“Prinz Heinrich von Preußen, der automobilbegeisterte Bruder des deutschen Kaisers, stiftete im Juli 1907 einen Wanderpreis für eine große internationale Tourenfahrt, die sich an die Herkomer- Konkurrenzen der Jahre 1905 bis 1907 anschließen und ab 1908 ausgetragen werden sollte. Damit wurden die “Prinz-Heinrich-Fahrten” ins Leben gerufen, deren erklärtes Ziel die Vervollkommnung des Tourenwagens und die Förderung der Automobiltouristik war.”

Automobiltouristik, was für ein schönes Wort. Ich begeben mich demnächst nicht mehr auf Roadtrips, sondern unterstütze die Automobiltouristik! Bei den Veranstaltungen von Heinrich von Preußen gab es allerdings auch Prüfungen, die einen eindeutigen Renncharakter hatten!

mercedes-benz-classic-goodwood-festival-of-speed-2013-fotos-bilder-pictures (53)

“Das Reglement der beschränkte die Teilnahme auf viersitzige Vier- oder Sechszylinderwagen, die zur Fahrt auf öffentlichen Straßen zugelassen waren und am Tag der Abnahme mindestens 2000 km Laufleistung aufweisen mußten. Die erste Veranstaltung wurde vom 9. – 17. Juni 1908 über eine Distanz von 2201 km gefahren und führte von Berlin über Stettin, Kiel, Hamburg, Hannover, Köln und Trier nach Frankfurt. An den Start gingen 129 Teilnehmer Sieger wurde Fritz Erle auf einem Benz 7,5 l Spezial-Tourenwagen mit nominell 50 PS. Benz war mit insgesamt elf Fahrzeugen beteiligt, die eine Nennleistung von 25, 50 oder 75 PS aufwiesen. Nach der ersten Prinz-Heinrich-Fahrt wurde von Seiten der beteiligten Amateurfahrer wie auch von Fachpresse und interessiertem Publikum bedauert, daß fast alle Preise von sogenannten Fabrikfahrern auf Spezial-Tourenwagen gewonnen wurden. Im Reglement für die Prinz-Heinrich-Fahrt des Jahres 1909 ging man auf diese Kritikpunkte ein, indem man unter anderem ein Handicap für Industriefahrer sowie sehr genaue Bestimmungen hinsichtlich der Karosserie der Teilnehmerfahrzeuge einführte.

Die zweite Prinz-Heinrich-Fahrt wurde vom 10. – 18. Juni 1909 über eine Distanz von 1858 km auf der Strecke Berlin – Breslau – Tatra-Lomnicz – Wien – Salzburg – München ausgetragen. Es starteten 108 Teilnehmer, davon acht Benz Spezial-Tourenwagen mit einer Nennleistung von 20 PS. Sieger in der Gesamtwertung wurde Wilhelm Opel auf Opel, für den bestplatzierten Benz, gesteuert von Edward Forchheimer, reichte es nur zum vierten Platz.

mercedes-benz-classic-goodwood-festival-of-speed-2013-fotos-bilder-pictures (57)

Nachdem die Idee des Handicaps für Fabrikfahrer einige Mißstimmung verursacht hatte, hatte man diesen Passus für die dritte Prinz-Heinrich-Fahrt von 1910 wieder aus dem Reglement gestrichen. Die Veranstaltung wurde vom 2. – 8. Juni 1910 über 1945 km auf der Strecke Berlin – Braunschweig – Kassel – Nürnberg – Straßburg – Metz – Homburg v. d. H. gefahren. Benz beteiligte sich mit zehn vollkommen neu konstruierten Spezial-Tourenwagen, davon vier mit 5,7 l und sechs mit 7,3 l Hubraum. Im Gegensatz zu den Benz Prinz-Heinrich-Wagen der Vorjahre waren die Fahrzeuge von 1910 mit Kardanantrieb ausgerüstet und hatten eine aerodynamisch optimierte Karosserie mit einem charakteristischen Spitzheck. Wie schon 1909, endete die Prinz-Heinrich-Fahrt für Benz auch 1910 nicht mit dem erhofften Sieg, und der bestplazierte Benz, ein von Fritz Erle gesteuerter 5,7 l-Wagen mit 80 PS, landete hinter drei Austro-Daimler und einem Opel auf Platz fünf.

Die meisten Benz Prinz-Heinrich-Wagen der Jahre 1908 bis 1910 wurden auch nach ihrem eigentlichen Verwendungszweck noch bei Rennen und Tourenfahrten eingesetzt und anschließend an sportlich ambitionierte Privatleute verkauft.”

mercedes-benz-classic-goodwood-festival-of-speed-2013-fotos-bilder-pictures (58)

Dieses Fahrzeug hier setzt noch Kraft und Köpfchen voraus, während man heute die Ausfahrt genießen kann musste man damals noch kräftig zupacken bzw. treten. Die Bremsanlage funktioniert noch mechanisch, eine hydraulische Unterstützung sucht man hier vergebens.