Cupra – eine Verknüpfung der Worte Cup und Racing – zeichnet immer die besonders sportlichen Modelle des spanischen Herstellers aus. Bekommen sie dann noch einen Namenszusatz, kann man von einer besonderen Rakete ausgehen. Beim Vorgänger des aktuellen Leon war das der Cupra R, der 265 PS aus einem 2.0 TFSI holte. Das R nutzt man beim aktuellen Modell noch nicht, denn die derzeitige Speerspitze hört auf den Namen Seat Leon Cupra 290. Diese Zahl nennt die PS-Leistung des spanischen Kompakt-Sportlers, die er – wie sein Vorgänger – aus 2.0 Litern Hubraum holt. Was die Rennsemmel sonst noch auszeichnet lest ihr in den folgenden Zeilen.

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290 PS – durchaus eine Ansage. Schaut man aber zum Bruder – dem Golf – so wahrt der Seat Leon Cupra 290 dennoch einen Respektabstand. Die Marketing-Strategen werden das mit der Antriebsart erklären, schließlich hat der Stier nur einen Frontantrieb und der Volkswagen Golf R einen Allradantrieb. Doch ob die zehn kleinen Pferdchen tatsächlich so einen großen Unterschied für die angetriebene Vorderachse machen ist wenig realistisch. Aber so spürt man wenigstens Unterschiede beim Fahren: Dadurch, dass nur die Vorderräder angetrieben werden, mimt der Cupra 290 den harten Hund und scharrt gerne mal mit den Hufen. Das unterbindet sein Plattform-Zwilling mit seinem Allrad im Keim und ist dadurch etwas weniger aufreizend – aber auch aberwitzig schnell und nahezu narrensicher.

Viel interessanter als die Frage, warum die zehn PS-Hürde zum Golf R besteht, ist aber die Frage, ob der Unterschied zum 280 PS starken Cupra zu spüren ist. Beide sind serienmäßig mit einer Handschaltung erhältlich und können optional mit einem DSG-Getriebe ausgestattet werden. Das Topmodell schafft den Standardsprint in der handgerissenen Variante in 5,8 Sekunden, während der Doppelkuppler eine Zehntel schneller ist. Beiden Sportlern gemein ist wiederum die Höchstgeschwindigkeit von 250 abgeriegelten km/h. Den Unterschied macht die Ausstattung des Seat Leon Cupra 290: Serienmäßig fährt der Spanier mit einer Progressivlenkung, einer Fahrwerksregelung, 19-Zoll-Leichtmetallrädern vor, die die Hochleistungs-Bremsanlage verdecken, die ebenfalls ab Werk mit von der Partie ist. Bei diesem dynamischen Potential soll der Verbrauch aber im Rahmen bleiben: Seat gibt den Cupra 290 mit 6,5 Litern im Schnitt an. Wie der Verbrauch wohl ansteigt, wenn man die Reserven des Kompaktsportlers auskostet?

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Innen verändert sich nicht viel. Hier gleicht das Cockpit dem der zahmeren Cupras. Unterschiede machen die Sportsitze mit Alcantara-Bezug aus, die von einem modellspezifischen Lenkrad begleitet werden. Zudem gibt es das Multimediasystem mit 6,5-Zoll-Bildschirm frei Haus. Erhältlich ist der Spanier angenehmerweise in allen Karosserievarianten: Das Coupé startet bei 33.120 Euro, der Fünftürer kostet 33.620 Euro und der Kombi namens ST wechselt den Besitzer für 34.750 Euro. Echte Kampfpreise, wenn man sie mit der anvisierten Konkurrenz vergleicht. Ein Golf R ist hier wesentlich teurer, ist aber vielleicht auch nicht der Konkurrent der Konkurrenten. Eher schon der Golf GTI Clubsport mit 265 PS und ebenfalls Frontantrieb. Der Kostet 34.500 Euro, hat aber 25 Pferdchen weniger unter der Haube. Damit ist der König unter den frontgetrieben Sportlern im VW-Konzern also gekürt.