Aprilscherze… die einen mögen sie, die anderen nicht. Inzwischen ist es guter Brauch: In der Automobil-Industrie scherzt man auch. BMW, bzw. Mini hat es allerdings sehr geschickt gemacht. Mit der Pressemitteilung sind sie einen Tag früher rausgegangen und wir haben hier in der “riesig großen” rad-ab.com Redaktion bei der letzten Redaktionssitzung schon gegrübelt: Aprilscherz, oder nicht?
Mini mit Flügeltüren:
Bei Flügeltüren hat man meist zwei Gedanken: Zum einen natürlich sollte da im Kopf eines jeden Autofans ein Lamborghini auftauchen. Zum anderen kommen dann aber noch die Bilder von irgendwelchen zur Unkenntlichkeit getunten Brot- und Butter-Autos auf, die mit ihren nachgerüsteten Flügeltüren für Aufmerksamkeit sorgen wollen. Zu allem Übel nennt sich dieser „Trend“ auch noch LSD – also „Lamborghini Styl Doors“. Nun also auch Mini. Ab Werk. Wie bitte?
Ja, es ist nicht zu leugnen, der neue Mini soll nun auch mit Flügeltüren kommen. Sinn und Zweck ist jedoch nicht der Stil, sondern die Praktikabilität, so heißt es zumindest bei Mini. Die schräg nach oben öffnenden Pforten sind als Option erhältlich und sollen in urbanen Gefilden das Einsteigen erleichtern. Der Mini Dreitürer, das Cabrio und der Paceman sind als erste dran und können ab Werk damit aufgerüstet werden. Ab dem Modelljahr 2017 sollen auch der Fünftürer, der Countryman und der Clubman aufgerüstet werden können.
Gut, ich meine – Warum nicht? Die Vorteile liegen doch schließlich auf der Hand:
Einen entscheidenden Vorteil sollen die „Scheren Türen“ in den Bereichen bringen, in denen sonst kaum Platz ist – also auf schmalen Parkplätzen oder in engen Parkhäusern. Mini spricht von einem „Clever Use of Space“, was grundsätzlich ja auch nicht verkehrt ist Schließlich wird der Raum in den Städten tatsächlich immer kleiner. Warum ist der Mini, der Name sagt es ja eigentlich schon, dann immer größer. Oder erwartet tatsächlich jemand von einem gewöhnlichen Mini, dass er innen groß wie ein Tanzsaal ist? Außerdem: Enge Parklücken hin oder her. Sind nicht alle Autos mit Flügel- oder Schiebetüren ausgerüstet, wird aus dem vermeintlichen Vorteil des Mini schnell ein Nachteil. Man kann zwar schmale Parklücken entern und besser zu- und aussteigen, doch die Türen der anderen Fahrzeuge, die konventionell öffnen, werden sich schnell im Blech des Mini abzeichnen, wenn man eng parkt.
Da die Bayern dem Konzept anscheinend auch nicht allzu optimistisch gegenüberstehen, habe man viele Komfortfeatures serienmäßig in das Fahrzeug integriert, um scheinbar den Verkauf dieser Option voranzutreiben. So öffnen die Fenster und Türen serienmäßig über die Fernbedienung. Wow, man darf begeistert sein, dass die Zentralverriegelung und die elektrischen Fensterheber gratis mit dabei sind. Richtig innovativ will die bayerisch-britische Schmiede aber sein, was die Zukunft angeht: Mit dem Smartphone und der entsprechenden „Mini Excitement App“ soll man den Mini ebenfalls öffnen und schließen können. Hat Volvo das nicht schon längst vorgestellt? Klar hat Volvo das vorgestellt, doch die hatten dann keine Flügeltüren ;).
Damit durch die Flügeltüren wenigstens kein sicherheitstechnischer Nachteil entsteht, wurden die „Scissor Doors“ speziell gegen einen Seitenaufprall geschützt und mit speziell versteift. Außerdem verfügen die Optionstüren über eine pyrotechnische Notöffnung, mit der sie im Notfall abgesprengt werden können. James Bond lässt grüßen.
By the way, ich kenne die nachgerüsteten Flügeltüren noch, da wurde die damals gerade entwickelt. Die ersten Prototypen wackelten im Wind wie das berühmte Fähnchen auf dem Turm. Der Einstieg ist auch nicht immer gerade einfacher und meiner Meinung nach gibt es nur vier Fahrzeuge auf der Welt, die Flügeltüren bzw. Scherentüren haben dürfen: Der legendäre Mercedes-Benz 300SL, dann natürlich der Mercedes-Benz SLS, dann jeder Lamborghini und der Renault Twizy!
Dennoch, Glückwunsch nach München. Bei keinem anderen Aprilscherz der Industrie mussten wir so lange grübeln, hätten die Münchener das mit dem Pyro-Sprengsatz weggelassen (ist nicht notwendig, die Scherentüren gehen erst ganz normal zur Seite auf, erst dann nach oben) – hätte ich es fast geglaubt. Wirklich. Ehrlich.