In Berlin-Tempelhof hatten wir für ings. 4 Stunden die Gelegenheit uns den VW e-Golf einmal näher anzusehen. Auf die ausführliche Probefahrt haben wir verzichtet, denn schließlich wollten wir auch noch “nebenbei” unser Ausfahrt.TV Video fertigstellen. Was bleibt ist ein erster, durchaus positiver, Eindruck und die Frage nach dem Sinn.

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Kommen wir zunächst aber einmal zum Buzzword-Bingo, bzw. zu den technischen Daten vom VW e-Golf! Wer beim nächsten Stammtisch so richtig auftrumpfen möchte, der hat nachfolgende Fakten parat:

Der neue VW e-Golf fährt rein elektrisch bis zu 190 km weit, im Winter eher weniger und im Sommer – wenn die Klimaanlage genutzt wird – ebenso. VW ist so ehrlich und gibt eine Reichweite von 130-190 km an, die sehe ich als realistisch und es bleibt wie bei jedem anderen Elektrofahrzeug das Argument, dass man täglich sowieso nicht weiter fährt. Von 0 auf 100 km/h geht es innerhalb von 10,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 km/h und die 24,2 kWh große Batterie liegt zwischen den beiden Achsen. Dadurch resultiert auch die Tatsache, dass der Kofferraum mit einem Volumen von 341 – 1.231 Litern durchaus Alltagstauglich ist. Das Gewicht der Akkus (318 kg) schlägt aufs Gesamtgewicht! 1,5 Tonnen werden bewegt, die Zuladung liegt bei 450 Kilo, so schnell wird aus dem VW Golf ein “fast 2 Tonnen” Bomber.

Da muss die Leistung doch stimmen, oder? Der Elektromotor bringt eine Leistung von 115 PS bzw. ein maximales Drehmoment von 270 Nm auf die Vorderachse. Geladen wird entweder an einer Ladesäule oder einer Wallbox (80% Füllung innerhalb einer halben Stunde) oder in 8-13 Stunden (je nach Anschluss) am Haustrom. Verbrauch? 12,7 kWh auf 100 km. VW spricht von 3,50 Euro kosten für eine Strecke von 100 km, das liegt aber natürlich dann am jeweiligen Strompreis. Ungünstiger Tarif und der Preis kann sich verdoppeln, kostenlose Stromzapfstelle in der Firma und der Preis geht nach unten. Apropo Preis: 34.900 Euro muss man für einen VW e-Golf investieren. Dafür bekommt man schon einiges geboten, was man in einem Basis-Golf mit herkömmlichen Antrieb vermissen könnte, dennoch kostet der Elektro-Golf fast das doppelte und wenn ich im Konfigurator spiele, dann kostet er das doppelte und sogar noch etwas mehr.

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Bringen wir es auf den Punkt! Elektromobilität muss man sich – in Deutschland – derzeitig noch leisten können bzw. wollen, kein Controller der Welt wird einem den Aufpreis schön rechnen können, es sei denn er hat zwei extrem grüne Daumen oder ggf. blaue Augen!

Blau macht glücklich, die Farbe “Blau” zieht sich wie ein Faden durch den e-Golf und zeigt sich an den Frontscheinwerfern, im Kühlergrill und in sämtlichen Logos. Auch im Innenraum gibt es blaue Ziernähte und eine leicht abgewandelte VW Technik.

Der e-Golf verfügt über ein “1-Gang-Getriebe” – deswegen legt man – wie bei einem Automatikfahrzeug – nur die Fahrstufe ein. Über +/- kann man die Rekuperation einstellen, sprich die Rückgewinnung der Leistung zur Reichweitensteigerung. Sehr schönes Feature: Der VW e-Golf sagt einem welche Verbraucher (Klimaanlage, Sitzheizung, Spiegelheizung) die Reichweite wie weit beinflussen. Quasi wie ein Oberlehrer, der mit dem Zeigefinger winkt und einem fragt ob man das nun wirklich braucht! Es gibt drei Fahrmodie: Normal, Eco und Eco+. Das Einsparpotenzial, geht dann so weit, dass der VW e-Golf im Eco+-Modus nur noch max. 90 km/h schnell ist und die Klimananlage nicht mehr kühlt sondern nur noch die Luft umwälzt.

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Der e-Golf unterscheidet sich durch die geänderte Frontstoßstange und den neuen LED-Tagfahrleuchten. Serienmäßig verbaut ist auch die blaue Querspange im Kühlergrill. Der blaue “Faden” zieht sich auch durch die Scheinwerfer. Die serienmäßige Ausstattung ist gut, LED Rückleuchten und 16″ Alu-Felgen gehören zur Basis-Ausstattung vom VW e-Golf.

Löblich: Die Besitzer vom VW e-Golf oder vom VW e-up! können in den ersten drei Jahren 30 Tage im Jahr einen kostenlosen Leihwagen von Volkswagen mit konventionellem Antrieb nutzen (inklusive einem nicht näher bezifferten Kontingent an Freikilometern).

Mein Wunsch e-Golf sieht wie folgt aus: Oryxweiß Perlmutteffekt (Aufpreis für die Farbe 980,00 €), schwarze Sitze im Innenraum, Assist-Paket für 1290 Euro. Damit hätte ich dann z.B. die automatische Distanzregelung ACC und Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion, die Diebstahlwarnanlage Plus, das automatische Fahrlicht, die Fernlichtregelung, den Regensensor und andere Annehmlichkeiten an Bord.

