Der Termin stand schon länger fest und ich hatte mich riesig auf ihn gefreut: Es sollte zum Audi RS3 in den Oman gehen – WOW! Ein 400 PS Kraftpaket, das nun auch in Form der Audi A3 Limousine bereitsteht, über den typischen Allradantrieb „quattro“ verfügt und mit dem Facelift um einiges fahrdynamischer geworden sein soll. Sogar ähnlich dynamisch, wie der Audi TT RS, der im Vergleich zum Vorgänger einen Quantensprung hingelegt hat. Doch es kam anders.

Auf zum Audi RS3 – Oder auch nicht!

Viper Green: Der Farbton fällt nicht nur auf, sondern steht dem RS3 auch bestens

Der Abend vor der Abreise: Schnell ins Obergeschoss, um den Koffer aus dem Schrank zu holen. Wie immer Hektik und Stress – wie es im Alltag leider oftmals der Fall ist. Koffer geschnappt, ab auf die Treppe. Stufe 1, Stufe 2, Stufe… und Abflug! Schön blöd: In der Eile mit Socken auf einer Holztreppe und dann ausrutschen – der Klassiker. Unten angekommen versuchte ich meine Knochen wieder zu sortieren, aber „rien ne va plus“ – nichts geht mehr. Nach ein paar Versuchen mich wieder aufzurichten, entschied ich mich lieber auf allen Vieren zum Sofa zu kriechen – unter fiesen Schmerzen. Mit dem Gedanken, dass ich auch noch morgen packen könne und es am nächsten Tag sicher wieder gehen werde, beendete ich den Tag.

Leider war es am nächsten Tag keineswegs besser! Also auf zum Arzt und der war gar nicht erfreut über meinen Anblick. Gleiches galt für mich, als ich seine Diagnose hörte: „Verdacht auf durch den Sturz ausgelösten Bandscheibenvorfall“ – na super. Dementsprechend hatte ich keine andere Wahl, als den Termin zum Audi RS3 abzusagen. Seufz! Allerdings will ich Euch hier nicht uninformiert über den neuen König der Kompakt-Sportler lassen: Den Audi RS3. Hat er wirklich das Zeug das Feld neu aufzurollen? Wird aus dem untersteuernden Fünfzylinder mit einem simplen Facelift ein Handling-Talent?

Der Audi RS3 – Ein Handling-Ass

Seit dem Facelift ist der RS3 auch als Limousine erhältlich

Ich kann Euch meine eigenen Fahreindrücke nicht schildern, aber ich kann Euch sagen, was ein paar versierte Kollegen vom neuen Audi RS3 halten – und ihre Meinung ist sehr positiv. Sebastian Bauer von Passion Driving war einer dieser glücklichen Kollegen, die die Chance hatten, in den Oman zu reisen. Seiner Meinung nach, wurde lange auf Audi eingeprügelt, da die Modelle fahrdynamisch nicht am oberen Ende angelangt seien. Und es stimmt: Lange versprach die Optik mehr, als die Fahrzeuge halten konnten. Mit dem facegelifteten Audi RS3 ist dies nun anders, da jener deutlich nachgeschärft wurde. Der Kompaktsportler, der – wie gehabt – als Sportsback oder – und das ist neu – nun als Limousine erhältlich ist, hat einen beachtlichen Sprung nach vorn gemacht, was sein dynamisches Potential anbelangt.

Sebastians Eindruck ist sehr positiv. So bollert der Fünfzylinder eine Symphonie heraus, von der ich behaupten würde, dass sie einem die Haare am gesamten Körper in Antennenform zum Abstehen bringt. Aber hier sollte man kurz inne halten: Das Aggregat ist komplett neu entwickelt. Zwar verfügt es auch weiterhin über 2,5 Liter Hubraum, doch wurde das Kurbelgehäuse nun gegen eines aus Alu getauscht. Zudem dreht jetzt eine hohlgebohrte Kurbelwelle im Aggregat ihre Runden. Natürlich geschah noch noch weitaus mehr, aber das würde wohl den Rahmen sprengen. Resultat: Neben dem giftigeren Ansprechen des Fünfenders ergibt sich eine Gewichtsersparnis von über 20 kg– und das nur am Motor. Das tat dem Audi RS3 wohl sehr gut, schließlich sitzt das Aggregat weit vorn.

