Ich war jung, so herrlich jung und im Fernsehen fuhr ein bunt beklebter Peugeot 205 die Rallye Dakar. Ich war begeistert und als kleines Kind wusste ich: Du wirst mal einen Peugeot 205 fahren. Bin ich nie, ich weiß gar nicht warum nicht – aber ich hatte nie einen Peugeot 205 GTi der damals mit 105 bzw. 128 PS wahrlich nicht untermotorisiert war. Damals gab es noch Aufkleber wie “Leistung satt  – ohne Kat!” und man war stolz drauf, heute ist sowas fast undenkbar – heute spricht jeder nur noch von Downsizing, Umweltschutz und versucht dabei den Fahrspaß nicht zu kurz kommen zu lassen.

Ich mochte den Peugeot 205 wirklich, er hatte eine ganz tiefe Gürtellinie, kleine Rückleuchten und für seine Ausmaße eine relativ breite Spur. Hach, GTi! Ja, mit dem Namen, da hat man sich keinen Gefallen getan, auch wenn der Peugeot 205 GTi öfter verkauft (330.000 Stück) wurde als der VW Golf 1 GTI (also “der GTI”) bleibt rein vom Namen her das Problem, dass viele sofort an Volkswagen denken wenn man die “sportlichen drei Buchstaben” hört und der VW bekam ja auch schon mehrere Lieder verpasst. So z.B. von den Fantastischen 4 oder aber auch von Hank Häberle jr.: “Platz do weg do, aus der bahn, weil i fahr gti. Ronder von der linke spur. Die isch extra gmacht für so ärsch wie mi, En spoiler hinte ond vorne, Lichthup nei on zweihondert ps, I han zwar net viel drin im hirn,doch dofür schlappe druff wien dicker schweizer käs…” – Breite Schlappen vermisst man beim neuen Peugeot 208 GTi, die Tuner werden vermutlich direkt breitere Felgen oder aber Distanzscheiben montieren. Die heutigen GTi Fahrer müssen übrigens was im Hirn haben, denn ansonsten könnten sie sich so ein Fahrzeug vermutlich gar nicht mehr leisten…

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Der neue Peugeot 208 GTi hat nun 200 PS unter der Motorhaube, wer mindestens 22.900 Euro auf den Verkaufstresen seines Peugeot-Händlers legt (oder von mir aus seinen Wagen in Zahlung schiebt und etwas drauflegt) kann sich ein kleines Fun-Mobil vor die Tür (oder die Garage) stellen.

Der 1.6 Liter Motor wird durch einen Turbolader zwangsbeatmet. Gibt man dem Affen Zucker, also dem 208 GTi Vollgas beschleunigt der kleine Franzose von 0 auf 100 km/h innerhalb von 6,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 230 km/h. Klar gibt es Kleinwagen die das schneller können, aber will man das überhaupt? Das Revier dieses französischen Benzinvernichter ist doch eindeutig die Landstraße.

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Jetzt macht auch die Lenkradposition Sinn, wobei ich die ja schon beim normalen Peugeot 208 Test mochte. Ich wiederhole kurz: Man schaut nicht mehr durch das Lenkrad, sondern oben drüber. Dort sieht man dann die notwendigen Instrumente, der Fahrer selber fühlt sich wie in einem Kart und dank der sehr direkten Lenkung hat man fast das Gefühl, man hätte tatsächlich einen Sportwagen unter dem Allerwertesten.

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Zündung an, Motor starten, 1. Gang – zisch, 2. Gang – schnell und knackig schaltet der Fahrer (oder ist es doch der Pilot) sich durch die 6 Gänge. Ja, im Peugeot 208 GTi rührt man noch von Hand, da gibt es keine Automatik mit Schaltwippen da ist man noch der Rallye-Fahrer der selber am Hebel ziehen und darf das Drehmoment von 275 Nm auf die Straße bringen. Das macht man auf der Landstraße auch besonders gerne. Fahrwerk? Sportlich und straff, aber für den Alltag ebenso zu gebrauchen – sprich der Fahrer bekommt keinen Bandscheibenvorfall nach einer Fahrt mit dem 208 GTi.

Was ist das für ein Typ?

Ein Kraftzwerg! Der kleine Löwe reißt mächtig das Maul auf, hält allerdings was er verspricht, bzw. verspricht nicht zu viel, denn optisch gibt er sich – so wie einst sein Urahn – eher zurückhaltend. Der Peugeot 205 GTi hat sich damals verkauft wie geschnitten Brot, ach was sage ich wie Baguettes in Frankreich. Ob sich dieser Erfolg wiederholen lässt wird die Zukunft zeigen.

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Kann ich mich darin sehen lassen?

Ein VW Golf 2 GTi mit 8 und 9×14 Felgen ist sicherlich prolliger, aber ungefähr genauso groß. Interessant oder? Der VW Golf GTI ist immer größer geworden, doch will das die Zielgruppe eigentlich. Der Peugeot 208 GTi ist für Menschen mit einem überschaubaren Bedarf an Platz und natürlich für diejenigen die gerne auch mal flotter von A nach B fahren wollen. Er dürfte nun von der Größe gegen den VW Polo GTI antreten. Fast 12.000 Fahrzeuge wurden inzwischen vom Peugeot 208 verkauft, da kann man sich mit einer sportlichen Variante natürlich sehen lassen.