Dazu das Spiegelpaket-Außenspiegel elektrisch einstell-, anklapp-, beheizbar, Umfeldbeleuchtung, Beifahrerspiegelabsenkung für 175 Euro. Einparkassistenten finde ich immer Klasse, kostet 200 Euro. Die proaktive Sicherheit für die Insassen wäre mir auch noch 150 Euro wert. Im Falle eines Falles erfasst das Fahrzeug kritische Verkehrssituationen mit erhöhtem Unfallpotenzial und soll die Insassen bzw. das Fahrzeug darauf vorbereiten. Die Gurte vorne werden gestrafft und die Fenster werden bis auf einen kleinen Spalt geschlossen. Die 75 Euro für den USB Anschluss von meinem iPhone hätte ich auch noch über. Die Rückfahrkamera schlägt mit 285 Euro zu Buche und natürlich brauche ich ein MFA-Lederlenkrad mit 3 Speichen, zack wieder 185 Euro weg. Aus Tradition werden die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe abgedunkelt und weitere 225 Euro wandern in Richtung VW. Keyless-Go, natürlich, wer es einmal kennt will es nicht mehr missen. Vermissen werde ich die 375 Euro dafür aber sicherlich, denn um ich habe ja gerade schon 230 Euro für den digitalen Radioempfang DAB+ ausgegeben. Ein komplettes Radio, für den Nachttischschrank kostet übrigens gerade mal ein Viertel davon, ich will nicht meckern, ich wollte das nur mal anmerken. Gar nicht viel Luxus, oder? Mein e-Golf bleibt im Preis auch noch knapp unter 40.000 Euro!

40.000 Euro für einen Golf, der mich spätestens nach 190 km im Regen stehen lässt und ca. doppelt so teuer ist wie ein Einstiegsgolf? Die Elektromobilität kann man sich derzeitig wohl mit harten Zahlen nicht schön Rechnen, mit Fahrspaß und dem Umweltschutzvorteil (sofern der Strom aus regenerativen Quellen stammt) schon eher. Das lautlose gleiten, die Ruhe vor dem Sturm und die Beschleunigung ohne Lastunterbrechung – das sind die großen Vorteile der Elektromobilität. Die geringe Reichweite (die sich im Winter schnell noch einmal minimiert) , der hohe Preis und die immer noch lange Ladezeiten am normalen Stromnetz sprechen aktuell noch dagegen.

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Kommen wir zurück auf die Sinn-Frage? Macht so ein e-Golf Sinn? Aktuell sicherlich noch nicht, doch blicke ich in die Zukunft dann würde ich mir eine Zukunft wünschen mit Innenstädten voller Elektro-Fahrzeuge. Diese dürfen dann gerne so Alltagstauglich sein, wie der VW e-Golf. Platz genug für 4 Personen mit etwas Gepäck.

Klugscheisser-Wissen: Der VW e-Golf darf keinen Anhänger ziehen, die Anhängelast wurde gestrichen. Auf das Dach darf eine Gepäckbox, bis zu 75 kg darf man hier unterbringen, solange man die Zuladung von 450 Kilos nicht übersteigt. Warum erwähne ich das mit der Anhängelast? Sportlich aktive Menschen mit Fahrrädern / Rennräder / Mountainbikes werden den Fahrradträger sicherlich vermissen, bzw. müssen die Bikes demnächst wieder aufs Dach schnallen, oder es halt so machen wie ich: Fahrrad auseinander nehmen, Sitze umklappen und hinein ins Auto. Das klappt beim Golf, da bin ich mir sicher.

Das hat mich überzeugt: Der e-Golf ist ein vollwertiges Fahrzeug aus dem VW-Stall, klar – er läuft ja sogar vom gleichen Band und basiert nicht nur optisch auf der 7. Generation vom Millionen-Seller. Haptisch hochwertig mit praktischen Ablagen und viel Platz im Innenraum. Die leichten optischen Veränderungen gefallen mir und das Elektrofahrgefühl muss man mal erlebt haben. Ein fast lautloses gleiten, die Ruhe vor dem Sturm, da bleibt sogar mal das Radio aus um die Stille in der Großstadt zu genießen.

Mein Kritikpunkt: Der Preis! Der ist nicht heiß! Man hat sich hier wohl an den Mitbewerbern (BMW i3, Mercedes B-Klasse (noch nicht auf dem Markt), bzw. Nissan Leaf) orientiert. Elektrofahrzeuge müssen günstiger werden um – in Deutschland – auch in die Garagen von Familien zu fahren, denn aktuell lässt es sich – wie oben schon geschrieben – nicht schön rechnen.

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Was bleibt mir noch zu sagen? Berlin ist immer eine Reise wert, Tempelhof ist eine super Location, ich hatte wieder keine Currywurst – dafür habe ich allerdings auch keinen Koffer in Berlin stehen lassen. Berlin – ich komme wieder und VW: Ich freue mich auf den VW Golf GTE, denn der hat was von einer Eierlegendenwollmilchsau! Ein Hybrid für Fahrspaß und Effizienz, für Alltag und Wochenende…