Der VW Corrado wird in diesem Jahr 30 Jahre alt, denn das erste Modell lief im Jahre 1988 vom Band. Unter die Haube kam damals alles was es auch im VW Golf gab, also alles mit etwas mehr Leistung. So z.B. der 1.8 Liter G60 mit 160 PS, ein 2.0 Liter mit 16 Ventilen und 136 PS, etwas später auch der 2,0 Liter 8 Ventiler mit 115 PS – also der bekannte VW Golf 3 GTI Motor – oder aber auch den 2.9 Liter VR6 mit 190 Pferdchen unter der Haube.

Sprich: Untermotorisiert war der 2+2 Sitzer eigentlich nie, lag leider trotzdem irgendwie wie Blei in den Regalen der VW Händler und auch ich wollte damals schon immer einen Golf GTI haben und keinen Corrado, ich habe ihm also nie die Chance gegeben.

Der im August 1988 vorgestellte Corrado war oberhalb des Scirocco II positioniert. Der neue Sportwagen begeisterte durch Features wie einen ab 120 km/h automatisch ausfahrenden Heckspoiler und halt dem G-Lader. Bis zum Jahre 1995 entstanden genau 97.535 Exemplare vom VW Corrado, wie gesagt – viele wollten ihn damals nicht haben und ich irgendwie auch nicht – genau wie den Audi A2.

Heute ist das anders, also die Begehrlichkeit zum VW Corrado (und zum Audi A2) und nun kommt das Beste: Ich fahre demnächst den VW Corrado. Ein Sondermodell. Ein Einzelstück. Ein einmalige Exponat. Ein Prototyp. Mein jüngeres ich, welches ich ja geschickt unter dem in die Jahre gekommenen Körper verberge, hüpft bereits jetzt herum und schlägt Saltos, denn es ist ein 210 PS starker VW Corrado G60 16V.

Die 210 Pferdchen werden aus 1,8 Liter Hubraum gekitzelt. Die Experten dürften es bereits wissen, dass sind die gleichen Werte wie bei einem VW Golf 2 Rallye 16V G60. Damals wurde auf dem 4-Zylinder-Motorblock der 16V Kopf gesetzt, das Fahrzeug bekam eine scharfe Nockenwelle, eine geänderte und vergrößerte Ansaugbrücke und halt den G60 Spirallader. Beim VW Golf 2 lagen damit ein Drehmoment von 252 Nm an der Kurbelwelle an.

Dieses VW Corrado G60 16V Modell wurde 1989 im Karmann Werk in Osnabrück gebaut, es war ein Prototyp und wird nun von Lars und mir bei der diesjährigen creme21 youngtimer rallye gefahren.

Das ist schon etwas ganz besonders, vor allem für mich. Denn ich habe damals nicht nur Tuning-Teile für den Corrado verkauft, sondern mich schon immer für die G-Lader Technik interessiert, bin aber nie einen selbst gefahren.

Was ist denn nun dieser G-Lader? Wovon spricht der Kerl?

G-Lader sind sogenannte Spirallader. Man kann sich das wie eine Art Kompressor vorstellen. Per Riemen über die Kurbelwelle angetrieben verdichtet der G-Lader die angesaugte Luft. Mehr Luft = mehr Leistung. Die Luft wird dabei im G-Lader durch ein Schneckengehäuse getrieben und anschließend in Richtung Motor geleitet. Der Ladedruck lag bei G60 Modellen zwischen 0,54 und 0,6 bar, konnte aber durch kleinere Laderräder noch gesteigert werden. Viele fuhren 72er oder 68er Laderäder, je kleiner desto schneller drehte der G-Lader, desto höher war die Leistung und auch der Verschleiss. G-Lader wollen gewartet und gut gepflegt werden.

VW hatte damals, heute werden sie es auch wohl zugeben, den Mund etwas zu voll genommen. Wartungsfrei seien die G-Lader, leider musste man dafür aber auch das Fahrzeug entsprechend fahrem und pflegen. So sollte man ein Fahrzeug mit G-Lader erst vernünftig warm fahren, sprich das Öl auf Temperatur bringen und man sollte z.B. das Fahrzeug nach einer Autobahnfahrt nicht einfach so abstellen. Gerade bei Ladedruckverlust, Leistungsverlust, Laufgeräusche oder Ölverlust sollte man unbedingt den Lader mal Überprüfen ggf. Überholen lassen und dabei nur vernünftige Ersatzteile verwenden. Wer hier spart, spart am falschen Ende. Soviel zur G-Lader Geschichte. Einige Probleme tauchten auf und aus dem Grund hat anschließend auch kein G-Lader mehr im Werk einen neuen Volkswagen-Motorraum gesehen.

Geladen geht es auf die creme21 youngtimer rallye! 

Ich freu mich auf die creme21 2018, ich freue mich auf den VW Corrado, ich freue mich auf meinen Mitfahrer Lars, den ihr ja auch alle aus Film, Funk und Fernsehen kennt und vor allem freue ich mich alle mir persönlich bekannten Cremisten wieder zu sehen, denn irgendwie fühlt sich das schon an “wie nach Hause zu fahren”. Dieses Jahr startet die creme21 in Essen und endet in Luxemburg, dazwischen gibt es wieder vieles zu entdecken. Schöne Strecken, spaßige Spiele. Die Cremisten wollen nicht Ernst genommen werden und das macht diese Rallye für mich so besonders interessant. Endlich normale Leute.

Foto: © Volkswagen