Die AutoBild feiert ja seit zwei Ausgaben das eigene Facelift. Bravo! Nein, nicht das ich das neue Layout mag, es erinnert mich an die Bravo! Große Überschriften, trendige Bilder, das beste aus Youtube und Facebook (inkl. Shortlinks im Heft zum abtippen). Tja, wir müssen alle jünger werden und das gilt auch für die AutoBild. Ich lese die AutoBild, ich kaufe sie mir sogar. Inzwischen kostet meine Klo-Lektüre 1,70 Euro.

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Claudius Maintz schreibt für die AutoBild und er darf in gewissen Spalten auch seine Meinung kund tun, dieses mal schrieb er auch über “die vielen Motorjournalisten” (puh, damit kann er die Blogger ja nicht meinen, obwohl fast alle Auto-Blogger inzwischen auch einen Presse-Ausweis in der Tasche haben). Diese “vielen Motorjournalisten” würden ja gar nicht mehr für die Leser schreiben. Denen geht es nur noch um sich selbst. Die würden in “schönen, wirklichkeitsfernen Welten” im Luxusauto “durch ferne Gefilde” reisen und die “strahlende, von PR-Strategen ersonnenen Momente” genießen. Der Leser würde in den “erlebnisorientierten Selbstbespiegelungen” auf der Strecke bleiben. Der Leser darf gerade mal “am Auspuff schnuppern” und bekommt einen “Brocken Impressionen dahingeworfen”.

Bei der AutoBild da ist das alles anders, die fahren die Fahrzeuge im eigenen Land, nutzen nicht die Pressefahrveranstaltungen. Das muss doch so sein, schließlich habe ich noch nie einen von der Auto Bild irgendwo gesehen. Obwohl, halt, stop, das stimmt so gar nicht. Komisch, ich saß sogar mal mit einem am Tisch, wie hieß er doch noch gleich… hach, ich kann mir halt keine Namen merken. Ich kann mir auch keine Orte merken, aber Worte. Die bleiben in der Regel hängen.

Nun habe ich mir doch mal die Mühe gemacht und mir die weiteren Kommentare von Claudius Maintz in der aktuellen Ausgabe der AutoBild (Nr. 21 vom 23.05.2014) angesehen. Da das Magazin ja nun auf trendy und cool macht, war das nicht schwer. Denn über dem großen Balken war stets ein Foto von Herrn Maintz gedruckt.

Auf der Seite 33 kritisiert er die Tatsache, dass sämtliche Hersteller die Fahrzeuge nun Coupé nennen. “Viertüriges Coupé? Aua, das tut weh!” – puh, ja, öhm… kann ich noch eine Runde am Auspuff schnuppern bitte? Denn schon zu Zeiten, als es noch keinen Luftverbesserer, also den Katalysator gab, da gab es schon viertürige Coupés. Das wäre z.B. im Jahre 1958 der Rover P5 gewesen. Schon damals tauften die Marketingstrategen das Fahrzeug auf den Namen “Coupé”… aber gut, man darf sich darüber gerne streiten ob ein Coupé nun 2 rahmenlose Türen haben muss oder halt nicht.

Also, weitergeblättert… und nichts mehr von ihm gefunden, oder halt überblättert. Also habe ich mir die AutoBild noch einmal geschnappt und hab mich auf der Suche nach dem Mehrwert gemacht, erfahren habe ich unter anderem, dass ein Redakteur mal hinter einem BMW in Hamburg herumgefahren ist, der seinen Nebenmann partout nicht hat einscheren lassen. Ich habe gelernt, dass es einem Mitarbeiter von der AutoBild egal ist “ob nun Riemen oder Kette” verbaut ist… Hauptsache es hält und so sollte doch eigentlich dem Herrn Maintz auch egal sein was andere Motorjournalisten so treiben, Hauptsache es gefällt, oder?

Ich kann ihn aber verstehen, einwenig – denn für mich ist es auch kein Mehrwert wenn jeder erfährt, dass der Journalist ans Meer fährt. Mir geht es um das Produkt, das Fahrzeug, das Fahrgefühl. Ich möchte technische Daten, Fakten und meine Eindrücke vermitteln. Ich kann aber auf der anderen Seite auch die Motorjournalisten verstehen, denn in der Regel haben wir 2-3 Stunden Zeit mit einem Fahrzeug, manchmal ist es auch ein ganzer Tag. Wer will sich da schon in die Nesseln setzen und ein umfassenden Fahreindruck vermitteln? Das kann man ja teilweise noch nicht einmal nach 14 Tagen, denn man kann nicht alle Alltagssituation simulieren, schon gar nicht im wunderschönen Ausland.

So gerne ich auch in die Ferne reise, würde ich mich über mehr Fahrvorstellungen in Deutschland freuen. Komisch oder, derjenige der Autos testen darf wo andere Urlaub machen, wünscht sich in Deutschland zu bleiben? Ja, hier haben wir nämlich alles was wir brauchen: Straßen, Landstraßen, Autobahn, ein urbanes Umfeld und realistische Bedingungen. Ich kann auf der anderen Seite die Industrie auch verstehen, denn zugegeben sind Fotos im sonnigen Portugal z.B. schöner als im verregneten Hamburg.

Leben und Leben lassen, egal ob Motorjournalist, Blogger, Youtuber, Facebooker oder was auch immer, eine Meinung über andere kann man ja haben, aber muss man diese auch wirklich stets publizieren? Ich finde, den Kommentar hätte man sich in der neuen, hippen, AutoBild auch schenken können.