Der Octavia ist tot, lang lebe der… und schon wieder so eine Floskel. Alles neu macht der… nein, das muss auch nicht sein. Also ganz nüchtern: Der Skoda Octavia hat ein Facelift erfahren. Und das erkennt man auf den ersten Blick. Geben sich andere Hersteller mit vorsichtigen Retuschen zufrieden, die fast nur geschulte Augen erkennen, bleiben am neu gestalteten Design des Tschechen keine Zweifel. Am Heck muss man hingegen zwei Mal hinschauen. Und genau das haben wir gemacht – allerdings nicht nur am Heck, sondern rundum. Fahrbericht des neuen Skoda Octavia Combi.

Design – Schau mir in die Augen

Das Stirnrunzeln Vieler war fast schon zu hören, als die ersten Bilder des Skoda Octavia Facelifts im Netz auftauchten. Das Design hat für viel Kritik gesorgt und auch ich muss sagen, dass ich anfänglich irritiert war. Aber, um wieder eine dieser alten Floskeln anzubringen: Die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Ich dachte mir also meinen Teil zum Octavia Update und wollte mir selbst ein Bild machen. Immerhin ist gerade der Combi das Volumenmodell schlechthin bei den Tschechen und das wird man wohl kaum absichtlich ändern wollen. Und wenn man den neuen Skoda Octavia live betrachtet, ist alles plötzlich halb so wild.

Ungewohnt: Das Vier-Augen-Gesicht am Skoda Octavia Facelift

Mit seinen nunmehr „vier Augen“ reiht es sich  in die Design-Range der neuen Modelle ein. Den Anfang machte zu seinem Marktstart der Skoda Yeti, musste das „Vier-Augen-Gesicht“ aber letztendlich ablegen. Erst kürzlich startete dann der Skoda Kodiaq mit einem, wenn auch dezenten, Vier-Augen-Gesicht durch und wirkt mehr als gefällig. Nun also der Octavia. Bei ihm wandern die Scheinwerfer für das Abblendlicht, optional in Voll-LED-Ausführung, nach außen, während die innen liegenden Scheinwerfer bündig mit dem Grill arrangiert wurden. Dieser zeigt mit der Modellpflege ebenfalls mehr Kontur. Auffällig ist zudem die Aufspaltung des LED-Tagfahrlichts, das sich durch alle vier Scheinwerfer zieht. Ansonsten findet sich an der Front die übliche Facelift-Kunst: Eine breite Chrom-Zierleiste, die die Breite betont, neu gestaltete Nebelscheinwerfer und zusätzliche Sicken an den Kotflügeln. Während Mercedes also zukünftig auf Sicken und Kanten verzichtet, kommen beim Skoda Octavia Combi welche hinzu.

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Seitlich zeigt sich der Tscheche gewohnt: Klare Linien, eine ausgewogene Balance aus Greenhouse und unterer Karosserie und der Verzicht auf Schnörkel – never change a winning Team, heißt es doch? Und auch am Heck ist der Skoda Octavia fast ganz der Alte geblieben. Neben einer modifizierten Heckschürze, und das kennen wir als klassisches Facelift-Rezept, fallen vor allem die Heckleuchten auf. Sie sind nun dunkler gehalten und zeigen zwei fast quadratische Flächen in ihrem Innenleben, die an App-Kacheln vom Smartphone erinnern.

Interieur – Das Rad ist ab!

Der Octavia war seit jeher etwas zwischen den Stühlen positioniert. Grundsätzlich baute er in den ersten beiden Generationen auf der Golf-Plattform auf. Seit der dritten und aktuellen Generation baut der Tscheche aber auf der modernen MQB-Plattform auf und kann noch schlechter eingestuft werden, als es bislang schon der Fall war. Und so verlässt man sich einfach auf sein Gespür: Der Octavia gehört in die Kompaktklasse. Dabei sprechen seine Maße eine andere Sprache, zumal er seinen Bruder, den Golf VII Variant, um zehn Zentimeter in der Länge überragt.

