Angriff! Attacke! Allrad! – nein, ich schreibe hier nicht über den neuen Audi RS6 – ich hab mich auch nicht vertan – der neue E 63 AMG kommt optional mit 4MATIC sprich mit Allrad um die Kurve. Vier angetriebene Räder! Nicht nur im Winter ein Traum! Nun haben auch die AMG Modelle von Mercedes-Benz Allrad und ja – ich hoffe auch, dass die zukünftigen Fahrzeuge von AMG davon profitieren werden. Wer übrigens unbedingt auf den Allrad-Antrieb verzichten möchte, der darf sich den “normalen” E 63 AMG gönnen, dieser hat ca. 28 PS weniger Leistung doch die geht dann gesamt auf die Hinterachse und wird dann auch wohl driften können.

Machen wir uns nichts vor: Ein E 63 AMG ist kein Sportwagen, dafür ist er auch “viel zu schwer”. Ein E 63 AMG ist meiner Meinung nach ein Fahrzeug für diejenigen die sich die Leistung leisten können wollen und denen es dann reicht zu wissen was unter der Haube steckt. Im Sprint von Ampel zu Ampel hetzen? Ist möglich, Werte zwischen 3,6 und 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h sollten auch reichen, doch will man dieses Fahrzeug wirklich darauf reduzieren? Die Höchstgeschwindigkeit liegt abgeregelt bei 250 km/h – aber das ist auch kein Wert der einen nun verwundert. Keinen anderen Wert hätte man vermutlich erwartet, oder? Was macht diesen E 63 AMG denn nun so besonders? Ist es das Drehmoment von 720 Nm (800 Nm beim S-Modell), sind es die 557 PS (585 PS beim S-Modell) oder einfach nur die Tatsache, dass das Topmodell ein hervorragendes Fahrzeug ist welches einfach nur mit noch mehr von allem um die Ecke kommt?

Die normale E-Klasse ist bereits ein hervorragendes Fahrzeug! (nachlesen) Der E 63 AMG zeigt sich schärfer und der E 63 AMG S als schärftes Gerät. Bei der Probefahrt ist mir aufgefallen, dass der Antrieb (der natürlich in der bekannten “one man one engine” Technik hergestellt wird) mit dem Gewicht der E-Klasse wahrlich kein Problem hat. Beim Fahrwerk würde ich auch den Anspruch von Mercedes-Benz “das Beste oder nichts” unterschreiben. Kritik? Muss ich ja nun schreiben, oder? Kritisieren würde ich – obwohl ich kein Rennfahrer bin – das Doppelkupplungsgetriebe. Vorsicht: Jetzt beginnt das Jammern auf allerhöchsten Niveau: Stellt euch vor ihr fahrt auf eine Kurve zu, schaltet ein – zwei Gänge runter, rollt auf den Scheitelpunkt der Kurve zu und wollt dann wieder Vollgas geben und zügig hochschalten. In dem Fall sind mir die etwas zu langen Schaltzeiten aufgefallen, ich weiß aber ehrlich gesagt nicht ob ein anderer Hersteller (nun kommt mir nicht mit Porsche, wir vergleichen hier ja nicht Äpfel mit Birnen) das besser hin bekommt. Na? Wer hat diese Kritik gelesen? Wollte nur mal die Aufmerksamkeit überprüfen, stimmt natürlich alles nicht. Das Getriebe ist meiner Meinung nach Top, die Schaltzeiten ideal und die Schaltvorgänge zügig genug.

Aufgefallen ist natürlich auch das Gewicht, das lässt sich z.B. beim Bremsvorgang (geht mal etwas schneller in die Kurve rein) nicht wegdiskutieren. Die Limousine bringt fast 2 Tonnen auf die Straße, das T-Modell liegt drüber – da müssen die Bremsen schon ordentlich zupacken. Sportlich ambitionierte Fahrer sollten dann wohl besser zu den optionalen Keramik-Bremsen greifen, auch wenn diese den Anschaffungspreis erhöhen dürften.

Die AMG Keramik-Bremsanlage ist exklusiv nur für das S-Modell lieferbar. Die Keramik-Bremsscheiben haben dann einen Durchmesser von 402 Millimeter, senken das Gewicht und erhöhen durch den höheren Härtegrad nicht nur die Lebensdauer sondern auch die Widerstandsfähigkeit. Ob “Otto Normal” den Unterschied spüren würde? Vermutlich nicht, aber der E 63 AMG S ist auch kein Fahrzeug für “Otto Normal”.

Demnächst muss man übrigens aufpassen, denn unter gewissen Umständen kann es sich auch um einen Wolf im Schafspelz handeln. Optional gibt es für AMG Fahrer der neuen E-Klasse die Möglichkeit das Fahrzeug optisch etwas zu entschärfen. Die vordere Spoiler-Stoßstange mit den großen Lufteinlässen hat aber nicht nur optische Gründe, der Motor (und vermutlich auch die Bremsanlage) brauchen Luft und der Auftrieb soll auch verhindert werden. Die seitlichen Lufteinlässe verfügen über Luftleiteinrichtungen, so wird die Luft direkt zu den Kühlmodulen geleitet. Der Frontsplitter (in Wagenfarbe lackiert) kümmert sich um den Auftrieb. Das Fahrzeug soll schließlich dort bleiben wo es ist: Auf der Straße.

