Im schmalsten Land der Welt, machen sich Pickups ganz schön breit. Ein guter Grund um die neue Mercedes-Benz X-Klasse in Chile vorzustellen bzw. zu fahren. Wir konnten die Mercedes-Benz X-Klasse X250d auf einem Offroad-Parcour, sowie im wunderschönen Umland von Santiago de Chile testen. Dazu gab es eine exklusive Mitfahrt mit dem X350d, also der X-Klasse mit dem V6-Diesel.

Heute dreht sich alles alles um eine Fahrzeugklasse, die in Deutschland quasi kaum stattfindet, aber bald einen neuen Mitspieler bekommt. Einen Mitspieler wenn es darum geht, die Gunst der Kunden zugewinnen und die X-Klasse zeigt sich für den Wettstreit gut gerüstet.

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“Der ist ja nur ein Nissan…” – diese Gespräche dürften demnächst am Stammtisch genau so beginnen. Ich würde es aber anders formulieren. Es stimmt, die Mercedes-Benz X-Klasse basiert auf dem Nissan Navara. Aktuell befinden sich neben der Unterkonstruktion und den beiden Motoren auch noch einige weitere verräterische Indize für diese Unterstellung, die ja gar keine ist. Wie gesagt, ich würde es anders formulieren.

Ein Koch nutzt in der Regel auch die gleichen Zutaten wie andere Köche, aber am Ende muss es doch den Kunden schmecken. Mercedes-Benz hat die Grundzutaten neu abgeschmeckt, etwas nachgewürzt und definitiv ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, welches sich eigenständig platzieren kann.
Die X-Klasse versprüht in der von uns gefahrenen Ausstattungslinie “Power” durchaus eine gewisse Anziehungskraft. In Chile wurden wir bei der Probefahrt mit “New Kid of the Block” Mitglied fotografiert, man kam schnell ins Gespräch, man zeigte sich interessiert an dem Fahrzeug mit Stern.

Man spricht auch Deutsch, ich würde sogar soweit gehen, dass die Mercedes-Benz X-Klasse typisch deutsch ist. Im Offroad-Parcour präsentierte sich das Fahrzeug robust, belastbar und geländegängig. Auf der Straße überzeugte die X-Klasse mich durch seinen leisen Innenraum und vor allem durch das schöne aufgeräumte Cockpit und Armaturenbrett. Keine Tasten zu viel, alles solide montiert aber dennoch nicht frei von Schwächen und Mängeln.

Die X-Klasse präsentiert sich in der Austattungslinie “Pure” für die Handwerker, darüber hinaus geht sie eher als Lifestyle-Fahrzeug über die Ladentheke. Ein Lifestyle-Fahrzeug auch für Familien. Dafür fehlt mir der Einklemmschutz hinten und zugegeben ist der Platz in der zweiten Reihe auch eher eingeschränkt. Dort mangelt es für größere Personen an der Kopffreiheit und selbst kleinere Personen dürften die kurzen Sitze nicht zu schätzen wissen.

Ganz anders sieht es vorne aus, durch die elektrisch verstellbaren Sitze findet man schnell eine geeignete Sitzposition. Das Lenkrad lässt sich in der Höhe verstellen, das gleiche gilt auch für die Gurte. Die Sitze sind bequem und verfügen über eine zweistufige Sitzheizung, die wir in Chile aus Gründen nicht getestet hatten. Dafür durfte die Klimaanlage zeigen was sie kann und dank den Lüftungsströmern kann man diese auch gut einstellen bzw. komplett schließen.

Aufschließen kann man die neue X-Klasse per Tastendruck an der Tür, dann kann auch der Schlüssel in der Tasche bleiben. Das Fahrzeug startet per Tastendruck und dann stehen im X250d 190 PS zur Verfügung. Fun-Fact: Man kann das Fahrzeug auch über seine Apple Watch öffnen und schließen, das verbaute Command-Online System bietet aber keine Konnektivitätsmöglichkeit via Apple Car Play. Kann man verstehen, muss man aber nicht.

Die Bremsanlage zeigt sich ausreichend groß dimensioniert und diese lässt sich auch feinfühlig bedienen. Es gibt eine Berganfahr- und eine Bergabfahrhilfe. Im Gelände kann man die 360° Kamera auf jeden Fall mehr als nur gebrauchen, die sehe ich bei dem langen Fahrzeug als Pflichtkauf an, vor allem da der Wendekreis 13,4 Meter beträgt.

Ein Pickup ist kein Sportwagen, eine sportliche Fahrweise kann also keiner verlangen. Aber das Fahrwerk präsentiert sich durchaus komfortabel auf der Straße. Nur die schlimmsten Schlaglöcher kann es auch nicht eliminieren. Bei der Mitfahrt mit einem Entwicklungsfahrer und dem X350d (kommt mit der 7G-Tronic, mit Drive Select und 258 PS) konnte die X-Klasse kurz mal zeigen, dass sie doch sportlich unterwegs sein kann. Schnell kommt man in Bereiche, bei denen man nicht mehr daran denkt in einem Lastenschlepper zu sitzen.

Apropos schleppen, bis zu 1,1 Tonnen dürfen auf die Ladefläche, bis zu 3,5 Tonnen können gezogen werden bei der X-Klasse X250d. Für die X-Klasse gibt es eine Fülle von Extras, die Mercedes-Benz direkt mit anbietet. Heckaufbau, Jalousie, Soft-Bar, Verladekisten. Es gibt fast nichts was es nicht gibt, sogar an die Laderaumbeleuchtung wurde gedacht. Die Ladefläche ist 1,58 Meter lang und 1,56 Meter breit. Die Seitenwände sind 47,5 cm hoch.

Bei unserer Probefahrt im Umland von Santiago de Chile konnten wir den NEFZ-Wert von 7,9 Liter, welcher für die X-Klasse X250d angegeben wird, auf den Punkt erreichen, etwas später standen 8,1 Liter im Bordcomputer. Das ist natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass wir wenig Verkehr hatten und das wir in Chile in der Regel auf Landstraßen mit Tempo 80-90 km/h unterwegs waren.

Wo wir schon über die Abmessungen sprechen: Die neue X-Klasse ist 5,34 Meter lang, 1,81 Meter hoch und 1,92 Meter breit. 22° Rampenwinkel, 49° Kippwinkel, Wattiefe 60cm, 30° Böschungswinkel vorne, 25° Böschungswinkel hinten, 22,2 cm Bodenfreiheit. Das dürften die wichtigsten Werte gewesen sein. Die Markteinführung ist im November, preislich startet die X-Klasse ab 37.294 Euro, ja damit ist er um einiges teurer als das Spenderfahrzeug vom Leiterrahmen, doch ein sehr günstiger Mercedes.

Als Hauptkonkurrenten sehe ich in Deutschland den Volkswagen Amarok, aber erst wenn die X-Klasse im nächsten Jahr den V6-Diesel und die 7G-Tronic unter die Karosserie bekommt. Einen V8 werden wir wohl nicht sehen, eigentlich schade, oder? Diese Vorstellung fände ich persönlich nämlich richtig charmant.

Fotos: © Philip Deppe / MBPassion