Tobias Moers, Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeuge bei Mercedes-AMG, hat das Glück AMG bereits seit 19 Jahren zu begleiten. In Genf hatten Jan und ich das Glück eine halbe Stunde lang mit Tobias Moers über Gott, die Welt, den Wald und natürlich auch über AMG zu sprechen. Wir haben bewusst das Interview nicht transkriptet sondern haben uns Antworten auf unsere Fragen geholt. Tobias Moers hat den Aufbau und Umbau von AMG nicht nur miterlebt sondern auch zum Teil mitgestaltet und man merkt ihm an, dass er nicht nur seinen Job sondern auch die Marke lebt und liebt.

Er hat einen Ruf als Perfektionist, im Beruf geht er gerne mal an die Borderline, sprich an die Grenzen. “Man muss an die Grenzen gehen, sonst kommt man nicht weiter” hörte ich ihn zwischendurch mal sagen und ich denke, das beschreibt es ganz gut. Er arbeitet ca. 14-16 Stunden am Tag, sieht das ganze allerdings wie folgt: “Wenn man in einem Unternehmen, das man zum Teil selbst mit aufgebaut hat, einen Job hat, der meistens viel Spaß macht, man hin und wieder mit seinem Team auf die Rennstrecke kommt, dann braucht man eigentlich keinen Ausgleich.” Im privaten Leben von Tobias Moers gibt es zwei wichtige Aspekte: Zum einen natürlich seine Familie, da ist er am Wochenende für seine Kids da und Holzfällen! Privat fährt er tatsächlich gerne mal in seinen Wald und fällt ein paar Bäume um einen Ausgleich zum Arbeitsalltag zu schaffen. Einmal im Monat muss er sich körperlich richtig austoben um Energie zu tanken für die alltäglichen Aufgaben. Über die haben wir gesprochen, hier möchte ich aber nur die Themen AMG und A-Klasse bzw. CLA aufgreifen und die anderen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen.


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Was macht AMG aus? AMG macht vor allem ein Team aus, was inzwischen aus über 700 Ingenieuren besteht. AMG muss man sich also als richtigen Automobilhersteller vorstellen. Mit einer Größe von über 1200 Mitarbeitern und 700 Ingenieuren ist AMG eine richtige Automotive- Company, ein richtiger Hersteller. AMG partizipiert natürlich von Mercedes-Benz, gerade im Bereich der Assistenzssysteme die natürlich auch in den AMG-Fahrzeugen Verwendung finden. Tobias Moers hat eine ganz tolle Philiosophie: “Solange ich das ausschalten kann, ist ja alles gut! Wenn ich hochdynamisch, zum Beispiel auf einer Rennstrecke, fahren möchte kann ich die Assistenzsystem ausschalten. Fahre ich z.B. von München nach Hamburg, dann nutze ich die Sicherheitssysteme auch gerne.” Sicherheit steht bei AMG sowieso ganz oben auf der Liste, die internen Crashtests haben einen weit höheren Standart als zur Zeit gesetzlich gefordert.

Driving Performance, wie sieht es mit dem Claim aus? Eine bedeutungsvolle Aussage. Schaut man sich die Historie von AMG der letzten 10-20 Jahre an, dann war AMG früher ein großer Motor mit einer hohen Performance wenn man schnell geradeaus fahren wollte. Der Wettbewerb hat sich klar in die Richtung Fahrdynamik entwickelt und natürlich war das auch für AMG ein Ziel und heute ist AMG, laut Moers, auf einem Niveau angekommen mit dem man schon in die Zukunft schauen kann.

Perfektion auf höchstem Niveau? Jedes Fahrzeug wird gleich behandelt, immer wenn ein Auto neu layoutet fäng man mit Vorentwicklungsphasen an. Man überlegt sich “Wo will man hin mit dem Fahrzeug” (Anmerkung: Eine Neuentwicklung dauert 4 Jahre) und jedes Fahrzeug was einen fahrdynamischen Anspruch hat, hat auch eine eigene Achskonstruktion, bekommt einen eigenen Antriebsstrang. Das Fahrzeug muss auch bei ausgeschalteten Assistenzssystemen (wie z.B. ESP) sehr gut fahrbar sein: “Das muss funktionieren!”

