Handbremse lösen… Handbremse lösen… ich suche nach einer Fußtaste, ich suche nach einem Schalter doch auf den Gedanken, dass ein aktueller Mercedes-Benz tatsächlich einen ganz normalen Handbremsgriff hat – der kam mir nicht in den Sinn. Also drücke ich auf die P-Taste von der Automatik und wollte fast schon zum Handbuch greifen als ich auf einmal den Hebel sah.

“Der den Hebel nicht zieht” … zog am Hebel und ab ging die Fahrt durch meine Kindheit. Diese G-Modell hat mich begleitet. Als Porsche damals den großen Fehler gemacht hatte und den 911er etwas zu viel veränderte, hat Mercedes sich gedacht: “Den lassen wir so!” – ganz wenige Veränderungen gibt es optisch gesehen, natürlich wurde an der Technik gefeilt und aus dem ehemaligen Geländewagen (der sogar mal Ansatzweise günstig war) ist inzwischen ein Lifestyle-Produkt geworden der nicht wirklich als Vernunftsauto gelten darf.

Mit dem 350er Dieselmotor unter der eckigen Motorhaube verbraucht diese Schrankwand auf Rädern deutlich über 10 Liter, wenn man das rechte Pedal durchdrückt dann erreicht man auch mit Leichtigkeit Werte um die 14-17 Liter Kraftstoff auf 100 km/h und ich gehe davon aus, dass es im Gelände nicht viel sparsamer sein dürfte.

Diesem Fahrzeug verzeiht man seine lieblichen Fehler, denn dieses Fahrzeug ist DER Geländewagen, DAS Urgestein und DIE Erfolgsgeschichte überhaupt von Mercedes-Benz. Nennt mir doch mal ein anderes Fahrzeug was so lange fast unverändert gebaut wurde. VW Käfer? Lada Niva? Defender? Ihr merkt schon, viele gibt es nicht und schon gar nicht in der Klasse. Klasse statt Masse, das Testfahrzeug war nicht nur gut sondern sehr gut ausgestattet. Lenkradheizung, Sitzheizung, Ledersitze (einstellbar), Rückfahrkamera … ganz ehrlich? Hätte ich in dem Fahrzeug nicht einmal gebraucht. Gebraucht hätte ich noch mehr Sonnenstrahlen. Die hätten durch das große Schiebedach meinen Bedarf an Vitamin D decken können.

Als ich noch ein ganz kleiner Junge war, hatte jemand aus der Nachbarschaft einen grünes G-Modell. Etwas später hatte mein Zahnarzt einen, den schon in schwarz. Ein Blick auf die Preisliste von Mercedes-Benz und ich weiß nun genau, wer dank seiner neuen Front einen Teil der Leasingrate bezahlt hat. Mein Zahnarzt war Jäger und irgendwie auch eine coole Socke. Verdammt cool fühlte ich mich hinterm Steuer, ich fuhr eine Stil-Ikone – tronte quasi über der Straße und ja – ich gebe es zu – es war ein tolles Gefühl.

Das Geräusch wenn die Türen verriegeln ist so laut, dass man denkt, die Schlösser von Fort Knox würden sich schließen. Die Türen selber muss man mit etwas Kraftanstrengung öffnen und schließen. Der Blick durch die fast senkrechte Scheibe zeigt die Motorhaube, die 70er Jahre Style-Blinker und die ursprüngliche Form. Das G-Modell tut halt nicht so als wäre er ein Geländewagen, er ist es und ich glaube, dass auch die “zivile” Version mehr kann als nur vorm Kindergarten, vor der Disco oder vor dem Pferdestall herumzustehen.

Kennt noch jemand die Serie “Ein Heim für Tiere”? Dort fuhr der Bösewicht ein G-Modell, in “Der Clown” gab es für mich auch ein Wiedersehen mit der G-Klasse. Weitere Filme? Kein Thema: “Knight & Day”, “Hellboy”, “Hitman”, “Sex and the City 2”, “A-Team”, “Simpsons”, “Tatort”, “Stirb langsam 5″… ihr seht, fast kein Genre wurde ausgelassen und stets zeigt sich der “G-Wagon” als robuster Begleiter für alle Lebenslagen.

