Angetestet: Ford Mondeo / Fusion – ein Beitrag von Jens Meiners

Weltautos baut Ford ja angeblich schon lange: Der 1980er Escort mit Frontantrieb – Codebezeichnung “Erika” – saß seinem US-amerikanischen Pendant ähnlich, der Legende nach beschränkten sich die Gleichteile allerdings auf den Aschenbecher. Den ersten Mondeo gab es so ähnlich als Ford Contour bzw. Mercury Mystique in den USA – dort war er zu kompakt. Doch seit der ehemalige Boeing-Chef Alan Mulally das Ruder in der Hand hält, setzt Ford erneut zum weltumspanennden Wurf an: “Global One” heißt das ambitionierte Programm, und wie ernst es die Marke meint, zeigen Fiesta, Focus – und der kommende Mondeo, den es in der USA unter der Bezeichnung Fusion bereits gibt. Wir haben uns dort ans Steuer gesetzt.

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Was ist das für ein Typ? Eine stattliche Limousine. Der Mondeo ist groß geworden, mit vielen horizontalen Linien bemüht sich die Karosserie, die große Bauhöhe zu kaschieren. Einen Scorpio braucht jetzt tatsächlich kein Mensch mehr; der müßte schon S-Klasse-Format haben, um sich merklich von dieser Mittelklasse-Limousine abzusetzen.

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Wie fährt er sich? Teutonisch präzise. Das Interieur ist klar und unterkühlt, die Motoren sind agil, die Handschaltung funktioniert ohne Tadel. Beeindruckend ist vor allem der 1.6-Liter-Turbo. Soviel Drehmoment und eine derart angenehme Akustik hätte man der kleinen Maschine nicht zugetraut. Das Telematik-System benötigt Eingewöhnung.

Kann ich mich darin sehen lassen? Wer sich bisher in einem Mondeo sehen lassen wollte, der kann sich auch im neuen Modell sehen lassen. Ford spricht – wie immer – von einem großen Designsprung, ich finde den Vorgänger schlanker und gelungener.

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Ist er praktisch und familientauglich? Ja. Auf allen Plätzen wird viel Platz geboten, der Innenraum ist variabel. Aber das sollte bei derart ausladenden Abmessungen auch so sein.

Höhepunkt? Motoren und Schaltung – die haben VW-Niveau. Und das Fahrwerk ist hervorragend abgestimmt.

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Tiefpunkt? Das Testfahrzeug fiel ab 140 km/h mit heftigen Windgeräuschen auf; wenn das kein vorserienbedingter Einzelfall ist, muss Ford hier nachbessern. Kein Höhepunkt ist das blasse, dunkelgraue Interieur.

Kann ich ihn mir leisten? Noch gibt es ihn nicht; wenn der Mondeo hier auf den Markt kommt, darf man günstige Angebote erwarten.

© Fotos: Ford 2012