Toyota räumt mit ein paar Vorurteilen auf, einige kann allerdings auch der Toyota Yaris Hybrid nicht entkräftigen. Dies wird vermutlich der längste und ausführlichste Beitrag den ich je über ein Fahrzeug geschrieben habe. Warum? Weil ich den Toyota Yaris Hybrid auch zum Anlass nehme das Thema Hybrid Fahrzeuge im Allgemeinen zu thematisieren.

Sind wir doch mal ehrlich zu uns: Wofür benötigen wir im Alltag ein Fahrzeug? Ist es der Weg zur Arbeit? Ist es der Weg zum Kindergarten? Ist es der Weg zur Schule oder zum einkaufen? Ich habe mir mal die Mühe gemacht und den Alltag meiner Freundin genommen und die Fahrzeiten und Kilometer zusammenaddiert. Fahrt zur Arbeit = 20-30 Minuten bei einer Strecke von ca. 20 km (ein Weg), Fahrt zum Kindergarten und zur Schule = 5 km – Fahrzeit 10 Minuten. Die Einkaufsfahrten werden in der Regel auf dem Weg miterledigt. Gehen wir nun von einem Durchschnitt aus, fährt man ca. 25 Minuten und das bei Geschwindigkeiten unter 50 km/h. Den größten Teil fährt sie allein, sprich sie braucht definitiv kein großes Fahrzeug. Was sie benötigt ist allerdings etwas Platz für die Kindersitze sowie den Einkauf. Genau für diese Zielgruppe ist der Toyota Yaris Hybrid gedacht und auch durchaus geeignet.

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Wer sein Leben auf der Überholspur lebt und liebt, der sollte einen großen Bogen um den Toyota Yaris Hybrid machen, denn wer täglich die Beschädigungen der deutschen Autobahnen im Land überprüft, dürfte mit dem Fahrzeug keinen Fahrspaß haben. Der Toyota Yaris ist gemacht für die Stadt und auch für die ein oder andere Überlandfahrt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h rangiert das Modell sowieso nicht in der Autobahn-Klasse zumal man auch bedenken muss, dass der Spritverbrauch von der Gaspedalstellung abhängig ist.

Den Toyota Yaris Hybrid kann man unter 4 Liter Benzin auf 100 Kilometer fahren, während der Testzeit war ich natürlich auch auf der Autobahn, schließlich muss man ja sämtliche Testmöglichkeiten ausschöpfen. Bei einem entsprechenden Vollgas-Anteil stieg der Durchschnittsverbrauch auf 6,0 Liter an – das wäre für einen Hybrid in der Klasse natürlich zu viel, aber wie schon in der Einleitung geschrieben: Der Wagen ist für die Stadt und dort dann auch sparsamer unterwegs. Der 1,5 Liter Motor verfügt über 4 Zylinder und bekommt zur Unterstützung den Elektromotor. Ziel vom Yaris: Den Benzin-Motor so wenig wie es nur geht einzuschalten. Dafür muss der Fahrer sich allerdings umstellen, umgewöhnen und eventuell auch selber neu definieren.

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In der Stadt hat man damit in der Regel kein Problem, man kann heutzutage eh nicht mehr schnell unterwegs sein, geht man sanft mit dem Gaspedal um wird der Geldbeutel es einem danken, denn man kann mit dem Toyota Yaris Hybrid auch nur mit dem Elektroantrieb unterwegs sein. Drückt man auf hemmungslos auf das Gaspedal dann springt der Motor an, die Drehzahl schnellt nach oben und aus dem sparsamen Hybrid wird ein Cityflitzer.

Bewährte Technik

Toyota hat Ahnung, Erfahrung und macht sich diese auch im Yaris zu Nutze, an Stelle des 1,8-Liter welcher z.B. im Auris verbaut wird) kommt der modifizierte 1,5-Liter-Vierzylinder mit einer Leistung von 74 PS aus dem Prius zum Einsatz. Der Elektromotor leistet zusätzlich 60 PS. Gewicht wurde eingespart, in dem die Batterie vom Yaris “nur” 120 Zellen hat. Das macht sich nicht nur Platztechnisch, sondern auch auf der Waage bemerkbar. Das System wiegt im direkten Vergleich 42 Kilo weniger.

