Wir hatten euch bei Facebook und auf unserem YouTube Channel gefragt ob ihr auch Lust auf Youngtimer / Oldtimer hat. Die Antwort war fast einstimmig: “Ja!” und aus dem Grund starten wir nun auch direkt mit einer Ikone, dem VW Golf I!
Wir schreiben das Jahr 1970: Volkswagen steckt in der Krise. Alles oder nichts heißt es, als man den jungen Giorgetto Giugiaro vom Design-Büro Italdesign nach Wolfsburg beruft. Ein gewagtes Spiel, doch es geht auf: Der Italiener landet den Wurf seines Lebens und entwirft den VW Golf I. Das Fahrzeug, das heute als das meistverkauften Auto überhaupt gilt; das Fahrzeug, das einer ganzen Klasse seinen Namen gegeben hat; das Fahrzeug, das auch heute noch in allen Gesellschaftsschichten vertreten ist und weder Aufsehen noch Neid erregt. Ein echter Allrounder. Das Auto. Wir schauen uns die Geschichte des Klassengründers genauer an und zeigen, worauf man beim Kauf achten sollte.
Der Golf I: Ein echter Italiener?
Einem der ganz großen Auto-Designer der Welt, Giorgetto „Giorgio“ Giugiaro, einem Italiener, haben wir es zu verdanken, dass Volkswagen heute einer der größten und erfolgreichsten Autobauer aller Zeiten ist – Abgasskandal hin oder her. Er entwarf seinerzeit den Golf I, dieses geradlinige, teutonische Meisterwerk, das allen anderen Fabrikaten in derselben Größe seinen Stempel aufgedrückt hat: Die Golf-Klasse.
Mit dem Zug reiste er damals aus Italien an und wurde halbherzig empfangen. Nach seiner zweitägigen Anreise ins kalte Wolfsburg wurde er direkt der Konzernführung zum Fraß vorgeworfen. Vorstände, Vorsitzende und einfach alle, die etwas zu sagen hatten erwarteten ihn an einer langen Tafel und starrten ihn an, als er den Raum betrat. Sein Auftrag: Die Rettung des Konzerns. Der Druck: Die Existenz des Konzerns steht auf dem Spiel. Was noch erschwerend hinzu kam: Der Käfer war veraltet und brauchte einen Nachkommen, der das Potential besitzt, wie eine Bombe einzuschlagen. Das Problem: Ein riesiger Schuldenberg. Die Lösung: Italienisches Design, von dem man in Deutschland nichts verstand und deshalb Giugiaro rekrutierte. Und er machte einen großartigen Job, schließlich gilt der Golf I auch heute noch als absolut zeitlose Designikone.
1974 war es dann soweit – der große Moment: Der Golf I wurde vom Stapel gelassen. Es hätte das von ABBA im selben Jahr besungene „Waterloo“ werden können oder der große Wurf. Und genau so kam es: Der erste Golf kam bestens an. 6,99 Millionen Exemplare verkauften die Wolfsburger von der ersten Generation, auf die mittlerweile sechs weitere folgen. Das Erfolgsrezept: Der vierzylindrige Reihenmotor unter der Fronthaube, der den im Heck verbauten Boxer-Motor des Käfers beerbte. So entstand ein völlig neues Fahrzeug-Layout, das mit einem Design kombiniert wurde, das fernab von den weichen Rundungen des Käfers lag. Hier zeigte sich bereits ein Stilelement, das auch die heutigen Golf-Generationen stolz tragen: Die massive C-Säule.
VW Golf 1 Kaufberatung
Mit dem Golf I ging der Mythos also los. Wer sich nun ein eines der ersten Modelle in die Garage stellen möchte, der sollte nicht vor Rost zurückschrecken. Die braune Pest ist ein ständiger Begleiter der ersten Generationen. Sogar den Golf IV sieht man zuweilen mit durchgegammelten Kotflügeln – ein Jammer. Aber hier geht es nun mal um die Legende, das Entstehungsmodell.
