Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit Herrn Stefan Lamm, dem Leiter Exterieur Design SEAT, ein paar Fragen zu stellen. Stefan Lamm holt sich seine Inspirationen z.B. in Barcelona, zeichnet diese in sein Sketchbook muss aber neben dem Designer auch recht früh im Schaffungsprozess  Realist sein:

Herzlich Willkommen bei Seat Herr Lamm, wir haben einiges gemeinsam. Kommen beide aus dem Ruhrgebiet, haben beide schon einmal für Opel gearbeitet und nun sind Sie nach zehn Jahren Tätigkeit für Ford bei Seat gelandet. Wie muss ich mir die Position als Leiter des Exterieur Designs bei SEAT vorstellen?

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Zu meinen neuen Aufgaben wird u.a auch die Weiterentwicklung der Formensprache gehören.

Ich glaube, dass wir uns darauf einigen können, dass das SEAT Design mit dazu verholfen hat, dass die Verkäufe in den letzten Jahren gestiegen sind. Sie berichten direkt an den SEAT Chef-Designer Alejandro Mesonero-Romanos, wie groß ist das Team unter Ihnen? Wie viele Menschen arbeiten an dem SEAT Design der Zukunft?

Rund 20 Mitarbeiter Exterior, 150 im Studio

Wie muss man sich die tägliche Arbeit im Design-Center vorstellen? Woher holt sich ein Designer die Ideen?

Eckpfeiler der Arbeit:

– Kreativität/ Vision/ Strategie
– Team Motivation
– Präsentationen Vorstand, Technik, Medien, etc.
– Dialoge mit den Kollegen der Technik
– CAD/ Modelling/ Betreuung

Es ist oft so, dass man durch die Diskussionen mit dem Team inspiriert wird. Meine persönliche Inspiration ist mein Sketchbook. Aber auch die Dinge, gerade in Bezug auf Design, sind eine Quelle der Ideen. Und da ist Barcelona sicherlich sehr reizvoll als Umgebung.

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Kennen Sie das auch wenn man mal den Kopf leer hat, keine Ideen vorhanden sind? In meinem Fall ist das nicht so tragisch, ich kann warten, doch in ihrem Beruf gibt es sicherlich eine andere Erwartungshaltung. Wie kommt man mit dem Druck klar?

Der Druck und die Erwartungshaltung ist sicherlich immer gross. Dabei ist es wichtig einen gesunden Ausgleich zu haben um neue Energien zu finden.

Vieles beim Design fängt bei einem leeren Blatt Papier an, doch inwiefern haben die Controller bereits Ihren Arbeitsstil verändert? Frisch von der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim hatten Sie sich damals sicherlich nur wenige Gedanken gemacht über die einzuhaltenden Radien für den Fußgängerschutz, über Mindesthöhen von Scheinwerfern oder die technische Umsetzbarkeit durch den Formbau. Wenn dann doch alles funktioniert, kommen in der Regel ja noch die Controller die über die Kosten und somit über die Realisierbarkeit sprechen wollen. Wie muss man sich das Zusammenspiel vorstellen?

In der Tat ist das ein komplexes Themstefan-lamm-designer-seat-wenig-worte-grosse-tatena. Und darüber hinaus auch ein grosser Bereich meiner Tätigkeit in der täglichen Kommunikation. Als Designer sollte man immer seine Ziele und Visionen im Konsens der Marke im Auge behalten. Dabei ist es auch wichtig, das Projekt in Bezug auf Wirtschaftlichkeit zu verstehen. Ein stetiger Dialog mit den Partnern ist unabdingbar um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Auch als Designer muss man lernen, Realist zu sein. Jede Vision kann nur durch ein Team, incl. Partnern und deren Motivation umgesetzt werden.

SEAT ist eine spanische Marke mit deutschen Prinzipien. Wozu würden Sie das Design zählen?

Das SEAT Design sehe ich persönlich als emotional, sportlich, dynamisch und präzise an. Wenn Sie so wollen also ein gesunder Mix aus spanischen und deutschen Tugenden.

Viele Hersteller haben eine lange Vergangenheit, dazu gehörten auch ihre ehemaligen Arbeitgeber Opel und Ford, nun sind sie bei Seat und können gar nicht so viel “von früher” aufgreifen, ist das eher ein Seegen oder ein Fluch? Wäre es hin und wieder schön ein Kompliment an das Design der vergangenen Tage in Form einer aktuellen Designsprache zu vergeben oder passiert das sogar eventuell und ich bekomme das als Laie nur gar nicht mit?

Ich finde es viel spannender ein Design zu entwickeln, welches zukunftsweisend ist. SEAT hat eine klar definierte Designspprache, die gilt es weiter zu entwickeln.

Wie eng arbeiten Interieur- und Exterieur Designer zusammen? Wann beginnt die eigentliche Hochzeit, also die Verschmelzung der verschiedenen Design-Elemente zum kompletten Fahrzeug?

Automobildesign ist immer ein Zusammenspiel mehrer Funktionen und Bereiche. Die Arbeiten zwischen Exterior und Interior laufen parallel.

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SEAT gehört ja mit zum VW Konzern, das heißt sie stehen im indirekten Wettkampf zu der Marke Skoda, die mal wieder Import-Marke des Jahres geworden ist. Sicherlich auch ein Verdienst der Kombination des hervorragenden Designs und der deutschen Technik. Wo sehen sie SEAT in 10 Jahren? Wie wird sich das Design verändern? Bleibt es emotional, wird es sportlicher oder schlägt man eventuell andere Wege ein um sich eigene Nischen zu finden, denn sportlicher wollen ja schließlich alle werden.

Gute Frage. Grundsätzlich gilt es, auf dem derzeitigem Erfolg, u.a.des Leon aufzubauen um das Gesicht der Marke im Markt bei der Wahrnehmung weiter zu stärken.

Mein Dank gilt Herrn Stefan Lamm, der sich trotz seiner knapp bemessenen Zeit einen Moment für mich genommen hat. In der Zukunft möchte ich gerne weitere Fragen versenden, an die unterschiedlichsten Personen, bei den unterschiedlichsten Firmen. Der Grund? Ich finde nicht nur das Produkt spannend, sondern auch die Geschichten dahinter und vor allem möchte ich aufzeigen, dass auch in der heutigen Welt der Mensch immer noch im Vordergrund steht. 

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