Wie wird die Batterie beim Toyota Yaris Hybrid geladen?

Keine Angst! Der Hybrid muss nicht an eine Steckdose. Die Batterie (die übrigens unter der Rückbank sitzt) wird durch die Rekuperation (Energierückgewinnung bei Bremsvorgängen) geladen. Die Anzeige in der Mittelkonsole zeigt den Energiefluss und erzieht den Fahrer etwas mehr zum effizienten Auto fahren. Wer also “leicht” bremst, lädt den Akku. Wer “voll” bremst, tritt zwar nicht ins Leere (sondern in die herkömmliche Bremsanlage) aber der Akku wird nicht voller. Also: Vorausschauend fahren wird beim Toyota Yaris Hybrid belohnt (bei den anderen Fahrzeugen allerdings auch).

Gummiband-Effekt dank Vollgas-Stellung

Der Tritt aufs Gaspedal wird zum akkustischen Erlebnis. Nein, der Toyota Yaris Hybrid klingt nicht sportlich, man wird ein Gummiband-Effekt spüren und hören. Der Motor dreht also hoch und gibt so die Leistung ab. Für Umsteiger ziemlich ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig.

Der Toyota Yaris Hybrid und der Atkinson-Zyklus

Nein, der Motor arbeitet nicht im klassischen Atkinson-Zyklus, denn da würden alle 4 Takte (Ansaug, Verdichten, Zünden, Ausstoßen) innerhalb von einer 360° Umdrehung der Kurbelwelle stattfinden. Beim Yaris Hybrid findet dieses ganz herkömmlich im normalen 720° Rahmen statt. Bei der Kompression (Verdichten) bleibt das Einlassventil allerdings länger geöffnet als sonst üblich. Durch die Rückströmung kann ein höheres Verdichtungsverhältnis ermöglicht werden. Dadurch erzielt der Motor eunen höheren Wirkungsgrad. Das Problem was hier entsteht: Die Gasdynamik ist stark von der Drehzahl abhängig, das kann der E-Motor zwar etwas ausbügeln, doch der Gummiband-Effekt bleibt (spür- und hörbar).

Über 100 Patente

Toyota experimentiert seit Jahren mit der Hybridtechnologie, hält über 100 Patente und wer viel testet und entwickelt, kann irgendwann auch die Preise erschwinglich machen. Mit einem Basis-Preis von ca. 16.950 Euro ist der Toyota Yaris Hybrid zur Zeit der günstigste Hybrid-Kleinwagen in Deutschland.

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Viel für wenig Geld?

Nun muss man sich klar machen: Zu dem Preis kann ich kein Premium-Modell verlangen, denn viel Geld steckt im Antrieb, dem Akku und auch der Entwicklung. Der Innenraum zeigt sich altbacken aber funktional auch wenn die Kunststoff-Verkleidungen sicherlich nicht mehr ganz “State of the Art” sind. Die Sitze sind ausreichend gepolstert und bieten auch für längere Strecken (die sicherlich nicht zur Kernkompetenz gehören) ausreichend Komfort und einen zufrieden stellenden Seitenhalt.

Lohnt sich der Aufpreis vom Toyota Yaris Hybrid?

Wenn man das Gaspedal streichelt und so im Vergleich zu einem normalen Benzin-Motor ca. 1,5 Liter pro 100 km sparen könnte dürfte nach einer Fahrleistung von ca. 85.000-90.000 km den sogenannte “break-even” erreicht haben. Interessanter dürfte aber bei (vermutlich) steigenden Benzinkosten auch die Wertentwicklung und der Wiederverkaufspreis sein. Nehmen wir an, der Toyota Yaris Hybrid ist der Zweitwagen der Familie mit dem täglich eine Person zur Arbeit fährt dürfte dieser sich also nach ca. 4 Jahren bezahlt gemacht haben.

