Die Tachonadel zuckt kaum, der neben uns herlaufende Fußgänger lässt die Geschwindigkeit auf ungefähr drei bis sechs km/h schätzen. Es sind nur noch wenige Kilometer bis zum Kölner Hauptbahnhof. Bis hierher haben wir weniger Zeit benötigt, als für das letzte Stück im täglichen Stau rund um Köln. Ich nehme den Fuß von der Bremse und der Disco, wie wir ihn liebevoll nennen, rollt wieder ein paar Meter weiter.
Die Fondpassagiere werden zunehmend nervöser, der ICE nach Wien wird bald abfahren. Kurz vor knapp erreichen wir den Hauptbahnhof an irgendeiner Baustelle. Ich haue den Wählhebel auf P und ziehe am Hebelchen für die Parkbremse, die dies mit einem unverwechselbaren mechanischen Geräusch quittiert. Wir wuchten gefühlte Tonnen an Gepäck aus dem geräumigen Heckabteil des Geländewagens und sehen auf dem Bahnsteig angekommen noch die Rückleuchten des den Bahnhof verlassenden ICE nach Wien.
Ein kurzes Telefonat mit dem Schwiegersohn meiner Passagiere und wir fassen einen irren Entschluss: Der Zug fährt über Frankfurt, hält vorher aber noch diverse Male. Abfahrt am Frankfurter Hauptbahnhof soll um 12.21 Uhr. Um Punkt 10.00 Uhr ist das Gepäck wieder im fast schon noblen Briten verstaut und die Hinter sind erneut auf dem Ledergestühl platziert. Die Finger fliegen über den Touchscreen des Navigationssystems und ich wähle eine der drei vorgeschlagenen Routen.
Wir sind wesentlich schneller wieder aus Köln raus, als wir hinein gebraucht haben und testen direkt, was der Wagen so drauf hat. Wer schon einmal einen Land Rover Discovery 4 aus der Nähe gesehen hat, wird wissen, dass es sich dabei nicht um eine im Windkanal optimiertes Aerodynamikwunder handelt. Der Wagen steht wie die sprichwörtliche Schrankwand im Wind, lässt sich aber auch bei höheren Geschwindigkeiten noch relativ angenehm fahren. Über 200 Pferde, die uns der Dreiliter-V6 zur Verfügung stellt, versuchen den leer schon über 2,5 Tonnen schweren Wagen zügig vorwärts kommen zu lassen. Bei 190 km/h ist dann das Ende der Beschleunigungskraft erreicht, der Disco “nimmt Gas weg”. Also lasse ich die Geschwindigkeit um rund 187 km/h pendeln, um der Ruckelei im Begrenzer ein Ende zu setzen.
Bei dieser Fahrweise nutzt einem auch ein vermeintlich sparsamer Dieselmotor nichts, der Balken der Tankanzeige wird schnell kürzer. In einem V8 Benziner ginge es vermutlich noch schneller, aber dieser wird hierzulande ja gar nicht angeboten. Mit fast leerem Tank erreichen wir gut 30 Minuten vor Abfahrt des ICE den Frankfurter Hauptbahnhof.
Das Rennen hat der Land Rover, der eigentlich unsportlicher nicht sein könnte, für sich entschieden. Die freie Autobahn war dabei sicherlich sehr hilfreich und letztendlich hat es gezeigt, dass man auch mit einem Auto dieser Ausmaße einigermaßen zügig vorankommt. Allerdings sollte man dabei auf das Navi hören, dass bei niedrigem Tankinhalt automatisch die in der Nähe befindlichen Tankstellen anzeigt.