Wir schreiben das Jahr 1973, die Unfallstatistik erreichte zu der Zeit einen traurigen Höhepunkt und die Zahl der Verkehrsunfallopfer stieg mit der zunehmenden Verkehrsdichte weiter an. Mercedes-Benz suchte mit einer Reihe von “Experimentier-Sicherheits-Fahrzeugen” nach Lösungen. In diesem Fahrzeug aus dem Jahre 1973 findet man bereits zahlreiche Komponenten die heute “Standard” sind: ABS, Sicherheits-Kopfstützen, 3-Punkt Gurte, Gurtstraffer (der hieß damals noch Gurtstrammer), Airbag (damals nur für den Fahrer).

Der MB – ESF 22 trug aber nicht nur viel Technik unter der Karosserie sondern auch ein großes Herz unter der Haube! Ein 4,5 Liter V8 Motor mit einer Leistung von 195 PS trieb diesen Erprobungswagen an. Einen gab es und den gibt es auch heute noch, denn er steht im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart an einer richtigen und wichtigen Stelle. Im Mythos 5 geht es nämlich um die Vordenker bei Sicherheit und Umwelt und da spielte Mercedes ja schon recht früh den Pionier.

Mercedes-Benz stellte das Fahrzeug übrigens im Jahre 1973 bei der ESV-Konferenz in Japan aus. ESV? Das ist nicht der örtliche Eisenbahner-Sport-Verein, nein das war damals das Experimental Safety Vehicle Programm welches den Herstellern durch das Department of Transportation (DOT / USA) auferlegt wurde. Der ESF 22 basierte auf der Baureihe W 116 (S-Klasse 1971) war ausgelegt für eine Aufprallgeschwindigkeit von 65 km/h und die Vorbauverlängerung hatte einen hydraulischen Pralldämpfer. Wer viel will, der muss auch viel schleppen, das Erprobungsfahrzeug wog 287 kg mehr als das serienmäßige Fahrzeug. Übrigens: 1978 ging das Antiblockiersystem (ABS) in Serie und im Jahre 1980 feierte man die Weltpremiere von Fahrerairbag und Gurtstraffer.