Generelle Fragen zum Thema Hybrid

Mit einem Hybridmodell ist man also in Richtung Zukunft schon etwas günstiger unterwegs, zur Zeit lohnt sich der höhere Preis noch nicht direkt auf den Geldbeutel aus, doch Experten gehen von einer weiteren Spritpreis-Erhöhung aus. Was in der Regel nicht beleuchtet wird sind die Herstellungskosten für die Batterie. Toyota ist hier sicherlich einer der günstigsten Anbieter, die – meines Wissens nach – auch über ein eigenes Batterie-Werk verfügen. Was man nicht vergessen sollte: Die Batterien müssen irgendwann auch mal ggf. ausgetauscht bzw. entsorgt werden. Wer sich ein Hybrid-Fahrzeug wegen einem “grünen Daumen” und der besseren Öko-Bilanz kauft sollte nicht vergessen, dass auch bei der Herstellung des Fahrzeuges seltene Metalle und Erden benötigt werden.

Wo sehe ich die Zielgruppe für den Toyota Yaris Hybrid?

Für diejenigen die lautlos morgens aus dem Wohngebiet rollen wollen ist der Hybrid-Antrieb natürlich eine gelungene Lösung. Zielgruppe für den Toyota Yaris: Nicht festlegbar! Der Kofferraum passt z.B. auch für eine junge Familie, dank der großen Öffnung und der nicht zu hohen Ladekante ist dieser allerdings auch für ältere Damen und Herren geeignet. Platz ist ausreichend für 4 Personen vorhanden. Egal ob jung oder alt, wer sich der moderenen Technik nicht verweigert, der kann sich den Toyota Yaris Hybrid mal ansehen. Der Preis ist defintiv heiß!

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Wie ist die Batterie geschützt? Muss ich mir da Sorgen machen?

Ich kann dafür nun die Hand nicht ins Feuer legen, doch Angst machen würde ich mir bei der Einbaulage nicht. Selbst bei Unfällen dürfte die Batterie an dem Montageort gut geschützt sein. Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass der Lufteinlass im Innenraum nicht blockiert wird. An der Seite der Rückenlehne befindet sich nämlich ein kleiner Lufteinlass zur Kühlung der Hybridbatterie. Ist dieser Lufteinlass zugestellt, kann eine Überhitzung zu einem Leistungsverlust der Batterie führen. Dadurch das die Batterie etwas kleiner ist als beim Auris schränkt diese nun nicht den Kofferraum vom Yaris ein:

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Ist die Umstellung auf ein Hybrid Fahrzeug schwierig?

Nein! Man merkt es ja kaum! Am Anfang muss man sich beim Toyota Yaris Hybrid sicherlich daran gewöhnen, dass ein Piep-Ton den Motorstart signalisiert. Anschließend über die Automatik die Fahrstufe einlegen und lautlos losrollen. Bei Bedarf springt dann der Benzinmotor vollautomatisch an. Es gibt zwei Fahrprogramme: ECO und Normal, zusätzlich kann man (falls möglich) auch rein elektronisch im EV-Modus fahren. Keine Angst vor einer leeren Batterie! In dem Fall läuft der Yaris ganz einfach über den Benzinmotor weiter.

Was ist mir bei Toyota Yaris Hybrid negativ aufgefallen?

Ich liebe den Fortschritt und die Technik. Anstatt auf die Tanknadel schau ich immer auf die Restreichweite und vertraue der Technik in der Regel auch zu 100%, beim Toyota Yaris Hybrid konnte ich dieses nicht. Denn bei einer 25% Tankfüllung zeigte mir das Fahrzeug eine Range (Restreichweite) von 0 km an – und das über 2 Tage und mehrfachen Neustarts.

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Was ist mir Positiv aufgefallen?

