Wir kennen ihn alle, den 850er – vor allem als Kombi. Eckig, kastig, praktisch, sicher, da kommt man schnell auf einen Schweden. Schaut man sich aber den Volvo C70 an, mag man gar nicht glauben, dass der weit verbreitete Volvo 850 die technische Basis für das formschöne Coupé und dessen offenen Bruder bildet. Sanft fließende, elegante Linien zeichnen den C70 aus und stellen einen Umbruch im Volvo-Design dar. Seit diesem Modell sind die Schweden davon abgerückt, ihre Autos mit der Axt zu designen.

20 Jahre ist es nun her, als der Volvo C70 als Coupé und Cabrio das Licht der Welt erblickte. Irre, wie die Zeit vergeht. Vor allem, da sein Design auch heute noch aktuell wirkt und die Blicke auf sich zieht. Und ich gebe gerne zu: Ich mochte das Coupé damals, ich mag es heute und ich werde es auch hin Zukunft mögen.

C70 Coupe, Triton, 426 Silver metallic
Den Linien des Volvo C70 konnte ich nie recht widerstehen. Verständlich, oder?

Die Linienführung des Volvo C70 stammt aus berühmter Feder

Der Grund dafür ist das attraktive, aber unaufgeregte Design. Waren die Limousinen und Kombis der Schweden bislang eher von einer gewissen Kantigkeit gezeichnet, brach der C70 zum gefühlt ersten Mal mit dieser Tradition. Und verantwortlich dafür war kein geringerer als Ian Callum. Der Brite ist bekannt für seine klares, aber klassisches Design und zeichnete für Aston Martin und Jaguar. Sein letzter großer Wurf: Der Jaguar F-Type.

Wie aber kam man auf den Volvo C70? Zunächst wurde ein bewusst junges Team zusammengestellt, das möglichst unbefangen an das Thema eines Lifestyle-Fahrzeugs herangehen sollte. Nach Besetzung der Stellen, ging es für das Team nach Südfrankreich, um viel von der dortigen Lebensart aufzunehmen und in das neue Fahrzeug fließen zu lassen. Hier testeten die Entwickler verschiedenste Coupés von Mitbewerbern und stellten eine Art Lastenheft zusammen, das den neuen Volvo C70 auszeichnen sollte. Klar war aber von vorn herein eines: Das neue Coupé sollte den traditionsreichen P1800 beerben – und zwar würdig.

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Ohne Dach lassen sich die Fünfzylinder des Volvo C70 noch besser beim Knurren zuhören

Dafür wollten die Schweden auf Nummer sicher gehen und spannten die britischen Motorsport-Profis von Tom Walkinshaw Racing in das Projekt mit ein. In einer Scheune entstanden viele Ideen, die die Gestaltung und das Konzept betrafen, während die Technik direkt von Volvo stammte. Da der Designchef letzten Endes aber nicht vollkommen zufrieden war, aktivierte man Ian Callum. Jener ist verantwortlich für den sanften Dachbogen und die fließenden Proportionen. Und das war keine leichte Fingerübung: Voraussetzung war, dass die Front markentypisch eckig bleibt. Umso schwieriger war es, die eleganten Linien mit den harten Kanten der Front zu verbinden.

Der Volvo C70: Youngtimer mit Klassiker-Potential

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Kantige Front, weicher Abgang – geschickt verknüpft beim 90er Jahre Coupé

Aber Eleganz zeigt sich nicht nur außen, sondern auch im Innenraum des Volvo C70. Er bietet zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten und eine große Palette an Ausstattungen. Hinzu gesellen sich Materialien auf Premium-Niveau und Farben, die nicht gerade von der Stange kommen. So wurde fast jeder C70 zum Einzelstück.

Unter der Haube blieb man aber einer Tradition treu: Den Fünfzylinder-Motoren. Allesamt sind mit Turboladern versehen und bieten brauchbare Fahrleistungen. Außerdem zeigen sie – wie wenige andere Motoren – einen ganz eigenen Sound. Nur ein Fünfender vermag es, ein gewisses Achtzylinder-Timbre, Wärme und Knurrigkeit zu verbinden. Und dank der Aufladung zeigten die Aggregate gute Fahrleistungen. Der 2,3 Liter Fünfzylinder – der T5 – leistete 204 PS  und war bereits aus dem Volvo 850R bekannt. Damit konnte der Volvo C70 mit bis zu 250 Sachen über die Bahn schießen. Daneben gab es einen 2.4 Liter Motor mit 193 PS sowie einen 2.0 mit 163 bis 225 PS.

Volvo C70 Coupé interior
Ansichtssache: Den etwas rustikalen Charme der 850er Modelle wollte der C70 ablegen.

Und noch einer Tradition fühlten und fühlen sich die Schweden verpflichtet: Der Sicherheit. Der Volvo C70 verfügte – und wir schreiben immerhin das Jahr 1996 – über das Seitenaufprall-Schutzsystem SIPS, den Schleudertrauma-Schutz WHIPS und ein paar Airbags. Beim Cabrio kam sogar ein Neigungssensor-gesteuertes Überrollbügel-System zum Einsatz. So muss man sich letztendlich fragen, warum der hübsche Schwede in unseren Breitengeraden ein Schattendasein fristete. Wer sich also einen europäischen Youngtimer mit dem Potenzial für einen Klassiker zulegen will, hat mit dem Volvo C70 gute Chancen.