1991: Die Mauer war gerade gefallen, ein Land begann zusammenzuwachsen und die 90er Jahre nahmen gerade richtig Fahrt auf. Weite Hosen, bunte T-Shirts und vor allem keine 80er Jahre Eckigkeit. Und genau hier traf der Golf III den Zahn der Zeit. Er wirkte weit entfernt vom kastigen Golf II, war aber immer noch als solcher zu erkennen. Und obendrein bot sein neues Belchkleid eine ausgefeilte Aerodynamik mit einem cW-Wert von 0,30. Außerdem machte der Golf III bei der Sicherheitsausstattung große Sprünge und war der erste Golf mit Frontairbags. Über 4,83 Millionen Exemplare konnten die Wolfsburger von der dritten Generation absetzen. Wir schauen uns in unserer VW Golf 3 Kaufberatung den Bestseller genauer an.

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Die Qualität ist geprägt vom “Lopez-Effekt”

25 Jahre ist es schon wieder her, als die dritte Golf-Generation auf den Markt rollte – wie die Zeit vergeht. Und wenn man bedenkt, dass aktuell schon die siebte Generation vor ihrem Facelift steht, kann man sich schon mal alt vorkommen. Aber was tat sich vor einem viertel Jahrhundert beim Wechesl vom Golf II zum Golf III?

Volkswagen Golf ? dritte Generation
Der Golf III ist viel rundlicher als sein Vorgänger und passt damit optimal in die 90er Jahre

Der Golf III war das erste Modell der Golf-Erfolgsgeschichte, das mit Frontairbags aufwartete und damit eine neue Ära der Sicherheit einläutete. Außerdem machte man bei Volkswagen große Fortschritte im Bereich der Karosseriekonstruktion, sodass das Crashverhalten signifikant verbessert werden konnte – ein entscheidender Vorteil gegenüber der zweiten Generation. Dabei reichen die Entstehungswurzeln zurück bis ins Jahr 1985. Mikhail Gorbatschow übernahm zu dieser Zeit in Moskau die Zügel über die Sowjetunion, Boris Becker gewinnt mit 17 Jahren Wimbledon und Wolfsburg machte sich die ersten Gedanken über den nächsten Golf.

Die Entwicklung ging bereits 1985 los

Ganze neun verschiedene Design-Konzepte wurden dem Vorstand 1987 präsentiert und bis zur Serienreife im Jahr 1991 weiter verfeinert. Dabei wuchs das Auto immer weiter, wurde dementsprechend stärker und zeigte Verfeinerungen beim Handling. Gleichwohl blieb aber die Anmutung erhalten. So ist auch der Golf III als typischer Golf zu erkennen. Verglichen mit dem Vorgänger eint die beiden zwar nicht mehr viel, doch die DNA ist auch in ihm vorhanden. Das merkt man etwa an der klassisch breiten C-Säule oder dem schmalen Kühlergrill zwischen den Scheinwerfern.

Bei all den positiven Veränderungen gibt es natürlich auch Schwachstellen. So fällt die Qualität recht mau aus – gerade im Vergleich zum Vorgänger. Der Golf III kann oft mit Klappergeräuschen nerven und macht gerne Zicken bei den Motoren – egal ob Benziner oder Selbstzünder. Hinzu kommen defekte Radaufhängungen und vereinzelte Elektronik-Zipperlein, wie beispielsweise defekte Fensterheber. Eine Krankheit, die bis zum Golf IV weitergereicht wurde und bei ihm sogar noch schlimmer wurde. Aber wie kam dieser Qualitätsverlust? Zu verdanken hat Volkswagen diese Problematik dem ehemaligen Manager Lopez, der die Zulieferer mit preislichen Daumenschrauben bis an den Rand des Ruins trieb, nur um noch bessere Preise und größere Margen zu erzielen. Noch heute spricht man vom Lopez-Effekt.