Wie wird sowas getestet? “Wir testen mit ESP aus!” – dann beschreibt Moers was sich wie ein Gedicht anhört: “Ich muss mit dem Auto spielen können, auf der Rennstrecke. Wenn ich zu schnell in die Kurve fahre, ich lupf das Gas dann möchte ich das das Auto eindreht, aber nicht zuviel beim Lastwechsel. Da hat man schon seinen eigenen Anspruch und der liegt verdammt hoch!” – damit spricht Tobias Moers vermutlich jedem Autofan aus der Seele und das merkt man ihm und den anderen Mitarbeitern von AMG halt an, die sind mit Herz und Seele dabei nicht nur weil sie es können, sondern vor allem weil sie es wollen.

Reden wir über die A-Klasse, reden wir über den CLA 45 AMG oder aber auch den A 45 AMG. Ab wann war AMG involviert? Wie man sich vorstellen kann ist AMG bereits ganz am Anfang mit dabei. “Die A-Klasse ist da ein ganz spezieller Fall, die war ja quasi Neuland für uns! Mit Heckantrieb und V8 kennen wir uns ja ganz gut aus, da sind wir ganz gut dabei, früher hatten wir auch V6 Kompressor und dann kommt die A-Klasse. Klar war: Mit der neuen Generation ist AMG mit dabei. Sehr früh ist AMG mit Simulationen gestartet, hat Achsen gebaut, diese auf Prüfständen getestet und die Messwerte wieder in die Simulation gebracht. Der Aufwand ist beträchtlich, die Ergebnisse jedoch unersetzbar. Im Jahr 2008 hat AMG bereits am CLA 45 AMG bzw. am A 45 AMG gearbeitet und wie jeder Hersteller fährt auch AMG die Fahrzeuge im Dauerlauf.

Kommen wir zum Kernthema, kommen wir zum Motor. Was steckt da unter der Haube? 2.0 Liter Hubraum, ein sehr kompaktes, leichtes Aggregat mit einem großen Turbo. Ein Turboloch ist hier ein Fremdwort! Der Motor vom A 45 AMG leistet 360 PS bzw. entwickelt eine Kraft von 450 Nm. Das Getriebe ist genau auf diese Leistung ausgelegt. Dazu muss man wissen, dass durch die neuen Materialien, die ja nun auch Gewicht einsparen, gerade die Getriebe viel leichter geworden sind, allerdings bieten diese nun auch nicht mehr so viel “Reserven” wie früher. Wenn nun also ein Tuner, noch mehr Leistung in das Fahrzeug bringen will, wird das auf die Lebensdauer des Antriebsstrangs, sprich auf das Getriebe gehen.

Wo wird der AMG Motor gefertig? One (Wo)man – one Engine, natürlich wird auch jeder Motor, der in einem A 45 AMG oder im CLA 45 AMG verbaut wird jeweils von einem Mitarbeiter bzw. einer Mitarbeiterin hergestellt. (Anmerkung: ca. 5% Frauenanteil bei der Motorenfertigung) AMG hat im 4-Zylinder Motor-Werk von Mercedes-Benz ein eigenes Montageband. Damit steht ein guter Stern über AMG, die Unternehmensphilosophie darf sich ausbreiten und was kann es schöneres geben.

Was haben wir vergessen zu erwähnen? Ganz neu ist auch der AMG-Sitz, ein sehr leichter Sitz, mit Anleihen von einem herkömmlichen Schalensitz. Der Sitz bietet nicht nur zahlreiche Verstellmöglichkeiten und lässt sich so quasi auf den Fahrer maßschneidern, nein er sieht auch noch gut aus. Das Auge fährt mit! Das weiß man natürlich auch bei AMG und vernachlässigt, neben den aerodynamischen Veränderungen, natürlich auch nicht die Optik.

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Ich darf gestehen: Tobias Moers war der beste Interview-Partner den ich bis dato hatte. Selten so viel Freude dabei gehabt einem anderen Menschen einfach nur zu zuhören. Die Fotos hat natürlich Jan Gleitsmann geschossen. Nach dem Interview ging es dann auch noch zum A45 AMG um uns dort zwei Highlights anzuschauen:

Den CLA 45 AMG durfe ich nun (er)fahren bzw. mir mein eigenes Bild machen, den CLA 45 AMG Fahrbericht könnt ihr hier nachlesen, ich möchte mich hier noch mal sehr herzlich bei Tobias Moers für seine Zeit, die Antworten und vor allem die tollen Einblicke hinter die Kulissen von AMG bedanken, ein paar Informationen habe ich mir noch für weitere Beiträge aufgehoben.