Mehr Platz braucht kein Mensch: Geräumiger Fond im Skoda Octavia Combi

Das soll uns aber gar nicht weiter stören, da der Innenraum die gewohnt fürstlichen Platzverhältnisse bereithält. Groß wie Klein finden in beiden Sitzreihen genügend Bewegungsspielraum. In der ersten Reihe lassen sich die Sitze optimal für die Statur von Jens [etwas 1,75 m], wie auch für meine Figur [ca. 1,91] anpassen. Zudem gefällt ihre Leder-Alcantara-Polsterung, die allerdings den höheren Ausstattungsvarianten vorbehalten bleibt. Etwas Optimierung hätte meiner Meinung nach die Sitzpolsterung erfahren können. Zwar sind die Fauteuils bequem und nehmen mit ihrer straffen Polsterung auch Langstrecken den Schrecken. Dennoch könnten sie mehr Seitenhalt bieten. Und wenn wir schon beim Wünschen sind: Eine ausziehbare Schenkelauflage für Langbeinige wäre ebenfalls schön zu haben.

In der Kürze liegt die Würze: Der Quick-Check zum Skoda Octavia Combi Facelift

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Einmal den Sitz eingestellt, bleibt die Frage, wie es im Fond aussieht. Kurz und knapp: gut! Sowohl hinter mir, als auch hinter Jens können Erwachsene bestens reisen – Kinder sowieso. Alles beim guten Alten also auch hier. Das darf man angenehmerweise auch vom Kofferraum sagen: 610 Liter sind es in der Basis, die sich auf über 1.700 Liter maximal erweitern lassen. Und das geht leicht von der Hand: Ein Hebelzug links, einer rechts, und schon legt sich die Rücksitzlehne um. Dabei entsteht ein nahezu ebener Ladeboden. Simply clever!

Kommen wir zum Rad, das fehlt. Um genau zu sein, sind es sogar zwei Räder: Die Rede ist vom Infotainment. Das große Navigationsgerät hört auch weiterhin auf den Namen „Columbus“ und begeistert mit einem 9,2-Zoll-Display. Die Darstellung geriet sehr scharf, wenn man auch zugeben muss, dass die Oberfläche ab und an spiegelt. An der Bedienung gibt es hingegen nichts auszusetzen: Über den „Menü“-Button gelangt man stets zu den „Home-Screen-Apps“ und kann hier das Navigationssystem, Multimedia oder die Fahrzeugeinstellungen auswählen, um nur einige, wenige zu nennen. Gesten verkneift sich das Infotainment im Octavia, was aber sehr leicht zu verschmerzen ist, da die Bedienung narrensicher geriet. Zudem verknüpft man sein Smartphone mit dem “Columbus” über Apple CarPlay oder Android Auto – alles auf aktuellen Stand also. Und was fehlt nun? Zwei Räder! Zum einen ein Drehregler für die Lautstärke: Um die Wiedergabe leiser oder lauter zu stellen gibt es zwei Tasten – nicht der Weisheit letzter Schluss. Zum anderen fehlt ein zweites Drehrad für den Zoom des Navigationssystems. Klar, man kann mit zwei Fingern – wie man es vom Smartphone kennt – die Karte vergrößern oder verkleinern. Das kann allerdings schnell vom Verkehrsgeschehen ablenken. Eine kleine Entwarnung gibt es trotzdem: Während sich der Beifahrer über die Drucktasten zur Lautstärkeregulierung grämt, dreht der Fahrer einfach über die Walze im Multifunktionslenkrad rauf und runter. Das funktioniert logisch, einfach und gut.