VW Golf 3 Kaufberatung

Unverwundbar waren auch die Motoren des Golf III nicht. Aufgrund des höheren Gewichts, das nicht zuletzt der verbesserten Sicherheitstechnik geschuldet ist, mussten auch stärkere Motoren einziehen. Unschön war nur, dass sie im Schnitt einen guten Liter mehr Treibstoff verlangten, aber keinen Zugewinn an Dynamik boten. Zudem waren sie anfällig. Die Diesel hatten Probleme mit gerissenen Zylinderköpfen und defekten Vorglühanlagen. Die 1993 eingeführten Turbodiesel machten da schon mehr an, schließlich boten sie satten Schub bei vergleichsweise günstigem Konsum. Doch auch sie fielen negativ auf. Nicht zuletzt aufgrund der starken Geräuschentwicklung blieben viele Probleme unbemerkt. Zudem hatten sie die bekannten Probleme mit dem Pumpe-Düse-Element, das alle 90.000 km getauscht werden will. Aber einen Diesel würden wir aktuell ohnehin nicht empfehlen – noch sind  die Golf III Diesel nicht im Bereich eines H-Kennzeichens und damit bleibt ihnen die grüne Plakette verwehrt.

Volkswagen Golf ? dritte Generation
Aerodynamischer Feinschliff: Der Golf III bietet einen cW-Wert von gerade einmal 0,30

Die Benziner machen weniger Probleme

Empfehlenswerter sind da die Benziner, die nicht nur seitens der Umweltbelastung, sondern auch aus Langlebigkeitsgründen hervorstechen. Sie reichen vom 1.4 Liter Benziner mit 60 PS, über einen alten Bekannten, den 1.8er mit 75 oder 90 PS, bis hin zum GTI. Der bekam einen 2.0 Liter mit 115 PS, der eine halbe Ewigkeit im VW-Konzern Verwendung fand. Zuletzt sogar im Golf IV. Eine weitere Ausbaustufe stellt der 2.0 Liter mit 150 PS dar. Beide sind mitunter die zuverlässigsten Aggregate beim Golf III, Kostverächter waren sie aber nie.

Das lässt sich auch über den 2.8 Liter VR6 sagen, der mit 174 PS und Allradantrieb für sportliche Fahrleistungen sorgte. Doch er war anfällig. Zwar bot er einen weichen Lauf und einen unvergleichlichen Sound, doch bereitete er auch Probleme. Bei ihm brachen gerne die Steuerketten-Spanner. Zudem sind durchgebrannte Kopfdichtungen keine Seltenheit. Das ist oftmals ein Anzeichen für mangelnde Wartung. Also sollte man sich vom betörenden Sound nicht zu sehr blenden lassen, sondern eher von einem sauber und nachvollziehbar durchgestempelten Scheckheft beeindrucken lassen.

Volkswagen Golf ? dritte Generation
Auch die dritte Generation wirkt sehr schlicht, aber längst nicht mehr so kantig und karg wie die Vorgänger

War sonst noch etwas?

Neben diesen Geschichten fallen noch ein paar weitere Golf III Eigenheiten auf. So muss man bei ihm damit rechnen die Hinterachslager regelmäßig zu erneuern. Zudem lassen die Trommelbremsen im Alter schnell nach. Und die Verarbeitung im Allgemeinen – wir erinnern uns an den Lopez-Effekt – fällt recht mau aus. So spinnt das elektrisches Schiebedach gerne rum und die Sitze knarzen, wenn sie nicht sogar wackeln. Und auch beim Thema Rost sollte man besser zweimal hinsehen: Beim Golf III rosten nicht nur die Türen und der Heckklappengriff gerne durch, sondern auch die Bremsleitungsteile aus Metall. Unangenehm. Das war unsere VW Golf 3 Kaufberatung und somit der dritte Streich, den VW Golf 1 und den VW Golf 2 hatten wir ja schon.