Überragende Auto-Quartett-Werte

Der Audi RS3 zeigt bereits außen, was in ihm steckt

Punkten kann der RS3 natürlich auch bei den Fahrleistungen: Sein 2,5 Liter Fünfzylinder stemmt 480 Nm auf die Kurbelwelle und generiert satte 400 PS. Das ist gut für einen Sprint auf 100 km/h in 4,1 Sekunden. Schluss ist erst bei 280 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dass man den kombinierten Verbrauch von 8,4 Litern in der Realität wohl kaum erreichen wird, sei zur Sicherheit nochmals erwähnt.

Zur Sicherheit sollte man auch erwähnen, dass Audi den Charakter seines „Boller“-Manns reichlich geschärft hat. Schenkt man den Worten Bauers Vertrauen – was man tun sollte – und lässt den RS3 fliegen, dreht das Heck im Sport Modus ein. HEUREKA! Eine Eigenschaft, die lange nicht mehr bei einem Audi zu erleben war (den Audi R8 mal ausgenommen). Das ESP lässt die Leine lang, setzt dem bunten Treiben bei zu viel Übermut aber ein Ende. Schier unglaublich scheint es auch, dass es sich komplett deaktivieren lässt. Sebastian Bauer hat es charmant so formuliert:

„Die Hinterachse holt so weit aus, wie Edmund Stoiber, wenn er den Transrapid zu erklären versucht.“

Auch Fabian Messner von autophorie.de empfand es so. Der Petrol-Head war sichtlich angetan vom neuen RS3 und vor allem von seiner fahrdynamischen Ausrichtung. Angenehm auch, dass sich die Vorderachse mit dem Asphalt verbeißen soll, was wohl mit der optionalen Bereifung zu tun hat, die vorne breitere Pneus als an der Hinterachse bereithält. Andererseits scheint diese Tendenz auch von Nöten zu sein, da der Bodenbelag am Veranstaltungsort recht rutschig gewesen sein soll. Dementsprechend darf man nicht zu viel „Heckschwenk-Potential“ vom aufgefrischten Ingolstädter erwarten, wenn man ihn auf unseren Straßen bewegt.

Überarbeitung des Allradantriebs

Die rote Steppung sollte man vielleicht nicht mit dem auffälligen Viper-Green kombinieren. Aber über Geschmack lässt sich streiten

Zu verdanken ist die Auslegung unter anderem auch der neuen Generation der Haldex-Kupplung. Bereits beim Einlenken scheint sie zu ahnen, was der Pilot vor hat und schließt die Kupplung, sodass 50% der Momente an die Hinterhand geleitet werden. Damit soll sich purer quattro-Spaß ergeben, wie man ihn lange vermisst hat.

Kritikpunkt bislang. Die Bremse im „Wave-Design“, die bei Beanspruchung einknickte und sich sogar verzogen haben soll. Darauf verzichtet man beim Facelift des Audi RS3 und montiert nun konventionelle Scheiben aus Stahl im 370 mm-Format. Optional – und das ist ein Novum in der Kompaktklasse – sind Stopper in Carbon-Keramik-Verbundstoff erhältlich.

Gut abgestimmte Gewürzmischung

An der hohen Qualität und Materialgüte ändert das Facelift nichts – zum Glück!

Die neue Gewürzmischung, die aus dem Audi RS3 nun das macht, was man sich schon lange von ihm versprochen hat, scheint also sehr gut abgestimmt zu sein. Leider ist sie nicht ganz günstig. Ohne Optionen kommt der Kompakt-Sportler auf 55.900 Euro – wie gesagt: Ohne Extras. Dafür bekommt man zwar schon einiges an Ausstattung und vor allem Leistung. Dennoch muss man sich vor Augen führen, dass sich der Preis ordentlich anheben lässt. Und wir sprechen hier von einem Kompakten.