Unterfordert: Der Kofferraum des Octavia konnte über unser Gepäck nur müde lachen

Fahreindrücke: Holprig war gestern

Hauptkritikpunkt am Skoda Octavia vor dem Facelift? Die Fahrwerksabstimmung. Bislang federte der Tscheche etwas unwirsch und steifbeinig. Doch diese Tage sind gezählt. Zum Test stand uns ein Octavia Combi mit dem DCC-Fahrwerk parat, das die drei Stufen „Comfort“, „Normal“ und „Sport“ zur Auswahl bereitstell. Ganz gleich, welchen dieser Modi man wählt, der Skoda Octavia federt wesentlich geschmeidiger, als sein Vorgänger. Selbst in „Sport“ kommt von überbordender Straffheit nichts durch. Hier hätte es etwas mehr Würze sein dürfen.

Im Gesamtpaket ist der Skoda Octavia damit aber viel reifer geworden. Er wirkt rundum durchdacht und macht es einem schwer, ihn nicht zu mögen. Seine Lenkung spricht zielgenau an und ändert – je nach gewähltem Fahrmodus – die Rückstellkräfte. Für mich ist „Sport“ hier die ideale Wahl, da ich es gerne mag, wenn man etwas arbeiten muss. Jens hingegen findet die softere Abstimmung in „Comfort“ angenehmer. Einen Octavia ohne DCC und verstellbare Lenkung haben wir hingegen nicht testen können. Dennoch: Die Abstimmung soll rundum komfortabler geworden sein – also auch ohne die zusätzlichen elektronische Optimierungsinstrumente. Dementsprechend wird man sich das DCC sehr wahrscheinlich sparen können.

Das Infotainment “Columbus” im Tech-Check

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Als Antrieb haben wir uns einen 2.0 TDI mit 150 PS geschnappt – meiner Meinung nach die optimale Motorisierung für den Tschechen. Der Diesel zieht kräftig durch und kann schön auf seiner Drehmomentwelle surfen, ohne dass das DSG zurückschalten muss. 340 Nm stehen zwischen 1.750 und 3.000 Umdrehungen bereit. Legt man es hingegen darauf an, schaltet das Doppelkupplungsgetriebe blitzschnell in den entsprechenden Gang und der Octavia zieht wie am Gummibandgezogen seines Weges – erst recht mit dem optionalen Allradantrieb. Traktionsprobleme? Fehlanzeige. Und um die Fans der Stammtisch-Werte zu befriedigen: Von 0 auf 100 km/h geht der tschechische Diesel-Kombi in 8,4 Sekunden und lässt es bei 210 km/h gut sein. Das passt. Etwas unangenehm ist hingegen das Einkuppeln des DSG: Dann und wann gibt es ein spürbares Ruckeln beim Anfahren. Eine Eigenart des neuen 7-Gang-DSG? Gefallen hat uns wiederum der Spatzendurst: Bei ruhiger Fahrt auf Autobahn, über Land und ein wenig Stadt-Geplänkel zeigte der Bordcomputer 5,6 Liter an. Bei zügiger Fahrweise standen 6,5 Liter auf der Anzeige, während der Alltag runde 6,0 Liter im Durchschnitt verlangen sollte.

Das Fazit zum Skoda Octavia

Wer einen Kombi braucht, der in der Golfklasse zu Hause ist, der kommt um den Skoda Octavia Combi nicht herum. Platz und Raum suchen ihresgleichen. Dazu gefällt die Verarbeitung und Ausgereiftheit des Skodas und der nunmehr gefundene Komfort. Das Design ist – wie immer – Geschmackssache, während sich die Preise mittlerweile von „billig“ entfernt haben. VW Golf und Skoda Octavia liegen auf ähnlichem Niveau. Bedenken muss man allerdings, dass der Tscheche mehr Länge und ein besseres Platzangebot bietet, als der Wolfsburger. Aber, wie es Jens schon sagte: Der Octavia ist ein Auto, das man seinem besten Freund empfehlen würde. Die Garage des Herren muss riesig sein…