Ich muss gestehen, dass ich das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) nur relativ selten einschalte. Gerne schaue ich mir die Krimi-Serie Wilsberg an, zum einen, weil sie in Münster spielt und zum zweiten weil immer ein Bielefeld-Witz bzw. ein Hinweis auf die Stadt die es gar nicht gibt drin vorkommt.
Gestern fand allerdings ein “großes TV-Duell” statt. Ähnlich wie bei vor der Wahl habe ich hier nun qualitativen, hochwertigen Inhalt erwartet, denn es ging um die Marken BMW vs. Mercedes-Benz. Was habe ich mir alles vorgestellt, einen schönen innovativen Vergleichstest, Qualitätsmerkmale, Unterschiede bei der Verarbeitung usw. – von mir aus gut und gerne bezahlt von den GEZ-Geldern.
Was kam? Die Ernüchterung! Eine Rennfahrerin bewegte die neue Mercedes-Benz S-Klasse und einen BMW 730 über die Rennstrecke, später ging es mit einem Geländewagen (Mercedes-Benz M-Klasse gegen den BMW X5) über einen Trail-Parcour und eine Familie sollte 14 Tage lang die Marken wechseln. 7 Zwerge, also 7 Kinder bekamen 8 Bobby-Cars hingestellt, ein BMW blieb über. Tja, das war schon fast das unterhaltsamste in diesem Fernsehformat. Sorry, ich darf die Kollegen Ludolf nicht vergessen. Während Manni “der Mannipulator” Ludolf es vernünftig anging und durch einen Spritsparkurs, den Verbrauch vom Mercedes-Benz unter den NEFZ-Wert kitzelte (was übrigens jeder schaffen kann), sorgten die anderen beiden Kollegen für eine Comedy-Vorstellung. Beim BMW wurde die Motorhaube abgebaut um Kraftstoff zu sparen. Downsizing deluxe? Dann hätte ich aber auch den Beifahrer zu Hause gelassen, der scheinbar einmal zu viel am Spaghetti-Trog gehangen hatte. Motorhauben haben durchaus auch aerodynamische Einflüsse und senken den CW-Wert, die Luftverwirbelung im Motorraum dürfte – meiner Meinung nach – eher für einen Mehrverbrauch gesorgt haben. Gut, dass diese Klamauk-Geschichte nicht wirklich gewertet wurde. Anschließend durften die Kollegen Ludolf bei zwei Testfahrzeugen noch den Motor “mannipulieren” – wie kleine Kinder haben sie sich gefreut, dass man durch das ausstecken der Steuergeräte das komplette Fahrzeug ausser Kraft setzen kann. Wahnsinn! Raketenwissenschaft! Der herbeigerufene Service-Mitarbeiter von BMW kam, sah und siegte. Denn er schaffte es innerhalb von 40 Minuten das Fahrzeug wieder flott zu machen. Bei Mercedes-Benz hatte man vermutlich die falsche Nummer angerufen, denn ich habe es bislang immer geschafft den 24 Stunden Notdienst zu erreichen, der auch tatsächlich 24 Stunden geöffnet hat.
Achja, um die Innovation ging es auch. Da wurde BMW gelobt, weil die nicht auf bestehende Fahrzeuge aufbauen und umbauen, sondern mit der i3 und i8 Palette komplett neue Wege gehen. Irgendein Design-Labor hat das wohl für besonders gut befunden. Gelästert wurde noch kurz über die Werks-Verträge, die haben aber beide. Mehr “Made in Deutschland” steckt in Mercedes-Benz, da die Motoren von BMW ja zum größten Teil aus dem Ausland (Österreich) kommen.
Es ging dann noch um die Fans der Marke, ein Mercedes-Benz Fahrer und Oldtimer Liebhaber verglich die Liebe zum Automobil mit seiner Frau und sprach von einem “Familienmitglied welches in der Garage lebt” und eine junge (attraktive) BMW Fahrerin hat ein E30 Tattoo und küsst einen Oldtimer auf einer Messe. Wahnsinn! Für die Ewiggestrigen wurde natürlich auch noch erwähnt, dass beide Unternehmen sich während des dritten Reiches nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben.
Experten! Experten mussten auch noch schnell vor die Kamera! Ein Chefredakteur von einer führenden Autozeitung kommt da ja immer ganz gut, gerne auch noch ein erfahreren Automobil-Tester, oder? Eventuell noch einer der schon einige Bücher geschrieben hat. Was soll ich sagen? Wer war noch mal die Rennfahrerin? Die hatte immerhin gesagt, dass man mit einer S-Klasse oder einem BMW 730 nicht auf die Rennstrecke geht, tja – warum vergleicht man diese dann genau dort? Ich befürchte, dass alle “Experten” (außer den Kollegen Ludolf) sich heute fragen, warum sie da wirklich mitgemacht haben.
Wie auch immer. Die Stunde Lebenszeit (eigentlich waren es nur 45 Minuten) hätte ich fast nicht besser verschwenden können, die Marke Audi muss übrigens nicht traurig sein, denn die fuhr später auch noch ins Bild – untertitelt mit “die Konkurrenz schläft nicht”. Danke ZDF, hätte ich nicht durch die Zeitumstellung eine Stunde Zeit gewonnen, ich würde euch verklagen ;). Wie schon im Titel erwähnt, bei diesem großen TV-Duell zwischen den Marken Mercedes-Benz und BMW gab es für mich nur einen Verlierer: Den Zuschauer! Ach ja, ein Ergebnis gab es dann auch noch: Beim großen ZDF TV-Duell hat Mercedes-Benz mit fünf Punkten gegen BMW gewonnen, die Kollegen aus München bekamen nur vier Punkte. Eventuell liegt es aber auch an der Tatsache, dass Mercedes-Benz ja bereits 30 Jahre eher angefangen hat Automobile herzustellen?