Was ist das Auto für euch? Nur Mittel zum Zweck? Ein Fortbewegungsmittel um von A nach B zu kommen? Wenn ich meine Freundin fragen würde, dann wäre “Fortbewegungsmittel” die Antwort. Sie würde auch mit der Straßenbahn, mit dem Bus oder mit dem Zug zur Arbeit fahren, sie hätte damit keine Probleme. Für mich persönlich ist das Auto etwas mehr. Es ist mein (zugegebenermaßen teuer eingekaufter) Freiraum. Es ist meine Privatsphäre. Ich muss nicht mit anderen Menschen im Zug sitzen und mir ihre Probleme anhören, ich muss nicht zufällig mitbekommen wer gerade gestorben ist und wie schlimm der Krankheitsverlauf ist. Ich kann in Ruhe im Auto sitzen und mir meine Gedanken machen.

Natürlich rege ich mich auf wenn ich im Stau stehe, doch ich stehe dort allein bzw. mit Menschen die ich gerne um mich habe. In der letzten Zeit bin ich ein paar mal mit dem Zug unterwegs gewesen. JEDES mal ging irgendetwas schief. Das Leben in vollen Zügen genießen… das kann man bei der Bahn, also das mit den vollen Zügen. Genießen? Ne! Einen überfüllten Zug kann ich nicht genießen. Ich mag Menschen, ich mag auch den Dialog, aber halt nur dann wenn ich es auch möchte und nicht weil mich die Rush Hour quasi dazu zwingt.

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Dann doch lieber meine Freiheit, mein Rückzugsort, ja sogar mein Raum im Straßenverkehr. Da bin ich auch gerne der ICH-Mensch, derjenige der entscheidet. Ich muss nicht in das Bordrestaurant, ich kann mir aussuchen wo ich anhalte und etwas (mehr oder weniger) nahrhaftes zu mir nehme. Ich kann entscheiden wie schnell ich fahren möchte (wenn die Straßen und die Verkehrsregeln es zu lassen) und wenn ich Müde bin… dann mach ich halt mal ein Nickerchen. Klar, das geht im Zug auch – aber verschlaft da mal, da steht ihr dann in Buxtehude, geweckt von einem Zugbegleiter der euch noch ein paar Euros abknöpfen möchte, denn ihr habt ja nur das Ticket bis nach Bielefeld gehabt. Inzwischen kann man mir auch nicht mehr erzählen, dass es wirklich günstiger ist mit der Bahn zu fahren. Die Fahrzeuge verbrauchen immer weniger, die Zugpreise steigen immer mehr, die Schere wird viel größer und macht dann – gerade auf kürzeren Strecken – schon gar keinen Sinn mehr. Dann doch lieber extrem flexibel auf den eigenen 4 Rädern unterwegs.

Ich brauche diese Freiheit, vermutlich brauche ich auch die Privatsphäre und vermutlich lasse ich mich halt auch ungern fahren, ich bin wie der Kapitän auf einem Schiff, der gibt das Steuerrad vermutlich auch ungern aus der Hand. Ein weiterer Vorteil vom Automobil: Ich kann meine Pläne ändern! Nehmen wir an ich bin in Essen, fahre nach Düsseldorf. Da kann ich z.B. einen kurzen Abstecher bei Freunden machen, ins ehemalige Meilenwerk (hab den Namen schon wieder vergessen) fahren oder kurz zur Kö fahren. Das könnte ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch, doch wie lange wäre ich dann unterwegs und was würde mich das schon wieder kosten? Dazu kommt noch, dass ich dann alle meine Sachen immer mitschleppen müsste.

Ne, ich weiß schon warum ich Autos so gerne mag, sie sind mehr für mich als ein Mittel um von A nach B zu kommen, Autos geben mir Geborgenheit, bieten mir den Luxus eines eigenen Bereiches und geben mir das Gefühl das ich der Chef im Ring bin – egal wie viele Assistenzsysteme nun schon für mich mitdenken.

Durch die neuen Assistenzsysteme, die demnächst im Stau autonom anfahren und bremsen können wird das letzte was ich beim Autofahren nicht mag auch noch “von mir genommen”. Im Stau stehen erzeugt bei mir Stress. Nicht wegen der Zeit die da drauf geht, nein – ich mag dieses ewige: Anfahren – Bremsen – Anfahren – Bremsen – Bremsen – Bremsen – Anfahren … einfach nicht. Das nervt! Tierisch! Diese Aufgabe würde ich gerne der Technik übergeben und ich bin froh zu wissen, dass von Mercedes-Benz z.B. das System im kommenden Jahr schon in die S-Klasse kommt und das man bei Ford auch fleissig an einem ähnlichen System arbeitet. Es sind die kleinen Dinge, die einen richtig glücklich machen können. Für mich ist es: Morgens im Auto zu sitzen und nicht neben anderen in der Straßenbahn zu schwitzen! Ich kann dabei meine Musik hören, gerne auch laut und hab vor allem genügend Stauraum für meine Sachen. Auch wenn ich weiß, dass ein Auto kein Safe ist, kann ich zum Beispiel meine Jacke im Auto lassen, gerne auch mal den Einkauf und auch so “unbeschwert” zu einem Termin gehen. Nein, ich will nicht ohne das Auto. Wenn ich in einer Großstadt leben würde, dann könnte sogar Car-Sharing für mich in Frage kommen, denn täglich brauche ich ja kein Automobil. Wohne ich aber nicht, also muss hier eins vor der Tür stehen. So sieht es bei mir aus…