Ist man jetzt noch nicht abgeschreckt, kann man also auf die Jagd nach dem Wolfsburger gehen. Wichtig: Man sollte nach einem vernünftig gepflegten Modell Ausschau halten. Beonders beim Golf I sind verschiedene Stellen neuralgisch, gerade was den Rost anbelangt. Besonders genau sollte man sich die Bereiche ansehen, an die auch das Spritzwasser der Radkästen gelangt. Das sind im Speziellen die Radhäuser. Hier haben sie aber alle Probleme, seien es die Golf der Modellreihen I, II, III, IV oder alte Mercedes vom Schlage eines W124. Außerdem sollte man sich die Schweller ansehen, da auch hier das Spritzwasser sein Unwesen treiben kann – eine Krankheit, die vom alten Käfer bekannt ist. Zudem wird empfohlen die Übergänge zum Fahrzeugboden sowie die Abschlussbleche hinten genau unter die Lupe zu nehmen. Kommt es hier zu groben Oxidierungen, sollte man entweder keine Kosten und Mühen scheuen oder ein anderes Exemplar suchen.
Am besten ab auf die Hebebühne
Das mögen auf den ersten Blick zwar nur kosmetische Mängel sein, wenn es um die Fahrsicherheit geht, hört der Spaß aber auf. So rosten die Federbeinaufnahmen und die Hinterachaufhängungen gerne durch. Einzige Möglichkeit um diesen Stellen auf die Schliche zu kommen: Rauf auf die Hebebühne. Bei dieser Gelegenheit sollte man zudem einen etwas bequemeren Blick auf die Tür-Unterkanten erhalten. Zwar lassen sich Türen und Hauben einfach ersetzen, doch sind sie nicht mehr allzu leicht zu bekommen. Ein weiterer Blick sollte zudem auf die Heckklappe und den Tankeinfüllstutzen geworfen werden. Gerade letztere Stelle ist riskant, da hier Benzin das Schweißen aufwendig macht oder gar ganz vereitelt.
Tuning-Bude? Nein, danke!
Sollte man auf einen Golf I stoßen, bei dem bereits nachgebessert wurde, ist dringen darauf zu achten, dass nur Originalteilen verbaut wurden. Billige Replik-Ware fällt oft durch schlechte Spaltmaße und eine unschöne Qualität auf. Außerdem sollte man Abstand von verbastelten Exemplaren nehmen. Angebohrte Spoiler stellen potentielle Roststellen dar, während harte Fahrwerke die Substanz des Fahrzeugs zermartern und auf die Aufhängungspunkte gehen.
Doch es gibt auch Lichtblicke in dieser VW Golf 1 Kaufberatung: Technisch ist dem Golf I so schnell nicht zu Leibe zu rücken. Bei regelmäßiger Pflege halten besonders die alten 1.8 Liter Motoren gefühlt ewig. Deshalb, wenn es sich beim entsprechenden Alter ergeben sollte, immer auf ein lückenloses Scheckheft achten. Besonders bei diesem Motor sollte man ein Augenmerk darauf haben, dass der Zahnriemen zur Nockenwelle turnusmäßig getauscht wurde. Ansonsten trifft man dieses Aggregat häufig im sogenannten Erbeerkörbchen an, dem Golf I Cabrio. Mit seinen 98 PS treibt es den Klassiker munter an. Bei den 1.6 Liter Motoren sollte man ein Auge auf die Ventilschaft-Dichtungen werfen. Diese können undicht werden, gerade am Zylinderkopf. Wie man das erkennt? Kleine blaue Ölwolken steigen aus dem Auspuff empor, wenn man aus dem Teillast- in den Volllastbereich wechselt.
Was kost´ der Rost?
Preislich geht die Reise bei wenigen Hundert Euro los. Dann aber bekommt man ein entsprechend verwittertes Fahrzeug, in das man noch viel investieren muss. Will man einen guten Golf I kaufen, womöglich sogar einen der legendären Golf I GTI, sollte man sich auf 10.000 Euro oder mehr einstellen. Sondermodelle, wie der Golf I GTI Pirelli kosten in gutem Zustand gerne das Doppelte. Gerade bei diesen ist die Ersatzteilversorgung schwierig, da die spezifischen Teile knapp vorhanden sind. Die Suche danach kann sich also ziehen. Am ehesten wird man in einschlägigen Foren fündig. Beim „normalen“ Golf I ist die Suche indes einfacher. Die Wahl des Klassikers will also weise und mit entsprechend finanzieller Vernunft getroffen werden. Hat euch unsere VW Golf 1 Kaufberatung gefallen? Wollt ihr in den Dialog treten? Dann empfehlen wir uneingeschränkt auch unsere “geheime Facebookgruppe” für Automobil-Fans!