Die Zeiten des Umbruchs sind da und das erfordert natürlich auch eine angepasste Strategie. Mit VW Transform 2025+ wollen die Wolfsburger einen Fahrplan für die nächsten Jahrzehnte aufgestellen, der laut Markenvorstand Diess ein “neues Volkswagen” schaffen soll. Dafür sind natürlich Restrukturierungen und Neupositionierungen nötig. Unter dem Strich will Volkswagen mit dem neuen Kurs nachhaltig produzieren, gleichzeitig aber ein profitables Wachstum erbringen. So soll bis 2025 beispielsweise die operative Rendite um sechs Prozent steigen. Doch es wird noch ambitionierter: Zum selben Datum wollen die Wolfsburger zum Marktführer bei der E-Mobilität werden und eines der stärksten digitalen Ökosysteme der Branche aufbauen. Jetzt heißt es also: Ärmel hochkrempeln und Investieren. Und zwar im Milliardenbereich.
Make VW great again!
Die grundlegende Neuaufstellung hört auf den Namen Transform 2025+ und soll den Kurs für die nächsten zehn Jahre vorgeben. Sie soll zu einer Schärfung der Markenpositionierung sowie Effizienz- und Produktivitätssteigerung führen. Zudem wollen die Niedersachsen die Elektromobilität und Konnektivität ausbauen. All das steht unter dem neuen Leitbild: Moving People Forward. Wie das mit dem angekündigten Stellenabbau im fünfstelligen Bereich in Einklang zu bringen ist, wird sich zeigen.
Doch die Wolfsburger haben hohe Ansprüche an sich selbst. Das zeigt sich in Aussagen des Markenvorstands Dr. Herbert Diess. Zwar sehe auch der die VW Transforma 2025+ als ambitionierte Strategie, doch soll sie VW an die Spitze des Automobilmarkts zurückbringen. Dafür bedürfe es grundlegender Änderungen, was bedeutet, dass nur die allerwichtigsten Dinge so bleiben können, wie sie sind. Dementsprechend werden wir uns wohl von der ein oder anderen liebgewonnenen Baureihe verabschieden, die eine zu kleine und nicht lukrative Nische bedient.
Was ist hier Phase?
Wie genau wollen die Wolfsburger aber den Plan angehen? Dafür sollen drei Phasen gezündet werden. Die erste bezieht sich auf den Zeitraum bis 2020. Hier soll das Kerngeschäft restrukturiert und die Wertschöpfungskette umgebaut werden. Dafür bedarf es der Ausbildung neuer Kompetenzen.
Phase zwei der Transforma 2025+ umfasst den Zeitraum bis 2025 und will auf der wiedergewonnenen Stärke von Phase eins aufbauen. Hier sehen sich die Wolfsburger wieder als führender und profitabler Volumenhersteller. Um das zu realisieren, will sich Wolfsburg an die Spitze der Elektromobilität kämpfen und eine Steigerung der Ertragsbasis durch neue Mobilitätsdienste erwirtschaften. Die dritte Phase ist bis zum Jahr 2030 ausgelegt und soll VW die Führungsrolle in der Automobilwelt einbringen.
Top of Volume
Ambitionierte Pläne, die zudem nicht gerade detailliert aussehen. Doch etwas in die Tiefe geht Volkswagen mit der Transformation 2025+ schon. Kernelement der Strategie sei weiterhin die Positionierung im oberen Bereich des Volumensegments, was auf Deutsch so viel bedeutet, dass man an der Beackerung des Premium-Feldes festhält. Allerdings soll diese Strategie nun weltweit verfolgt werden. Dafür soll in der ersten Phase eine SUV-Offensive erfolgen, während die zweite Phase von einer Elektrifizierungswelle gekennzeichnet ist. Für Nischenprodukte ist dann kein Platz mehr.
Selbstbewusst sind auch die Zahlen, die der Transform 205+ zu entnehmen sind. Bis 2025 wollen die Wolfsburger eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen und damit Weltmarktführer werden. Finanzieren möchte man dies mit einem Wegfall ertragsschwacher Modelle, wie etwa dem Jetta. So sollen angeblich 2,5 Milliarden Euro frei werden.
Unter anderem mit diesem Geld soll ein neues Designkonzept Einzug halten. Man darf gespannt sein, was die Transform 2025+ hier bringt. Man muss aber nicht in eine große Kristallkugel blicken, um zu wissen, dass die Ausrichtung auch in Zukunft zeit- und schnörkellos ausfallen dürfte. Doch etwas interessanter als das Design sind Investitionen in die digitale Vernetzung. Hier will Volkswagen eine eigene digitale Plattform schaffen, die sich noch näher am Kunden orientiert und umfangreiche Dienste und Services bietet. Damit sollen zusätzliche Erträge in die Kassen fließen. Bis 2025 verspricht sich VW bis zu 80 Millionen Nutzer weltweit, was Umsätze von rund 500 Millionen Euro bringen könnte.
Transform 2025+ mit globaler Strategie
Die Transformation 2025+ betrachtet aber nicht nur den europäischen Markt, sondern auch den nordamerikanischen, der nicht gerade für Freudentänze sorgt – weder bei der Konzernführung, noch bei den Angestellten oder Aktionären. Auch hier will Volkswagen vom Nischen- zum Volumenhersteller werden, der satte Profite einfährt. Dafür muss man sein Engagement in den USA natürlich deutlich verstärken und setzt den Fokus auf SUV und Limousinen. Ihr Angebot soll besonders für diesen Markt ausgebaut werden, bevor eine zweite E-Mobilitätswelle auch Nordamerika erreicht. Dafür muss allerdings die Elektro-Infrastruktur ausgebaut werden – ein weiterer Punkt der Transformation 2025+
Auch China wird von ihr umfasst und wird eine SUV-Offensive erfahren. Auf diesem stark boomenden Markt möchten die Wolfsburger zudem die E-Modellpalette ausbauen und den Premium-Bereich stärken, in dem VW hier ohnehin schon schwimmt. Zudem sollen die Märkte Südamerika und Russland ausgebaut werden, die eine immer wachsende Käuferschaft ausbilden.
Paradoxes Zukunftsbild
All das mag natürlich verlockend klingen und eine rosige Zukunft versprechen. Wachstum und mehr Umsatz bei gleichzeitig geringeren Kosten und einer Verbesserung der Profitabilität. Vor allem vor dem Hintergrund der globalen Ausweitung. Andererseits vernimmt man aus den Medien, dass der Konzern schlanker werden müsse, „Fett angesetzt“ habe und Stellen drastisch abgebaut werden. Alles sozial verträglich – natürlich. Wie das funktionieren soll ist aber noch nicht recht klar.
Schauen wir uns als Beispiel mal einen kleinen Lackierbetrieb an: Der selbstständige Meister mit einem Angestellten nimmt plötzlich Aufträge aus ganz Deutschland an und will dafür nur noch umweltfreundliche Lacke und Verfahren verwenden – also investieren. Die Auftragslage steigt natürlich, weil das Konzept sehr gut klingt. Mitarbeiter will er aber nicht einstellen. Ganz im Gegenteil: Er will seinen Angestellten sogar langfristig nicht mehr beschäftigen. Klingt nicht so als würde das funktionieren, oder? Anleger werden sich über die Transform 2025+ freuen, Angestellten und Werksangehörigen werden hingegen graue Haare wachsen. Bleibt schließlich noch die Fragen, unter welcher Führung die ambitionierten Pläne ablaufen werden.