Damit das Fahrzeug sich auch auf die Straße trauen darf, bekam es ein ordentliches Schuhwerk verpasst: An der Vorderachse drehen sich 255/40 R 18 Reifen auf 9,0 x 18″ Felgen, an der Hinterachse sind es 9,5 x 18″ Felgen mit 285/35er Reifen. Die Allrad-Modelle und somit auch die S-Modelle verfügen vorne über 255/35 19″ Reifen auf 9,0 x 19″ Felgen während hinten 285/30 er Reifen auf 9,5 x 19″ Felgen zum Einsatz kommen. Exklusiv beim S-Modell: Die Alufelgen im 10 Speichen-Design!

Der AMG Allradantrieb 4MATIC sorgt mit einer Kraftverteilung von 33 zu 67 Prozent (Vorder-/ Hinterachse) für ein sportliches Feeling, das adaptive Fahrwerk erledigt den Rest. Serienmäßig verbaut ist das AMG RIDE CONTROL Sportfahrwerk mit elektronisch geregeltem Dämpfungssystem. Interessant: An der Vorderachse kommt eine Stahlfederung zum Einsatz, an der Hinterachse ein voll tragendes Luftfedersystem. Ein Druck auf die Fahrwerks-Taste genügt, und die Elektronik wechselt von “Comfort” auf “Sport” oder “Sport plus” und ja, diese Unterschiede spürt man.

Die Unterschiede zwischen normaler E-Klasse und dem AMG Modell spürt man natürlich auch im Innenraum, hier geht es sportlich ambitioniert zur Sache ohne die grundsätzlichen Vorteile der E-Klasse zu kanabalisieren. Sprich: Sportlich ja, aber nicht Rücksichtslos. Technisch gesehen ist der E 63 AMG natürlich auch mit sämtlichen anderen Features der neuen E-Klasse (und somit mit der zukünftigen S-Klasse) zu kombinieren, serienmäßig sind die attraktiven Voll-LED Scheinwerfer, der aktive Park-Assistent, der Attention Assist und der Collision Prevention Assist an Bord. Nach einer kurzen Probefahrt ging es auch für mich als Kapitän wieder raus in die Realität, das sportliche Lenkrad wollte ich nicht wirklich loslassen, doch irgendwie trennen mich von diesem automobilen Traum etwas über 103.054 Euro. Da fängt der E 63 AMG Traum an, mein Favorit wäre dann das T-Modell mit 4MATIC als E 63 AMG S: Los geht “S” ab 121.023 EUR (T-Modell) – da muss ich wohl noch etwas sparen.

Ersparen möchte ich euch auch nicht die Antworten auf die “Angetestet” Fragen:

Was ist das für ein Typ?

Wie oben schon geschrieben: Der E 63 AMG ist kein Sportwagen, aber trotzdem ein verdammt sportlicher Wagen der über einen hohen Nutzwert verfügt und dessen Fahreigenschaften auch zu temporären Gesichtsstraffungen führen können.

Kann ich mich darin sehen lassen?

Ja, und wem die Optik etwas zu auffällig ist, kann dies optional abwählen. Das gilt übrigens auch für die E 63 AMG Embleme. Übrigens flunkert hier der Hersteller etwas, denn unter der Haube steckt ja “nur” ein 5,5 Liter Motor – falls das nun den grünen Daumen etwas beruhigen sollte. Verbrauchswerte? Gibt es! Kofferrau auch und damit kommen wir direkt zur nächsten Frage:

Ist er praktisch und familientauglich?

Mmmh, sind 585 PS praktisch? Im Notfall schon, oder ;-) – die Familientauglichkeit ist unbestritten, der Kofferraum gerade von dem Kombi riesig und der Platzbedarf im Innenraum mehr als ausreichend.

Höhepunkt?

Die Kombination aus Antrieb, Fahrwerk und Antrieb! Bei dem Fahrzeug merkt man, dass das Beste oft nur gut genug ist und das man bei der Entwicklung keine Kompromisse gemacht hat, das merkt man sicherlich auch am Preis, doch Qualität und diese Emotionen die entstehen wenn man mit so einem Fahrzeug fährt kann man nur schlecht mit Geld aufwiegen. Der wundervolle Klang vom V8 streitet sich mit der Bang & Olufsen Anlage die eigentlich aus dem E 63 AMG ein rasenden Konzertsaal machen würde. Auf der Autobahn haben wir den Klang der Anlage genossen, ansonsten dann doch lieber den V8 Sound.

Tiefpunkt?

Der Blick in den eigenen Geldbeutel und damit kommen wir dann auch zur letzten und für viele entscheidenden Frage:

Kann ich Ihn mir leisten?

Ich persönlich sicherlich nicht! Auch wenn der E 63 AMG S als T-Modell sicherlich das perfekte Fahrzeug für meine Ansprüche wäre und viel mehr bieten würde als ich ihm abverlangen würde. Wir reden hier über ein Fahrzeug welches, etwas besser ausgestattet mit ca. 130.000 – 140.000 Euro gehandelt werden dürfte, da muss man sich schon überlegen ob man den TV-Tuner für digitalen Fernsehempfang hinzu konfiguriert oder nicht (Aufpreis: 1.178,10 Euro). Die Leasingraten dürften bei ca. 1.200-1.400 Euro liegen. Somit dürfte klar sein, dass sich dieses Fahrzeug nicht jeder leisten kann, aber träumen ist erlaubt und seit ein paar Tagen wissen wir ja auch, dass es auch im “moderateren Bereich” ansprechende AMG Modelle folgen werden.

Im nächsten Beitrag zeige ich euch ein ganz persönliches Highlight vom E 63 AMG, das hat mich ganz besonders in seinen Bann gezogen und das obwohl es wortwörtlich ursprünglich gar nichts mit dem AMG zu tun hat(te). Doch darüber bald mehr, dann kommt auch noch ein kurzes Video. Stay tuned – powered by AMG!