Waren wir am Tag der Anlieferung nur ein ein paar erste Kilometer mit dem Nissan Leaf gefahren, sollte es am nächsten Tag direkt auf “große Fahrt” gehen. Dazu hatten wir zwar den Wagen über Nacht geladen, aber die morgendliche Anzeige der Reichweite mit vollen Akkus war nicht wirklich berauschend. Das sollte sich ja im Laufe des Alltagseinsatzes verbessern, aber an diesem Morgen war der Bordcomputer scheinbar nicht von mehr Reichweite als ca. 130 km zu überzeugen. Wir erledigten erst noch einige Dinge in den umliegenden Ortschaften, waren dabei immer in der Fahrstufe D und entsprechend zügig unterwegs, noch immer begeistert von der Performance, die so ein Elektroauto an den Tag legt. Die restliche Reichweite wurde natürlich immer geringer, sollte aber der Theorie nach durchaus noch für den geplanten Trip am Nachmittag reichen.

Dann war es soweit. Es lag eine Strecke von 60 Kilometern vor uns: 30 hin und 30 zurück. Der Nissan Leaf zeigte uns ca. 90 km an. Passt. Auf dem Hinweg ging es oft bergab, wir fuhren flott in Fahrstufe D unseres Weges, die Reichweite nahm in den Bergabpassagen aufgrund des Rekupierens sogar noch zu. 110 km standen da zeitweise. Natürlich wurden die Landestandsbalken des Akkus nicht mehr, aber das interessierte uns nicht so.

Dann kam der Rückweg. Einige können sich sicherlich schon denken, was nun folgt. Wer vorher runter fuhr, muss auch irgendwann wieder hoch. Und das ist etwas, was ordentlich am Akku lutscht. Man gibt Strom, damit der Leaf flüssig den Berg hinauf fährt und kann dabei dem Fallen der Reichweite zusehen. Leider nicht im Verhältnis zur gefahrenen Strecke. Eher so: 100 m fahren, 1 km Reichweite weg. Und das machte uns dann doch etwas nervös. Als wir noch 15 km Restreichweite und eine Strecke von rund 12 Kilometern vor uns hatten war ich noch relativ unbeschwert.

Leider ging es weiter bergauf. Natürlich hatten wir aus der Fahrstufe D schon lange in eco gewechselt. Doch das alles half nichts. Die Reichweite sank rapide, immer mehr Balken verschwanden. Bei 8 km und nur noch einem verbliebenen Balken war nicht nur meine Frau sehr angespannt, auch ich war mir nicht sicher, ob wir noch zu Hause ankommen. Rund 4 Kilometer vor dem Ziel war es dann soweit: der letzte Balken war verschwunden und die Restreichweite ebenso. Einzig drei Striche (—) waren zu sehen. Immerhin waren wir “oben” das heißt es ging nicht mehr rauf und runter. Fast schon im Schneckentempo rollten wir im eco-Modus gen Heimat.

Und was soll ich sagen? Wir sind angekommen. Erstaunlich, was hier anscheinend noch an Reserven vorhanden ist, selbst wenn der Nissan Leaf behauptet, dass es das war. Der Wagen verschwand langsam rückwärts in der Garage und wurde sofort an den Strom gehangen. Erleichterung machte sich breit und die Erkenntnis, dass man, wenn man in einer bergigen Gegend wie der Nordeifel wohnt, anders planen muss.