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Ist er praktisch und familientauglich?

Da es den Peugeot 208 GTi nur mit 3 Türen gibt, ist dieser Kleinwagen eher als nicht familientauglich einzustufen. Die breite C-Säule schränkt die Rundumsicht etwas ein und wenn man hinten die Kopfstützen “oben lässt” sieht man auch nach hinten hinaus nicht mehr viel. Sagen wir es mal so: Es gibt durchaus praktischere Fahrzeuge von Peugeot, aber die haben dann teilweise halt auch nicht 200 PS unter der Haube. Den Einklemmschutz bei den Seitenscheiben hätte ich mir aber trotzdem gewünscht, der Kofferraum reicht für mehr als nur den Einkauf aus:

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Höhepunkt?

Die Sitzposition und der Blick über das Lenkrad. Ganz am Anfang von vielen noch als ungewöhnlich tituliert, passt diese beim Peugeot 208 GTi wie die Faust aufs Auge. Go-Kart Feeling mit ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer. Eigenlich ist es schade, dass es für Tiefflieger auf der Landstraße noch keine Miles & More Punkte gibt, denn der 208 GTi lädt zum Punkte sammeln ein, habe ich euch eigentlich schon erzählt das ich gerade  wieder geblitzt wurde?

Tiefpunkt?

Die Endrohre sehen chic aus, doch leider hält der Franzose nicht was die Optik verspricht. Mir ist der GTi etwas zu leise, ich hätte ihn gerne mehr Sound gehabt, mehr Klang und damit meine ich nicht das Infotainmentsystem. Ich verstehe nicht, warum es den Peugeot 208 GTi nicht in ein paar knalligen Farben gibt, neben dem aufpreispflichtigen Rubi Rot gibt es noch Schnee Weiß, Shark Grau, Virtual Blau, Chronos Silber oder halt Perla Nera Schwarz. Warum kein kräftiges, helles Blau oder gar ein sportliches Gelb? Ich würde mich dann für Schnee Weiß entscheiden, dann merkt halt keiner auf den ersten Blick das 200 PS unter der Haube stecken. Der Tacho ist entweder zu klein, oder mit zu vielen Zahlen überfrachtet – klar, der GTi braucht einen Tacho bis 240 km/h – aber so verliert man den Überblick, immerhin kann man sich die Geschwindigkeit auch noch digital anzeigen lassen.

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Kann ich ihn mir leisten?

Bereits in der serienmäßigen Grundausstattung gibt es Dinge die bei anderen Herstellern Aufpreispflichtig sind, so gibt es eine Klimaautomatik, ein Lederlenkrad, 17″ Räder und natürlich das GTi-Paket. Rot, rot, rot… ein roter GTi-Faden zieht sich durch den Innenraum. Ab 22.900 Euro geht es los, dafür kann man dann auch in seinen eigenen Erinnerungen schwelgen. Für 410 Euro Aufpreis gibt es den GTi auch mit dem Panorama Glasdach – das lohnt sich, es macht den Innenraum schön hell und ich würde dann auch noch die 360 Euro für das JBL Soundsystem investieren. 146,76 kostet die Mittelarmlehne (aus dem Peugeot Zubehör-Store) die ich ebenfalls noch ordern würde. Damit kostet “mein” GTi etwas unter 24.000 Euro, soll mit einem NEFZ-Verbrauch von 5,9 Liter auf 100 km auskommen und dabei gerade mal 139 g/km CO2 emittieren.

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Fazit: Der Peugeot 208 GTi ist nicht nur ein Fahrzeug für Menschen, die schon damals für den legendären 205 GTi geschwärmt haben, es ist ein guter, sportlicher Kleinwagen mit einem hohen Fun-Faktor – ohne allerdings dabei nach den Sternen zu greifen. Er ist ehrlich, verspricht nicht was er nicht hält (außer eventuell beim Klang) und ist somit ein gelungener kleiner Kraftzwerg bzw. ein attraktives Löwen-Baby.

Andere Meinungen? 

Peugeot 208 GTi – der Löwe rennt wieder – Nicole Männl
Der Löwe brüllt wieder: der Peugeot 208 GTi hat in den Alpen gejagt – Stefan Maaß
Getaway in Wermelskirchen: der neue Peugeot 208 GTI im Fahrbericht – Moritz Nolte
Wolf im Schafspelz: Peugeot 208 GTI – Johannes Knapp – auf NewGadgets

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Meine Leseempfehlung:

Das dynamische Duo war “natürlich” gemeinsam in Wermelskirchen unterwegs, von daher geht mein Lesetipp zum Peugeot 208 GTi in Richtung Bielefeld zum Jan Gleitsmann: Peugeot 208 GTi – erste Probefahrt mit dem kompakten Rennlöwen

…und jetzt schaut euch das Ausfahrt.TV Video zum Peugeot 208 GTi an: