Man mag dem Porsche 911 so einiges vorwerfen, von mir aus sogar, dass er eigentlich nur ein verbesserter VW Käfer ist. Unbestritten dürfte aber sein, dass die Erfolgsgeschichte, die vor 50 Jahren anfing, seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Porsche hat durch eine behutsame Evolution der Baureihen es geschafft, sich stets zu verbessern ohne das Fahrzeug zu sehr zu verändern. Gilt die Mercedes-Benz S-Klasse als das “Beste Fahrzeug der Welt” so ist der Porsche 911 – sicherlich nicht nur für mich – “Der beste Sportwagen der Welt!”

Dieses mal kann ich nicht objektiv sein, dieses mal geht es leider wirklich nicht. Denn der Porsche 911 – und dabei ist es vollkommen egal ob wir nun über einen 911 aus dem Jahre 1963 oder dem aktuellen Modell sprechen – ist einer meiner Traumwagen. Zu dem roten 911 Cabrio hatte ich sogar schnell eine persönliche Bindung, ja gar eine Geschichte und die erzähle ich euch jetzt, doch vorher dürft ihr euch noch den Video-Fahrbericht vom Porsche 911 Carrera S Cabrio ansehen:

Ich bin Baujahr 1979, somit war der erste Sportwagen den ich auf der Straße sah, “natürlich” ein Porsche 911. Als Kind habe ich häufig versucht die Silhouette nachzuzeichnen und gebt heute mal Kinder einen Stift in die Hand und lasst sie einen Sportwagen zeichnen – da kommt ein 911er raus (ich gestehe, teilweise braucht man viel Fantasie). 1989-1990 muss es gewesen sein, ich war mit meiner – leider viel zu früh verstorbenen – Mutter bei Karstadt. Es war kurz nach meinem Geburtstag, doch im Regal stand ein roter Porsche. Besser gesagt ein Porsche 911 Cabrio. Ich habe das Fahrzeug geliebt, der war – wie es sich für einen Porsche gehört – so richtig schnell. 23 Jahre später sitze ich selber am Steuer, bin inzwischen etwas ruhiger geworden. Hatte ich damals noch blonde Locken sind die Haare nun kurz und grau – doch bei einer Fahrt im Porsche 911 Cabriolet habe ich auf einmal wieder diese “kindliche Freude” gespürt.

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Ein Porsche 911 ist nun mal etwas ganz besonderes, als Cabrio-Fan ist das Modell quasi die Sahnehaube auf dem Kakao, der Zuckerguss auf den Kuchen bzw. die Scheibe “mehr” beim Metzger. Ein Kindheitstraum und ich mittendrin. Das 7-Gang PDK darf die Schaltarbeit übernehmen, ich hätte gar nicht Eingriff nehmen wollen – viel zu gut regelt die Elektronik. Hätte ich gewollt, ich hätte gekonnt! Die hochwertigen Materialien finden sich ja schließlich auch an den Schaltwippen wieder. Der Porsche fühlt sich gut an, von den Sitzen bis zum Dach, vom Armaturenbrett bis zu den Schaltern.

Gestartet wird noch herkömmlich per Schlüssel, das Zündschloss sitzt immer noch links und der runde Drehzahlmesser immer noch mittig hinterm Lenkrad. Das Lenkrad lässt sich in einem großen Rahmen axial und vertikal verstellen. Das gleiche gilt auch für den Sitz, der Gurt bleibt auf einer Höhe und wird auch nicht angereicht – ups, habe ich da etwa einen Kritikpunkt gefunden? Ich könnte noch über die Ablagen lästern, denn da gibt es inzwischen in jedem Kleinwagen mehr Platz. Aber lästern? Porsche? Nicht mit mir! Schaut euch doch mal das Lenkrad an. Da gibt es keine unnötigen Taster, Schalter, was weiß ich. Da gibt es die Anzeigen für den Sport und den Sport Plus Modus auf der linken Seite und die Anzeige für die Launch Control auf der rechten Seite. Damit man auch stets weiß, wie das Lenkrad steht, hat man oben noch eine Mittelmarkierung eingeledert.

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Der Porsche 911 hat mir nicht gut gefallen, er hat mir sogar sehr gut gefallen. Dank der Auspuffklappen-Steuerung vom 911 Carrera S kann man das Fahrzeug im Alltag einsetzen. Leise aus dem Wohngebiet, laut über die Landstraßen und im Sport Plus Modus dann gerne auch mal mit Volldampf über die Autobahn bzw. die Rennstrecke. Ja, der Porsche 911 ist durchaus für den Alltag gedacht. Das Staufach unter der Fronthaube beherbergt gerne 2 Kabinen-Trolleys und noch ein paar Taschen und den Rest kann man ja auf die beiden Notsitze packen. Auf die Sitze würde ich zwar meine Kinder, aber nicht meine Schwiegermutter packen. Familientauglich? Nur bedingt, dafür hat Porsche andere Fahrzeuge im Sortiment! Auch wenn ich gestehen muss, dass beide Kinder die hier mitfahren durften mindestens genauso viel Fahrspaß hatten wie ich.

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Mit einem Durchschnittsverbrauch von 13,5 Litern haben wir (der Jan ist den Porsche natürlich auch gefahren) wieder abgegeben. Der Testzeitraum? Fast 2000 km! Ein sehr guter Wert für ein Fahrzeug mit 3,8 Liter Motor, 400 PS und einem Klangbild, der es bei mir schafft eine Gänsehaut zu erzeugen. In 4,3-4,5 Sekunden beschleunigt der Porsche 911 Carrera S von 0 auf 100 km/h, die Endgeschwindigkeit liegt bei fast 300 km/h. Gefahren bin ich die nicht, mir reichte das gute Gefühl jederzeit gut und zügig überholen zu können. Das Fahrwerk? Perfekt! Die Lenkung? Perfekt! Der Porsche 911 ist einfach der perfekte Sportwagen für Leute wie mich. Warum? Weil ich weder ein Rennfahrer bin und ich keine 2000 Runden auf der Nordschleifen vorweisen kann, trotzdem kann ich so ein Fahrzeug sportlich fahren. Überschätze ich mich, hilft mir die Elektronik. Würde ich mich mit einem Fahrzeug der ersten Baureihen verschätzen, wo es die elektronischen Helferlein noch nicht gibt, dann würde die Sache sicherlich anders aussehen. Richtige Nerds wird das stören, aber die sollen sich dann halt ein anderes Fahrzeug kaufen – das Cabrio wäre eh nichts für die Jungs. Das Stoffdach hingegen hat mich überzeugt. Ist das Dach geschlossen hat man einen sehr ruhigen (Windgeräusche) Innenraum, hat man es geöffnet begebt man sich in die Obdachlosigkeit. Ich gestehe in die dekadenteste Art der Obdachlosigkeit. Cabrio fahren ist ein Lebensgefühl. Das muss man mögen, es ist nicht jedermanns Sache. Ich mag es nicht nur, ich liebe es und ja – ich liebe den Porsche 911 – auch in rot!

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Jan hat seinen Beitrag, dieses mal auch etwas persönlicher, natürlich auch schon veröffentlicht: klick – dort gibt es dann – wie immer – noch mehr Fotos vom Porsche 911 Carrera S Cabrio!