Fotos:

Ich persönlich konnte ihn aus persönlichen Gründen nur antesten, daher hier die “fiesen” Fragen:

Was ist das für ein Typ?

Ein Urgestein. <- PUNKT! Ganz nebenbei noch ein stilsicherer Begleiter für alle Lebenslagen, auch wenn es sicherlich einige Leute geben wird, die den Retro-Gedanken nicht nachvollziehen können.

Kann ich mich darin sehen lassen?

Damit wird man nicht übersehen. Bei den kurzen Probefahrten habe ich die Blicke quasi angezogen und das obwohl kein lauter Motor unter der Motorhaube um Aufmerksamkeit gebettelt hatte. Auf dem Parkplatz kam ich sogar schnell ins Gespräch mit jemanden, der meinte, dass dieses Fahrzeug schon immer sein Traumfahrzeug war. Komisch, das habe ich in letzter Zeit schon häufiger gehört. Ist die “alte” G-Klasse wirklich so ein Traumfahrzeug? Wenn ja, dann kann man sich auch definitiv darin sehen lassen ;).

Ist er praktisch und familientauglich?

Der Kofferraum ist groß genug für Kinderwagen und Einkauf, die Kindersitze auf die Rücksitzbank zu positionieren und anschließend die Kinder hineinzuheben kann allerdings negativ bewertet werden. Sind die Kinder alt genug um selbst in die G-Klasse zu klettern haben die dabei auch eine Menge Spaß. Wer häufiger mal etwas ziehen muss (Anhänger, Wohnwagen, Pferdeanhänger, Autoanhänger…) der wird dem Fahrzeug eine hohe Tauglichkeit in allen Belangen attestieren.

Höhepunkt?

Das Gefühl! Die Türen schließen, es macht klack und man fühlt sich sicher! Sicher wie in Abrahams Schoss. Schlagloch? Ups, übersehen – überfahren. Die G-Klasse versprüht nicht das falsche Sicherheitsgefühl, welches man von SUVs oder Crossovern kennt, er ist ein Geländewagen.

Tiefpunkt?

Ich denke, dass ich mir keine Feinde mache wenn ich hier den Verbrauch anspreche, das ist neben dem Preis der Tiefpunkt der G-Klasse, selbst wenn man die offiziellen NEFZ-Werte nimmt: 11,2 Liter Diesel-Kraftstoff die der 3.0 Liter Diesel nimmt um die Zylinder zu spülen sind einfach nicht mehr State of the Art. Auf der anderen Seite kann ich das verstehen, werft einfach mal einen Blick auf die Karosserieform und auf das Gewicht! 2,5 Tonnen werden hier bewegt! Nutzt man die zulässige Zuladung von 600 kg aus sind es etwas über 3 Tonnen und 3,5 Tonnen darf die G-Klasse ziehen (ungebremst 750 kg).

Kann ich Ihn mir leisten?

Junge Sterne werden zwischen 68.000 und 83.500 Euro gehandelt, der Neupreis startet bei etwas über 85.000 Euro, wieso denke ich gerade jetzt an die Kosten für meine Zahnbehandlungen?

Ich werde mir die G-Klasse nicht leisten können, das ist schon mal Fakt, aber wie immer war die Fahrt ein Genuss und ich hoffe, dass ich in der nächsten Woche noch mal kurz die Gelegenheit bekomme den ersten Eindruck zu intensivieren.

Interesse geweckt? Dann schaut euch hier mal die Geschichte von der G-Klasse an:

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Weiterlesen was passiert? Aktuell hat Jan das Fahrzeug und hat gestern bereits seine ersten Zeilen getippt: The G-Side of Life!