Der Automobilhersteller und der Wandel der Zeit. Reichte es früher alle 7-10 Jahre ein neues Modell auf den Markt zu werfen, bzw. mal ein Facelift vorzunehmen so stellen die Kunden heute ganz andere Anforderungen an so einen Hersteller. Das Infotainmentsystem muss doch mindestens so gut sein wie das eigene Smartphone was man in der Tasche hat, oder? Schwierig, ist man beim Thema Automobil doch an die “langen Wege” bei der Entwicklung gewöhnt und nun muss es alles auf einmal ganz schnell gehen? Warum eigentlich? Weil der Kunde es will!
Der Kunde ist König! BMW denkt aber nicht nur an die Erstkunden sondern auch an die Gebrauchtwagenkäufer und das finde ich lobenswert. Die neue Lösung gefällt mir, ich bin schließlich ein digital Native. Momentan sind sicherlich noch ein paar Schwachstellen im System zu finden und bei einigen Sachen ist mir der Anspruch “viel Geld damit zu verdienen” noch zu stark ausgeprägt doch im großen und Ganzen ist das der richtige Schritt in die Zukunft.
Wovon spreche ich eigentlich die ganze Zeit? Connected Drive! Ein tolles Buzz-Wort, oder? Ich war für einen ganztägigen Workshop in München und habe mir diverse Apps angesehen, bin einmal kurz ein BMW 650 Cabriolet gefahren um mir selber ein Bild zu machen bzw. einen ersten Eindruck zu gewinnen.
Ab Juli 2013 sind viele BMW Modelle serienmäßig mit einer integrierten SIM-Karte ausgestattet. Diese ermöglicht den Zugriff auf frei wählbare Mobilitätsdienste. Der Kunde entscheidet was er haben möchte und rüstet sich seinen BMW dann dementsprechend auf. Möchte der Erstbesitzer gar keine mobilen Systeme nutzen, auch kein Problem, dann bucht eventuell der nächste Besitzer (von seiner automobilen Liebe darf man sich ja nach ein paar Jahren trennen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben) sich ein paar Apps hinzu.
Über den BMW ConnectedDrive Store kann man sich entweder vom heimischen Computer oder aber direkt aus dem Auto heraus die Apps ziehen. Man kauft die Apps nicht sondern erwirbt ein Nutzungsrecht. BMW wirbt mit einer variablen Laufzeit von einem Monat bis hin zu 3 Jahren. Die intern verbaute SIM Karte ist allerdings mein Highlight, denn die kann nicht nur im Ausland Roaming anbieten, sondern auch im Inland. Sprich: Der BMW hat stets die beste Netzabdeckung und das (derzeitig) ohne Geschwindigkeitsreduzierungen bei der Überschreitung von irgendwelchen Traffic Limits.
Mit Höchstgeschwindigkeit durch das mobile Netz gelangen dann z.B. Musik in die jeweiligen Fahrzeuge. Ich selber nutze ja inzwischen Spotify, BMW unterstützt derzeitig noch einen anderen Anbieter. Doch auch Anbieter wie Spotify können dank dem SDK demnächst “BMW Ready Apps” anbieten. Die browserbasierenden Apps fügen sich nahtlos in das Infotainmentsystem ein.
Sicherheitsfeatures: Spracherkennung, Speech 2 Text, Diktierfunktion… das alles auch bei höheren Geschwindigkeiten. Ab Juli findet man auch SIRI im BMW (wenn ein iPhone 4S/5 mit dem BMW verbunden ist). Die Zeit ändert sich wirklich gerade rasend schnell, oder? Aus Sicherheitsgründen bleiben während der Fahrt die meisten Internet-Dienstleistungen wie Facebook, Twitter etc. aus, auch der Beifahrer kann diese nicht nutzen, doch wer weiß was da die Zukunft bringt?
