Wenn man keine Ahnung hat, dann sollte man doch eigentlich die Klappe halten, oder? Von den unzähligen Mit- und Nichtmitgliedern hört man nun viele Stimmen. Einige wollen nun, nach dem “Skandal” austreten. Ich stelle mir die Frage: Warum?

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Ist man beim ADAC Mitglied geworden wegen dem ADAC Motorwelt Abo? Ist man beim ADAC Mitglied geworden wegen der ADAC Leserwahl? Jetzt mal unter uns, diese ganzen Leserwahlen sind doch der letzte Humbug. Wer wählt denn da? Und was hat das für eine Aussage? Egal ob der ADAC nun die Zahlen mit Faktor 10 multipliziert hat, die Quote bleibt die gleiche. Es sieht nur von den Zahlen der Beteiligung besser aus.

Warum ich die Leserwahlen für Schwachsinnig halte: Die “Leser” entscheiden nach dem Bauchgefühl, es ist meist eine rein optische Entscheidung. Gefällt mir das Fahrzeug / die Marke oder gefällt mir diese nicht? Vermutlich wird dann auch noch das eigene Fahrzeug gewählt, bzw. das was am nächsten dran ist. Wer mag schon zugeben, dass man sich ein anderes nicht leisten konnte / wollte? Wie dem auch sei: Im Vergleich zu zahlreichen Automobil-Journalisten oder diejenigen die sich dafür halten sind die meisten Leser die Fahrzeuge nicht einmal gefahren. Nun soll so eine Wahl repräsentant sein? Für was denn? Natürlich ist der VW Golf 7 das “Auto der Deutschen” – welches soll es denn auch sonst werden? Bei den anderen Fahrzeugwahlen gibt es doch für fast jede Marke (sorry, für fast jedes Fahrzeugsegment) eine eigene Kategorie. Sollten da die Werbetreibenden immer noch zu schlecht abschneiden, dann wird halt noch zwischen Import und heimische Marken unterschieden. So wird schon jeder Hersteller irgendeinen Pokal / Preis bekommen und wenn nicht, dann bleibt es halt wenigstens im Konzern und im nächsten Jahr folgt eine neue Kategorie.

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Was beim Autokauf doch einzig und alleine zählt, ist die Antwort auf nachfolgende drei Fragen:

  • passt das Fahrzeug zu mir / meiner Familie / meinem Platzbedarf
  • kann ich mir das Fahrzeug leisten
  • kann ich mir die monatlichen / jährlichen Fixkosten leisten

Diese drei Fragen werden nicht durch eine Leserwahl beantwortet, die muss man sich selbst beantworten. Dazu dann noch die Frage ob einem das Fahrzeug überhaupt auch gefällt. Dafür helfen z.B. Automobil-Tests und Fahrberichte, dafür hilft auch der NEFZ-Verbrauch (auch wenn man den mit dem “So-fahr-ich-wirklich-Faktor” multiplizieren muss) und dafür helfen auch Auto-Blogs, die in der Regel im Netz mehr “Platz zur Verfügung” haben als Printmagazine. Löblich finde ich den Vorstoß von Stefan Anker, der mit seinem eigenen Blogprojekt zwar gescheitert ist, aber nun auf der offiziellen WELT-Webseite sein journalistisches Angebot durch kurze, knappe Videoclips anreichert. Solche Dinge können zu einer Kaufentscheidung führen, bzw. einen Mehrwert für die Leser mit sich bringen. Wir versuchen das bei Ausfahrt.TV ja auch, hier mal unser Beitrag zum Audi RS Q3.

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Zurück zum ADAC. Ich bin seit 1998 Mitglied im ADAC! Habe die ADAC+ Mitgliedschaft und habe diese bis dato keinen Tag lang bereut. Der ADAC hat mir mit seinen gelben Engeln mehrfach aus der Klemme geholfen und genau das ist der Grund warum ich dort Mitglied bin. Der jährliche Beitrag dafür ist vernichtend gering und nicht der Rede wert. Ein kostenloses Abo der ADAC-Motorwelt bekommt man ja schließlich auch noch. Ich gestehe, da schaue ich nicht einmal mehr rein, die wandert ungelesen im Papiermüll.

