Gestern gesehen, auf der legendären Nordschleife: Der VW Golf 7 GTI! Auf den ersten Blick zumindest, auf dem zweiten Blick hat das Fahrzeug nämlich 4 Endrohre! Zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite. Die Volkswagen Fangemeinde wartet nach dem VW Golf 7 GTI (der zur Zeit von Fachjournalisten in Nizza getestet werden darf) auf den Killer. Der VW Golf 7 R kommt, steht quasi schon in den Startlöchern und nun ist auch klar, dass dieser auf dem neuen VW Golf 7 GTI aufbaut. Andere Seitenschweller, andere Felgen, andere Endrohre und natürlich eine andere Front. Bei diesem Erlkönig war diese noch stark getarnt. Schaut euch auch mal die Heckspoiler an, da gibt es wohl auch kleine aber feine Unterschiede:

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Unter der Haube? Tja, da hätte ich gerne mal reingeschaut. Ich tippe auf 290-300 Pferdestärken, denn einen gewissen Mehrwert muss man ja haben wenn man zum Top-Modell greift. Ob in diesem Fahrzeug auch die neue Vorderachs-Differenzialsperre zum Einsatz kommt? Diese gibt es im Golf GTI Performance und ist elektronisch geregelt:

“Exklusiv im Golf GTI-Performance kommt eine neu entwickelte, geregelte Vorderachs-Differenzialsperre zum Einsatz. Volkswagen ist der bislang einzige Hersteller, der eine elektronisch geregelte Differenzialsperre in einem frontgetriebenen Serienmodell einsetzt. Im Vergleich zu rein mechanischen Sperren bietet die im Golf GTI Performance integrierte Vorderachs-Differenzialsperre Vorteile wie einen variablen Sperrgrad sowie die volle Einbindung in die ESC-, EDS- und XDS+-Funktionen. Dadurch ist es möglich, negative Einflüsse auf das Lenkgefühl respektive die Lenkpräzision, wie sie bei mechanischen Sperren auftreten, vollkommen zu vermeiden. Im Hinblick auf die Fahrdynamik kann daher stets das volle Potenzial beziehungsweise die maximale Performance einer Quersperre abgerufen werden, da der Komfort unter keinen Umständen beeinträchtigt wird.”

Was ist eine Differnzialsperre? Was macht eine Differenzialsperre?

Ein Differenzial – auch Ausgleichsgetriebe genannt – gleicht unterschiedliche Raddrehzahlen bei angetriebenen Achsen aus. Unterschiedliche Raddrehzahlen treten auf, wenn bei einer Kurvenfahrt die Räder einer Achse verschieden lange Wege zurücklegen. So dreht sich z. B. das kurvenäußere Rad schneller als das kurveninnere. Für den Drehzahlausgleich an angetriebenen Achsen sorgt in den meisten Fällen ein Kegelrad-Differenzial. Ein Sperrdifferenzial verhindert das freie Durchdrehen eines Rads und leitet die Kraft auf das Rad mit der besseren Traktion. Dafür kann der Drehzahlausgleich manuell oder automatisch bis zu 100 % gesperrt werden. So kann z.B. auf rutschigem Untergrund bis zu 100 % der Kraft auf das Rad mit der besten Bodenhaftung geleitet werden.

Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb ist ein Verteilergetriebe erforderlich, welches das Antriebsmoment auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Da sich die Achsen bei Kurvenfahrt verschieden schnell drehen, ist auch hier ein Drehzahlausgleich erforderlich. Das hier eingesetzte Differentialgetriebe wird als Zentraldifferential bezeichnet.

Wie funktioniert die Vorderachs-Differenzialsperre?

“Die Vorderachs-Dif­ferenzialsperre arbeitet ohne Leistungsverluste, sodass die vom Motor bereitgestellte Kraft zu 100 Prozent auf die Straße übertragen wird und uneingeschränkt für den Vortrieb des GTI zur Verfügung steht. Die geregelte Vorderachs-Differenzialsperre nutzt konstruktiv ein Lamellenpaket, das zwischen der rechten Seitenwelle und dem Differenzialkorb angeordnet ist. Der zum Betätigen der Lamellen benötigte hydraulische Druck wird von einer elektromotorisch angetriebenen Hubkolbenpumpe erzeugt. Das so bereitgestellte Sperrmoment ist proportional zum hydraulischen Druck vorhanden. Die Regelung des hydraulischen Drucks erfolgt über die Pumpendrehzahl, die durch ein Steuergerät vorgegeben wird. Dieses Steuergerät errechnet aus zahlreichen Parametern – unter anderem den Raddrehzahlen, der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Gierrate und der Querbeschleunigung – das ideale Sperrmoment.”

Sperrmoment? Wie muss man sich das vorstellen?

“1.600 Nm maximales Sperrmoment. Erkennt das Steuergerät an einem der Vorderräder Antriebsschlupf, wird durch das Betätigen der Lamellen das Antriebsmoment vom Rad mit dem niedrigeren Grip-Level auf das Rad mit dem höheren Level umverteilt. Das maximale Sperrmoment beträgt 1.600 Nm – so kann im Bedarfsfall das gesamte Antriebsmoment über nur ein Vorderrad abgesetzt werden; das entspricht einer Sperrwirkung von 100 Prozent. Dadurch wird auch bei schwierigen Fahrbahnbedingungen und in Abbiegesituationen die für ein frontgetriebenes Fahrzeug maximale Traktion erzielt.”

Buzzword-Bingo: Wie sieht es mit dem Torque-Vectoring-Effekt aus?

“Beim Beschleunigen aus der Kurve wird das Antriebsmoment am kurvenäußeren Rad erhöht. Es entsteht eine asymmetrische Antriebskraftverteilung, die der dynamischen Radlastverteilung entspricht. Durch diesen sogenannten „Torque-Vecto­ring-Effekt“ wird das Beschleunigungsuntersteuern reduziert. Folge: Der Golf GTI Performance bleibt neutral und folgt präzise der Ideallinie. Das vorhandene Grip-Level wird optimal genutzt. Dadurch kann der Fahrer im Scheitelpunkt der Kurve wesentlich forcierter das Gaspedal betätigen; in der Folge ist die Geschwindigkeit des Golf GTI Performance am Ausgang der Kurve deutlich höher.”

Wie sieht es mit der Regelung aus? Was macht das ESC?

“In hochdynamischen Situationen, wie dem schnellen Durchfahren von Wechselkurven, unerwarteten Ausweichmanövern oder bei Lastwechseln wird die Vorderachs-Differenzialsperre zur Dämpfung der Gierbewegung eingesetzt. Bei einem Übersteuern erzeugt die Vorderachs-Differenzialsperre ein stabilisierendes Giermoment; deshalb können ESC-Eingriffe sanfter und später erfolgen und mitunter sogar ganz vermieden werden. Die geregelte Vorderachs-Differenzialsperre steht so für noch mehr Fahrspaß und eine bessere Performance.”

Ganz ausschalten wird man die elektronische Regelung wohl nicht, ob diese Technik auch im VW Golf 7 R zum Einsatz kommt? Auch wenn der VW Golf 7 R mit 4MOTION – sprich mit Allradantrieb – um die Ecke kommt? Steht noch in den Sternen! Das der VW Golf 7 R auf den Markt kommt steht inzwischen aber in großen Buchstaben in der Glaskugel geschrieben.

Quelle: Volkswagen 2013 / Foto: Jens Stratmann