Im Zentrum für Fahrassistenzsysteme in Brest, Frankreich, erprobt die ZF Friedrichshafen AG eine neue teilautomatisierte Fahrfunktion: den Multi-Lane-Assistenten für Autobahnen. Er arbeitet mit den Umfeldsensoren und kann in Verbindung damit die automatische Lenk-, Brems- und Beschleunigungsfunktion beeinflussen. Das System soll nicht nur bei der Fahrzeugkontrolle helfen, sondern auch die Sicherheit und den Komfort steigern. Hier kommen die Details.

Fahrzeuge der nächsten Generationen werden zunehmend vernetzter und intelligenter – das sollte klar sein. Damit einher geht natürlich auch, dass sich die Mobilität der Zukunft neu gestalten wird, ganz gleich in welchem Gebiet. Schließlich werden die automatisierten Funktionen in unterschiedlichen Transportsektoren zum Einsatz kommen. Der Multi-Lane-Assistent ist eine teilautomatisierte Fahrfunktion für Fahrzeuge im Autobahneinsatz. Sie stellt einen entscheidenden Schritt nach vorn dar.

Teilautomatisierte Fahrfunktion: Darf ich bitten?

Die Multi-Lane-Funktion stellt eine Art Überholassistenten dar und kommt zu bereits vorhandenen Steuerungsfunktionen in Längs- und Querrichtung hinzu. Sie unterstützt den Fahrer ohne manuelle Eingriffe seinerseits im Geschwindigkeitsbereich zwischen 0 – 130 km/h. Diese teilautomatisierte Fahrfunktion hilft bei Spurwechseln, die vom Fahrer eingeleitet oder vom Fahrzeug vorgeschlagen werden.

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Der Tote Winkel? Mit dem Mult-Lane-Assistenten wird er natürlich berücksichtigt

Das Demonstrationsfahrzeug ist mit einem AC1000-Radar sowie einem Kamerasystem der nächsten Generation ausgestattet und verfügt über eine elektrische Lenkung mit Zahnstangenbetrieb sowie eine elektronische Stabilitätskontrolle – alles von ZF entwickelt. Während die automatische Längssteuerung dem Fahrer hilft, eine bestimmte Geschwindigkeit oder einen gewissen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten, kann das Fahrzeug mit der neuen teilautomatisierten Fahrfunktion das Überholen ermöglichen, wenn ein langsameres Fahrzeug voraus fährt.

Seitliche Radare erkennen, ob genügend Platz auf den angrenzenden Spuren vorhanden ist und spricht eine Überholempfehlung aus. Der Fahrer kann sie über das Blinkersetzen annehmen. Sollte er die Empfehlung nicht annehmen oder im Notfall anders reagieren wollen, kann er die  teilautomatisierte Fahrfunktion jederzeit übersteuern. Das stellt einen Meilenstein auf dem Weg zum automatisierten Fahren dar. Fraglich ist nur, wie der Multi-Lane-Assistent in Verbindung mit anderen, menschlichen oder autonomen Verkehrsteilnehmern reagiert. Wie Goodyear erst kürzlich erfragt hat, gibt es so etwas wie ungeschriebene Gesetzte, nach denen Menschen handeln. Dazu zählt etwa das Ausscheren – also Platzmachen –, wenn man erkennt, dass ein zu überholendes Fahrzeug durch einen langsamen LKW oder ähnlich ausgebremst wird. Aber vorausschauendes Fahren beherrschen heute ohnehin die wenigsten Verkehrsteilnehmer.