Ich bin nicht einmal enttäuscht vom ADAC und kann unter gewissen Gesichtspunkten die Führungsebene sogar verstehen. Da hat man das auflagenstärkste Magazin und eine Wahlbeteiligung die so gering ausfällt, dass sich Werbetreibende fragen könnten, ob sich die Anzeige noch lohnt. Der ADAC darf mit dem eingetragenen Verein kein Geld verdienen, doch irgendwie muss der Rubel ja rollen. Von daher gibt es die ADAC Versicherung, die ADAC Reisen, den ADAC Postbus, den ADAC Verlag, den ADAC wasweißich.

Einige werden nun austreten, andere haben erst doch den Skandal erfahren, was der ADAC sonst noch so alles bietet und jetzt würde ich sagen: Mund abwischen, weitermachen. Die Jungs und Mädels auf der Straße, also die gelben Engel, sollten auch morgen noch Stolz darauf sein können, dass sie anderen Autofahren aus der Patsche helfen. Menschen machen Fehler. Mögen wir diesen Menschen nun, nachdem sie diese ja zugegeben haben, doch einfach verzeihen. Ändern können wir es ja nicht mehr.

Ich denke der “ADAC Skandal” hat nun eine sensibilisierende Wirkung auf weitere Leser-Umfragen / Tests / Wahlen, denn nur so kann ich mir die diversen Pressemitteilungen erklären, aus denen nun ganz genau hervorgeht, wer – wie – warum – wo – wann, gewählt hat. Ich bin Mitglied im ADAC wegen den Kernkompetenzen – der Verkehrshilfe – dem Pannendienst – und das werde ich auch bleiben, so lange ich selber Auto fahren darf.

Bei Awards vertraue ich lieber auf Preise die von Fachleuten, Fachjournalisten bzw. Leuten vergeben werden, die die Fahrzeuge a) beurteilen können und b) vergleichen können. Der Car of the Year Preis ist so einer, der wird ja in Genf verliehen. Die “glorreichen 7” stehen schon fest die sich für das große Finale qualifiziert haben.

Was würde ich tun, wenn ich beim ADAC etwas zu sagen hätte?

Ein Patentrezept gibt es sicherlich nicht. Transparenz ist in dem Fall wichtig, egal ob der Chef nun mit dem Privatjet geflogen ist, der Hubschrauber der Rettungsstaffel zum Trocknen von Fußballstadien benutzt wurde oder ob es eine Gehaltserhöhung gab. Ich würde die ADAC Wahl umgestalten bzw. in der jetzigen Form abschaffen. Einen weiteren “Car of the Year” Award brauchen wir ja schließlich nicht, sonst hätte ich das Konzept umgesetzt. Aber da könnte man sich doch auch anschließen, bzw. darüber berichten. Die Leser würde ich auch mehr ins Boot holen bei der Beurteilung der Fahrzeuge. Den ADAC Test ausweiten und somit die Motorwelt zu einem Magazin machen, welches nicht wegen der Treppen-Lift und “größer-mach-Schuhen” im Gedächtnis bleibt. Der ADAC als Verein muss wieder zur Stimme des Autofahrers werden. Seine Interessen vorbringen und durchsetzen. Problem hier: Welche Interessen sind das eigentlich? Leserumfragen in der Motorwelt werden diese Frage nicht beantworten können… hätte ich also beim ADAC etwas zu sagen, dann hätte ich eine verdammt schwierige Zeit vor mir – vermutlich mit viel Gegenwind, vielen Vorurteilen und immer den  schlechten Erinnerungen im Nacken. Was passiert ist kann man nicht mehr ungeschehen machen, aber was passieren wird, das hat man (in der Regel) in der Hand.

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So, schnell mal gecheckt: Ein paar Blogger haben natürlich auch noch über den ADAC geschrieben! Tom Schwede zum Beispiel, Derek Finke …