Auch wenn ich es nicht geschafft habe (so wie in der Werbung) meinem Beifahrer ein heißes Getränk über das Hemd zu kippen, der Yaris Hybrid bewegt sich in der Stadt flott, schnelle Kurvenfahrten meistert das Fahrwerk auch. Gibt man zu viel Gas (in der Kurve) quittiert der Toyota Yaris dieses “Fehlverhalten” des Fahrers durch ein leichtes Untersteuern.

Was ist Untersteuern?

Fronttriebler neigen zum Untersteuern. Damit bezeichnet man die Tatsache, dass die Haftungsgrenze der Vorderreifen überschritten wird. In der Regel passiert das, wenn zu hohe Längs- bzw. Querkräfte auf die vorderen Räder wirken. Die Räder beginnen zu rutschen und das Auto schiebt über die Vorderachse. Haben die Räder ihren Grip verloren hilft: Fuß vom Gas, Lenkeinschlag ein wenig zurücknehmen und beim nächsten mal in der Kurve etwas weniger schnell unterwegs sein. Gerade auf nassen bzw. glatten Untergründen neigen kleine, leichte, frontangetriebene Fahrzeuge mit “viel” Leistung zum Untersteuern.

Fazit:

Der Toyota Yaris Hybrid ist ein günstiges Fahrzeug für die Stadt und bietet alles um gut von A nach B zu kommen, optional gibt es ein Navigations-Radio mit Rückfahrkamera, welches ich empfehlen kann. Einparken wird damit zum Kinderspiel. Im hinteren Bereich fehlt es etwas an Licht und die Kofferraumbeleuchtung ist auch eher suboptimal gelöst, ansonsten bietet das Fahrzeug für die Klasse ausreichend Platz. Wer sein eigenes Fahrverhalten mal reflektiert, wird vermutlich schnell merken, dass er eigentlich nicht viel mehr benötigt als der Toyota Yaris Hybrid zu leisten bereit ist und das für einen Preis ab 16.950 Euro. Natürlich gibt es günstigere Benziner – auch in der Klasse – doch sind die auch so Zukunftsorientiert? Mit dem Yaris Hybrid fährt man auch heute schon ein Stück Zukunft und bringt sich selber den oben beschrieben “break even” näher.

Überrascht hat mich das Fahrzeug mit der Fülle von Ablageflächen, alleine vorne zählte ich 4 Getränkehalter, hinten kommen noch ein paar dazu. Da stört es mich dann auch nicht, dass die hinteren Passagiere nicht über elektrische Fensterheber verfügen. Das Lenkrad ist griffig, die Schalter groß dimensioniert und gut zu erreichen. Für kleinere Menschen wäre ggf. eine Gurthöhenverstellung nett gewesen, doch die fehlt im Toyota Yaris (Hybrid). Nicht wundern, den Tankdeckel drückt man nicht einfach so auf, da muss man erst den Nippel durch die Lasche bzw. den kleinen Hebel im Fußraum des Fahrers ziehen. Es soll ja für einige ein Kauf-Argument sein: Der Toyota Yaris Hybrid ist nicht nur mit zwei gut dimensionierten Außenspiegel und einem Innenspiegel ausgestattet, nein – es stehen auch zwei Schminkspiegel in den Sonnenblenden zur Verfügung, auch wenn diese unbeleuchtet sind. Im Falle einer Panne steht unter dem Kofferraum ein Pannenset zur Verfügung, wie man dieses benutzt steht in der sehr detaillierten Anleitung die man vermutlich im Handschuhfach unterbringen wird.

Mein Blick in die Glaskugel lässt mich einen höheren Wiederverkaufspreis entdecken, das sollte man beim Neuwagenkauf nicht ganz ausser acht lassen, ich persönlich habe mir bei meinem Fahrzeug sogar Features hinzubestellt, die ich selber gar nicht nutze – nur um einen möglichst hochpreisigen Wiederverkaufswert zu realisieren, denn eines gilt auch heute schon: Abgerechnet wird zum Schluss!

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