War man mal etwas zu schnell und es kommt zu einem Unfall, dann kann der Wagen auch zum Lebensretter werden:
“Im Jahr 2015 soll der automatische Notruf für alle Neufahrzeuge in der EU zur Pflicht werden. Mit dem Intelligenten Notruf von BMW ConnectedDrive bietet BMW schon heute diese Funktion mit weitaus umfangreicheren Leistungen, als es der Gesetzgeber für 2015 fordert. So wird im Fall einer Airbagauslösung ein automatischer Notruf mit genauer Ortung der Unfallstelle an das BMW Call Center abgesetzt. Die übermittelten Informationen umfassen neben der exakten Position und Fahrtrichtung des Fahrzeugs auch den Fahrzeugtyp und alle von den Sensoren im Fahrzeug gesammelten Daten. Sie liefern Aufschluss über Art und Schwere der Kollision. Die Auslösung der Rückhaltesysteme gibt Auskunft über die Zahl der möglichen Verletzten. Darüber hinaus lassen sich Frontal-, Heck-, Seiten-, aber auch Mehrfachkollisionen erkennen und voneinander unterscheiden. Anhand aller unfallrelevanten Daten entscheidet das Call Center, welche und wie viele Rettungskräfte (z. B. Arzt, Sanitäter, Feuerwehr, Hubschrauber) vor Ort nötig sind.”
Die Kosten für das mobile Internet finde ich vollkommen in Ordnung, ich persönlich bin allerdings auch ein Heavy-Nutzer. Das schöne ist ja, dass jeder für sich entscheiden kann was er braucht und was nicht. Die Apps gehören übrigens zum Auto und können somit innerhalb der Laufzeit “mit verkauft” werden.
Stolz ist man bei BMW auch auf RTTI:
“Das optional erhältliche Verkehrsinformationssystem RTTI (RealTime Traffic Information) nutzt die besonders schnelle und umfassende Datenübertragung per Mobilfunk mittels der im Fahrzeug integrierten SIM-Karte. Die Übermittlung der Echtzeit-Verkehrsdaten für die Routenberechnung und für etwaige Umleitungsempfehlungen arbeitet mit einer einzigartigen Zuverlässigkeit und Präzision. Zusätzlich zu Autobahnen und Schnellstraßen erfasst RTTI auch Landstraßen sowie wichtige innerstädtische Straßen. Für die Datenerfassung werden GPS-Daten von Flotten, Mobilfunkgeräten, Straßensensoren, kommunale Leitsysteme und viele mehr genutzt, damit der Fahrer präzise Informationen über die Verkehrsdichte erhält. Eine farbig optimierte Live-Staukarte mit Straßenmarkierungen in Grün, Gelb, Orange und Rot visualisiert jetzt noch sensibler den aktuellen Verkehrsfluss und informiert über Baustellen, Unfälle und sonstige verkehrsrelevante Ereignisse. Eine Aktualisierung der Informationen erfolgt im Minutenabstand und erstreckt sich über das engmaschige europäische Straßennetz von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und ab 7/13 auch über Belgien, die Niederlande, Österreich, Spanien, Dänemark, Irland, Norwegen, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz und Tschechien.”
…das alles war nur der Anfang, ich warte gespannt auf meinen ersten Testwagen von BMW mit der Connected-Drive Funktion damit ich euch diese kleinen technischen Innovationen auch mal detailliert vorstellen kann. Internetradio, Streaming-Seiten, Echtzeitverkehrsmanagement… ich glaube gerade die Third-Party Anbieter werden da noch einiges auf den Markt bringen was richtig interessant sein wird! Bis dahin heißt es noch etwas abwarten und Tee trinken! Einen großen Vorteil sehe ich in der Tatsache, dass man nun nicht mehr das “große” Infotainmentsystem kaufen muss. Es reicht ein Radio mit “Bildschirm” und schon könnte man bei den zukünftigen BMW Modellen die neuen Funktionen nutzen. Einen weiteren Vorteil sehe ich in der Tatsache, dass ich kein komplettes Paket kaufen muss sondern mir ganz individuell die Apps so nehmen kann wann und wie ich sie brauche. Brauche ich RTTI nur für einen Monat, dann buche ich diese Funktion halt nur so lange und danach läuft sie einfach aus. Eine App-Testfunktion, die fehlt bei dem Modell noch (7 Tage kostenlos testen), denn irgendwie kauft man die Katze im Sack, sry. Kofferraum! BMW bietet zwar einen separaten LTE-Router an, jedoch hätte ich es sinnvoll gefunden wenn man mit der, sowieso schon integrierten ,SIM Karte ebenfalls ein Wifi zur Verfügung hätte stellen können. Für Tech-Blogger sicherlich alles keine Raketen-Wissenschaft, doch für einen Automobilhersteller ist diese Innovation schon ein Meilenstein. Herzlichen Glückwunsch an BMW – Anforderungen der Zielgruppe verstanden und dementsprechend umgesetzt und ich hätte gerne so eine SIM Karte in meinem Smartphone ;).
Fahrbild: Jan Gleitsmann – Quelle: Pressematerial BMW