ausräumen, denn der von ihm mitgebrachte 993 weckte Erinnerungen an … meinen VW Käfer. Schon lange hatten meine Füße keinen Kontakt mehr zu stehenden Pedalen. Allerdings offenbarte die Sitzprobe vorne links ein Problem: in normaler Sitzposition berührte mein Kopf den Dachhimmel. Kaum auszudenken, was das für Kopfschmerzen geben würde, wenn eine unentdeckte Bodenwelle den Porsche hüpfen lassen würde.

Dafür wusste der Porsche 911 Carrera 4 durch sein Äußeres zu gefallen. Ich finde die Farbe, deren Bezeichnung ich natürlich nicht kenne, aber die mir jeder 911-Fan sicherlich wie aus der Pistole geschossen um die Ohren hauen kann, mehr als passend und auch die montierten Alufelgen waren eine Augenweide. Der RS-Schriftzug am Heck ist natürlich ein wenig Hochstapelei, aber die vorhandenen 272 PS des frühen Modells (1995) reichen auch schon, um den Wagen gut voranzutreiben. Das 6-Gang-Getriebe ermöglicht aber auch ein gemütliches Rollen im höchsten Gang bei 50 km/h und einer Drehzahl von unter 2.000 U/min., was dem Sportwagen durchaus eine Alltagstauglichkeit mitgibt.

Natürlich ist der Porsche 911 kein Raumwunder, die Pseudositze im Fond reichen gerade einmal für den eventuell vorhandenen Yorkshire Terrier und das Täschchen, in dem man ihn so gerne durch die Gegend trägt. Sicherlich erwartet aber auch niemand von einem Carrera-Fahrer, dass dieser mit seinem Fahrzeug beim Umzug hilft, auch wenn sich Kleinteile in wesentlicher höherer Geschwindigkeit von A nach B bringen lassen, als dies in einem Sprinter der Fall wäre.

Na, wofür ist das?

270 km/h soll der Carrera 4 laut Infos im Internet laufen, in der Realität sind es sogar noch mehr. Die 330 Nm verhelfen dem etwa 1,4 Tonnen schweren Allrad-Coupé in rund fünfeinhalb Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h begleitet von der unvergleichlichen Geräuschkulisse, die nur ein luftgekühlter Sechszylinder-Boxermotor erzeugen kann. Um die 3,6 Liter Hubraum immer ausreichend fluten zu können, ist ein 72 Liter Tank serienmäßig an Bord. Um die Reichweite zu erhöhen, konnte damals übrigens der vom Turbo bekannte 92 Liter fassende Tank gegen Aufpreis geordert werden.

Letztendlich reichte meine zweite Erfahrung in einem 911 nur für eine Sitzprobe auf der linken Seite sowie eine kurze Mitfahrt auf der Beifahrerseite. Mehr war zeitlich leider nicht drin. Vielleicht bekomme ich aber irgendwann noch mal die Gelegenheit, selbst einen 911 zu pilotieren und eventuell reicht es ja noch zur Liebe auf den dritten Blick. Ich werde dann auf jeden Fall berichten.