Nach Hause. Gestern wollte ich nur noch nach Hause. Zu meinen Kindern, zu meiner Frau, zu meinem Hund. Nach Deutschland. Ich mag die USA, doch ich liebe meine Heimat und nach einem mehrtägigen Trip durch die USA sehnte ich mich nach einer Umarmung und nach normalem Essen.

Meine Sehnsucht war sogar so groß, dass ich mich bereits um 15 Uhr zum Flughafen hab shutteln lassen, obwohl das Boarding erst um 19:45 starten sollte. Wer den Flughafen von Detroit kennt, der weiß, dass dort der Hund begraben ist. Der Security-Check war in ein paar Minuten durchlaufen und dann ging es in die Lounge. Cola, Chips, US-Style halt. Noch schnell ein paar Worte mit Kollegen bzw. mit Mitarbeitern von Automobilkonzernen und schon mal die Fotos sortiert. Zeitvertreib. Mein Plan: Wach bleiben, im Flieger schlafen, Fit sein für die Kinder und die vom Kindergarten und der Schule abholen und einen schönen Nachmittag verbringen. Der Liebsten hatte ich bereits geschrieben: “Ich komme früh, du kannst Abends deinen Termin wahrnehmen…” – das hätte ich mal besser gelassen, denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

lufthansa-wassertank-detroit-frankfurt

Nach dem Boarding und der etwas ungewöhnlichen Einstiegszeremonie ging es in den Flieger. Lufthansa. Neuer Vogel. Gute Ausstattung. Der Flieger stand allerdings zwei Tage auf dem Rollfeld von Detroit. Dort war es kalt. Aus dem Grund hatte man den Frischwassertank gelehrt und dennoch ist da wohl ein Schlauch geplatzt. Frage: Ist es da oben in der Luft nicht auch ziemlich kalt? Warum platzt der Schlauch da oben nicht? Oder sollte es eventuell gar nicht der Schlauch gewesen sein sondern doch nur ein technisches Bauteil welches da eine Fehlfunktion hatte? “Wir reparieren das, dann geht es los…”

Derjenige der zwischendurch dann doch noch mal aufs Töpfen wollte, der durfte zurück zum Gate gehen. Inkl. Begleitung war das dann mal möglich. Einige sollen sogar die Zeit für eine letzte Zigarette genutzt haben bzw. sich auf die Suche gemacht haben nach durstlöschenden regionalen Getränke in Dosen.

30 Minuten… 60 Minuten… die ersten Kollegen versuchten die Stimmung mit Handpuppen zu erhöhen und führten dabei auch tiefgründige Interviews:

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90 quälende Minuten später – wir durften unser Feierabendgetränk / Schlaftrunk auf Grund Zollrechtlicher Bestimmungen noch nicht zu uns nehmen – ging es dann los. Kurs: Frankfurt! Öle!

Liegeposition, Film an, Augen zu, schlafen… “Ja, Hallo, hier spricht der Kapitän… heute haben wir hier aber auch ein Pech…” – ich war wach, hellwach.

Knapp eine Stunde später versagte die Technik wohl erneut und der Kapitän wollte in New York landen. Moment mal? Sind wir nicht gerade von Detroit über Toronto geflogen und jetzt sind wir in New York. Ja! An Albany vorbei ging unser Flugkurs nach Detroit. Dort drehten wir bereits eine Schleife, bis man merkte: “Upsala, hier landen wir doch nicht, die Immigration ist gar nicht mehr besetzt und Hotels gibt es auch nicht!” – mein Blutdruck stieg wie die Drehzahl von einem freidrehenden Saugmotor bei Vollgas.

“Wir fliegen jetzt doch nach Frankfurt…, wir können ihnen aber keinen Kaffee oder Tee kochen und wir wissen auch nicht wie lange die Toiletten noch funktionieren…” – ja und? Mir doch egal. Wer 12 Stunden auf der LoveParade ausgehalten hat, der wird wohl auch den 7 Stunden Flug hier überleben und für diejenigen die es nicht können, gibt es Wasserflaschen. Nein, nicht zum reinurinieren, sondern zum nachspülen. Der Lufthansa Wassertank – wie groß ist der eigentlich? – wollte bestimmt auch mal streiken.

Ich mach es kurz: Das Wasser hat gereicht, wir sind mit ca. 2 Stunden Verspätung gelandet, damit war der Anschlussflieger gerade weg. Vermutlich ist er gerade abgehoben, als ich meinen Hintern aus dem Flugzeug bewegt hatte. Resultat: Ich war anstatt um 15 Uhr um 19:30 zu Hause. Konnte gerade die Kinder noch umarmen und ins Bett bringen und trotzdem bin ich froh, froh wieder zu Hause zu sein und nicht in New York, Toronto oder Grönland zu hocken nur weil ein Frischwassertank nicht das hält was er verspricht.

Das lustigste an der Geschichte: In dem Flieger saßen neben einigen Automobilgrößen wie z.B. der Chef von Volvo die versammelte Elite der Automobiljournalisten, nur einige wenige geschätzte Kollegen fehlten, ansonsten war alles da was Rang und Namen hatte. Neben den Journalisten gab es dann auch noch die Blogger und ich finde es lustig, dass dieses Mal kein Blogger den ersten Beitrag geschrieben hat sondern tatsächlich die Tagespresse. Da passiert der Lufthansa mal so ein kleines Missgeschick und es sitzen geschätzt über 60 Medienvertreter im Vogel. Ich konnte danach nicht mehr schlafen, bin nun – unterbrochen durch ein paar Power-Naps – ca. 40 Stunden wach und lustigerweise gar nicht Müde. Jetlag? Ich bin ein Blogger, holt mich hier raus!

Lob: Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter haben wirklich versucht uns gut zu umsorgen und informierten uns auch zeitgemäß über eventuelle Vorkommnisse. Ich fühle mich gut betreut – übrigens auch von einem ganz besonderen Mitarbeiter von Mercedes-Benz den ich namentlich nun nicht nennen werde, denn auch er hat zwischendurch alles mögliche versucht um die Geschichte zu einem positiven Ende zu bringen. Ich glaube in dem Flieger hatten alle den gleichen Wunsch, der ja auch in Erfüllung ging: Nach Hause!

Verbesserungsvorschlag: Beim nächsten Nachtflug von Detroit nach Frankfurt bei dem so ein Fehler auftaucht, vorher alle Passagiere mal aufs Töpfchen schicken und dann zur Not mit Wasser aus der Flasche nachspülen. Ich saß in unmittelbarer Nähe der Toilette, soooo viele haben die nun wahrlich nicht aufgesucht in der Nacht. Ich hingegen hab den Flug schlaflos verbracht.

Kritikpunkt: Ohne den Umweg über New York hätten vermutlich einige noch ihren Anschlussflug bekommen!

Was hat dieser Beitrag in einem Auto-Blog zu suchen? Eigentlich gar nichts, aber ich wollte euch einfach mal erklären, warum ich mir morgen erst einmal eine Auszeit gönne, bevor es dann hier ab Freitag wieder so richtig los geht.