Der Circuit Paul Ricard ist eine Motorsport-Rennstrecke nahe der südfranzösischen Ortschaft Le Castellet. Offiziell heißt diese Strecke “Paul Ricard High Tech Test Track” doch eigentlich sagt jeder der über die Strecke spricht: “Le Castellet

Über ein Teilstück dieser fast 6km lange Rennstrecke habe ich heute z.B. nachfolgendes Fahrzeug bewegt:

SLS AMG Electric Drive = ca. 751 PS, 1000 Newtonmeter, abgeregelte 250 km/h. Die nach NEFZ-Norm ermittelte Reichweite von 250 km Reichweite habe ich in dem ca. 416.000 € teuren Boliden natürlich nicht abgespult, aber die Kraft der 4 Herzen die habe ich verdammt noch mal gespürt. 4 Herzen? Ja, schaut man mal unter die Verkleidung dann sieht man vier Elektromotoren. Pro Rad gibt es einen, die Akkus sitzen im Mitteltunnel. Vorne und hinten gebt es jeweils die Umrichter und vorne ganz interessante Push-Rod Federbeine die natürlich nur optisch so schön zum Vorschein kommen wenn man mal unter die Karosserie blickt.

Die Probefahrt im Elektro-Supersportwagen, ach was sage ich – in dem stärksten Auto der Modellgeschichte von AMG! 1000 Nm! Wahnsinn! Für mich nicht mehr zu vergleichen mit anderen Elektrofahrzeugen und selbst die anderen Sportfahrzeuge haben es verdammt schwer mit diesem Fahrzeug mitzuhalten, er spielt seine Trümpfe nach und nach aus und dürfte nur in einem Punkt beim Auto-Quartett verlieren: Der Preis! Doch lasst uns hier nicht über Preise reden, denn dieses Fahrzeug verdient Auszeichnungen!

Ausgezeichnet: Schaut man nur auf die Äußerlichkeiten erkennt hier nicht auf den ersten Blick ein Elektromobil, klar – sportlich gezeichnet und aerodynamisch perfektioniert sieht man im seine Kraft schon an, doch die Überraschung kommt ja erst wenn man die Rakete startet. Eigentlich würde man das gewohnte V8 Blubbern erwarten doch außen bleibt es ruhig. Im Innenraum kann optional ein Soundmodul für das gewohnte V8-Feeling sorgen. Das kann man mögen oder lassen, doch der Nachbar der wird die Beschleunigung hassen.

Fas 2,1 Tonnen bringt der SLS auf die Waage. Klar, alleine der Akku wiegt über 500 Kilogramm und trotzdem beschleunigt diese Rakete auf 4 Rädern innerhalb von 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Phänomenal! Mit einer Fahrt in der Achterbahn zu vergleichen. Die zivile Rakete lässt sich in drei verschiedenen Leistungsstufen zünden. In den ersten beiden ist bei Tempo 200 km/h Schluss mit dem Vortrieb. Die maximale Power steht ausschließlich im Sport-Plus Modus zur Verfügung und man muss nun wahrlich kein Hellseher zu sein um zu wissen, dass der SLS AMG E-Cell in dem Fall nicht mehr die 250 km Reichweite ankratzt. Erfahrungwerte kann ich euch nicht mitteilen, man munkelt, dass der Fahrspaß hinterm Flügeltür-Glas bei Volllast ca. nach 100-140 Kilometer zu Ende sein könnte.

…und dann? Dann muss der SLS AMG Electric-Drive entweder für 3 Stunden an eine Wall-Box (Schnellladestation für zu Hause) oder für 20 Stunden an das 220V Netz. 60 kwH liegen bei einer Spannung von 400 Volt an, die Elektromotoren wiegen jeweils 45 kg, verfügen über eine maximale Drehzahl von 13.000 Umdrehungen pro Minute und werden einzelnd angesteuert.

Ich sag es ungern, doch dieses Fahrzeug ist zu perfekt für mich, mit meinem Talent hinterm Lenkrad kann ich nicht mal ansatzweise die Fähigkeiten dieses Fahrzeuges erfahren und nun bin ich eigentlich schon wieder froh, dass der SLS Electric Drive mit mindestens 416.500 Euro zur Kasse bittet, denn so komme ich nicht in die Versuchung.

Ein ganz anderes Problem habe ich nun, wie soll ich diese Erfahrung jemals wieder aus dem Kopf bekommen? Ab sofort sind doch alle anderen Elektro-Fahrzeuge “langsam” auch wenn sie vermutlich über eine höhere Alltagstauglichkeit verfügen. Nein, ein Familienwagen ist der SLS Electric Drive garantiert nicht doch das will diese fahraktive Elektro-Fahrmaschine auch gar nicht sein, der SLS AMG Electric Drive ist das weltweit schnellste elektrisch angetriebene Serienfahrzeug.

Wie es sich für die Angetestet Rubrik gehört muss sich der SLS AMG Electric Drive nun auch die Fragen gefallen lassen:

Was ist das für ein Typ?

Der SLS AMG Electric Drive verdient das Prädikat Superlativ. Ein Supersportwagen mit einem fantastischem Vortrieb, einer perfekten Straßenlage. Er klebt quasi am Asphalt und wenn es eine undichte Stelle in der Verbindung zwischen Fahrzeug und Fahrbahn gibt, dann können das nur die Reifen sein, doch selbst die konnte die Verbindung heute nicht trennen.

Kann ich mich darin sehen lassen?

Ich gestehe, die Farben die Mercedes-AMG sich für den Electric Drive ausgesucht haben sind gewöhnungsbedürftig und nichts für diejenigen, die gerne unauffällig unterwegs sind. Auffallend anders ist der Vortrieb, auffallend anders auch die Lackierungen / Folierungen: metallisches-blau oder gelb – die Farben wird nicht jeder mögen.

Ist er praktisch und familientauglich?

Nein! Auch wenn die 250 km (NEFZ-Wert) mehr als nur ausreichend sein dürften für tägliche Fahrten zur Arbeit bzw. im Alltag ist der SLS AMG Electric Drive weder praktisch noch familientauglich – doch das will er auch gar nicht sein.

Höhepunkt?

Der Sprint von 0 auf 100 km/h. Auf Wunsch fast lautlos. Temporäres Facelifting. Schmetterlinge im Bauch… und dann natürlich die Straßenlage.

Tiefpunkt?

Das Gefühl, dass das erste mal auch gleichzeitig das letzte mal gewesen sein könnte. Der SLS AMG Electric Drive fesselt und lässt einem nicht mehr los, doch damit kommen wir zu dem Punkt der nun die Träume platzen lässt:

Kann ich Ihn mir leisten?

Ich nicht. Leider … und das hat er mit einem ganz anderen Flügeltürer gemeinsam, der mein Herz gestohlen hat und es seit dem nicht mehr abgegeben hat, übrigens auch nicht an den neuen SLS.