Wenn man so einem Auto sitzt, dann macht man sich eventuell Gedanken über die Haptik, über die Beschleunigung, über den Geruch, über das Platzangebot. Aber wer von euch hat auch wirklich mal darüber nachgedacht aus welchen Materialien die Fahrzeuge bestehen? Was versteckt sich hinter dem Leder? Was verbirgt sich hinter der Stoffverkleidung? Woraus besteht so ein Armaturenbrett eigentlich? Der Automobilzulieferer Faurecia beliefert die Hersteller mit Bauteilen die zum größten Teil aus Bio-Materialien wie Holz, Flachs oder (aufgepasst!) Hanf bestehen. Auf der IAA 2015 in Frankfurt konnte ich mir den sogenannten “Bio Materials Garden” und die Entwicklung ansehen und war wirklich verblüfft.

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Denn bereits seit 25 Jahren entwickelt Faurecia Bio-Materialien, für ein nachhaltigen und gewichtssparenden Automobil-Bau. Im “Bio Materials Garden” gab es echte Pflanzen zu sehen, so hoher Flachs, Hanf und eine echte asiatische Fichte.

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Driving Well-Being

Faurecia „Driving Well-Being“ ist das Kundenversprechen von Faurecia: Das Unternehmen entwickelt Technologien, die wertvoll für die Automobilhersteller sind und den Kunden spürbaren Mehrwert bieten. Faurecia setzt dabei vor allem auf Innovationen für eine nachhaltige Mobilität und ein verbessertes Fahrzeugerlebnis.


“Ein eigener Bereich ist dem Hanf gewidmet, den Automotive Performance Materials (APM) angepflanzt hat – ein Joint Venture für automobile Hochleistungsmaterialien, das Faurecia und eine große französische Landwirtschaftskooperative namens Interval gemeinsam gegründet haben. APM wählt die Samen aus und pflanzt sie ein. Der Hanf wird geerntet und in Form von kurzen Fasern an Faurecia geliefert. Diese sind so beschaffen, dass sie sich in Spritzgussmaterialien integrieren lassen.” – den Begriff Joint Venture finde ich nun wirklich passend, aber schauen wir uns doch einfach mal aus was aus den natürlichen Rohstoffen hergestellt werden kann:

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“Faurecia begann schon in den frühen 90er-Jahren mit natürlichen Werkstoffen zu arbeiten und erfand Lignotoc, ein spezielles Pressholz für die Türverkleidungseinlagen der S-Klasse von Mercedes-Benz. Dieses aus asiatischer Fichte hergestellte Material besaß einen Bioanteil von 85 Prozent.”

Aber auch eine Instrumententafel für den smart fortwo (entsteht zu 50 % aus Naturfaser-Stoffen), eine Türverkleidung vom Peugeot 308 (besteht zu 20% aus Hanffasern), Türverkleidungen aus Fichtenholz (z.B. im neuen S-Klasse Coupé verbaut) und es geht weiter:

“Im Jahr 2014 gelang Faurecia eine Premiere: Der Biomat-Kunststoff des Konzerns brachte die Spritzgusstechnik einen entscheidenden Schritt voran. Er besteht zu 65 Prozent aus biologischem Harz und ist damit das erste Spritzgussmaterial in der Automobilindustrie, das solche Werte erreicht. 2018 wird Faurecia ein Biomat-Produkt aus 100 Prozent biogenem Harz anbieten, das in Zusammenarbeit mit Mitsubishi Chemicals entwickelt wird. Das Harz, das aus Landwirtschaftsabfällen hergestellt wird, erlaubt den Automobilherstellern, ölbasierte Komponenten bei Spritzgussteilen einzusparen. Dieses vollständig biologische Material soll den Automobilherstellern im Jahr 2018 für die 2020er-Modelle angeboten werden.”

Diese Idee wurde entwickelt, um die Abhängigkeit von Produkten auf Kohlenstoffbasis und den politisch heiklen Öllieferungen zu verringern. In dem Fall steht die Gewichtsreduzierung (ausnahmsweise) nicht primär im Vordergrund.

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Auf dem Stand konnte man aber auch die noch leichtere Türverkleidung vom S-Klasse Coupé sehen, auch hier gibt es eine Mischung aus Pressholz und Hanf. Bio-Anteil? Über 55 %! Hätte ich gewusst, dass BIO so sexy sein kann, ja dann hätte ich mich doch viel früher dafür interessiert. Ganz nebenbei wiegt das verwendete Bauteil 50% weniger als bei der herkömmlichen Herstellung.

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Was bringt die Zukunft? “In diesem Jahr läuft erstmals die Serienproduktion einer komplett aus NAFILean gefertigten Instrumententafel von Faurecia an. Dieser Werkstoff war schon vor zwei Jahren in einer Türverkleidung eines französischen Automobilherstellers zu finden und geht 2015 in der großen Instrumententafel des neuen Premium-Modells Giulia von Alfa Romeo in Serie. Das gegenüber der Standard- Armaturentafel um 17 Prozent geringere Gewicht ist auf die Hanffasern im NAFILean- Material zurückzuführen.”

Übrigens: Im April 1989 verfügte die europäische Kommission in der Verordnung Nr. 1164/89, dass der Anbau von Hanf zur industriellen Nutzung von den Mitgliedsstaaten legalisiert werden muss. Bevor ihr aber auf die Idee kommt eure Armaturenbretter zu zerbröseln: Diese Sorten haben einen Wirkstoffgehalt von unter 0,2 Prozent und damit keine berauschende Wirkung.

Quelle: PM Faurecia 2015