Ich bin bis dato schon viele Elektrofahrzeuge gefahren, nur selbst geladen habe ich diese selten. Mal an einer öffentlichen Ladesäule, mal zu Hause, aber nie so wirklich im Alltag. Das sollte sich nun ändern und direkt meine erste Ladeerfahrung war ein Theaterstück in drei Akten. Setzt euch hin, ich erzähle euch nun die Geschichte vom “Krieg an der Ladesäule”.
Es war einmal ein unerfahrener Plug-In-Hybrid Testfahrer. Dieser wollte bei der Probefahrt den Akku aufladen um auch den rein elektrischen Antrieb, sowie die Vorzüge vom Hybrid-Antrieb auszukosten. Da der Akku vom Testfahrzeug leider leer und die Steckdose in der Garage nicht verfügbar war, ging es zu einer öffentlichen Ladesäule.
Akt 1: Der belegte Parkplatz!
Es gibt sie also, die öffentlichen Ladesäulen. Einige davon sind sogar noch kostenlos. Über die chargEV App kann man sich über die Ladestecker etc. informieren und somit war schnell eine Ladesäule in der Nähe von einer geeigneten Mittagslocation gefunden.
An der Ladesäule gibt es zwei Parkplätze, einer davon ist speziell für Elektrofahrzeuge reserviert. Obwohl man an der Ladesäule mehr als zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden kann, gibt es offiziell also nur ein Parkplatz dafür. Woher ich das weiß? Man hat es mir gesagt, als ich gedreht hatte um rückwärts in die Lücke zu fahren, fuhr nämlich ein Geschäftswagen-Fahrer in die Lücke. Als ich ihn bat, mir doch bitte Platz zu machen, damit ich mein Fahrzeug laden könne hat er mir direkt einen Vortrag gehalten: “Da ist nur ein Parkplatz reserviert” – Typisch Deutsch habe ich ihn genannt und mich hat brennend interessiert, für welches Unternehmen er wohl tätig ist.
Auf seine Rückfrage wofür das relevant ist, hab ich mein Interesse bekundet – denn ich würde solche Unternehmen dann meiden. Er hätte es eilig und hätte keine Zeit, aber anstatt einfach wegzufahren, wollte er noch diskutieren. Muss man nicht verstehen, er hat dann aufgegeben, fuhr seine Leasing-Kiste aus der Parklücke und hat mich laden lassen. Den ersten Krieg um die Ladesäule hatte ich also vorerst gewonnen, das Unternehmen für mich einen Schmutzfleck auf der weißen Weste bekommen. Warum? Dienstwagen-Fahrer sind immer auch Aushängeschild für das jeweilige Unternehmen, ob sie wollen oder nicht.
Akt 2: Der hektische Elektrowagen-Pilot
Also stand ich da mit meinem Plug-In-Hybrid an einer öffentlichen Ladesäule. Neben mir ein Elektroautopionier. Also zunächst nur das Auto, aber kaum fingerte ich an den Kabeln herum, steckte den Lade-Stecker in die Ladesäule und in das Fahrzeug um den Ladevorgang zu starten kam auch schon der wild aufgescheuchte und scheinbar von der Elektro-Tarantel gestochene Elektro-Kleinstwagen-Fahrer herbei und beendete den Ladevorgang. “Ich bin noch nicht fertig!” hörte ich ihn noch sagen, als ich nachfragte warum er meinen Stecker deaktivierte.
Also hab ich mein Pseudo-Fachwissen spielen lassen, denn durch einen Kollegen habe ich erfahren, dass man an dieser Säule bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig laden könne. Das hat ihn dann beruhigt, vor allem als er es selbst auf dem Display sehen konnte. Man konnte nämlich drei Ladevorgänge einzelnd starten und wieder abbrechen. “Ah, wusste ich ja nicht! Schönes Auto…” hörte ich ihn noch sagen, bevor er sich wieder in das Bistro verzog. Da merkte ich schon, es herscht in der Tat ein Krieg an der Ladesäule.
Akt 3: Kabel im Dreck!
Etwas über zwei Stunden habe ich geparkt und geladen, dabei gerade mal 14 kWh in die Akkus vom Plug-In Hybriden gepackt. Klar, ein Schnellader gibt es da nicht, es wird auch nur einphasig geladen. Da muss man schon mal etwas warten um eine realistische Reichweite von 40 km in den Akku zu pressen. Mir war das egal, denn ich hatte in der Nähe zu tun, das Fahrzeug stand auf einem kostenlosen Parkplatz und ich konnte kostenlos Strom zapfen. Wie geil ist das denn… komplett vollgeladen war mein Fahrzeug bei der Rückkehr nicht, das lag allerdings daran, dass ein “richtiger Elektroautofahrer” mein Kabel aus der Ladesäule entfernte und sein Fahrzeug dort aufgeladen hat. Unter uns: Kann ich sogar verstehen!
Während der Plugin-Hybrid besser über Nacht langsam geladen wird um den Verbrauch auf den ersten 100 km so richtig zu reduzieren, ist der Elektrowagen-Kutscher natürlich auf den Strom angewiesen. Allerdings mein Kabel in eine Pfütze und somit in den Dreck zu werfen, das hätte nicht sein gemusst. Auf Rückfrage bei einem befreundeten Elektrofahrzeug-Fahrer sagte er mir, dass es wohl gängige Praxis wäre, man schaut ob der andere Akku voll ist und steckt das Fahrzeug dann ab. Bei mir war das nun nicht der Fall, aber ich habe ja auch kein richtiges Elektroauto. Trotz E-Kennzeichen. Ja, da gibt es eine Zweiklassengesellschaft. Wer mit einem Plug-in-Hybriden an der Ladesäule steht, der muss vermutlich aufpassen, dass der Elektroautoevangelist einen nicht ans Auto… ach lassen wir das. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte noch weiter geschrieben wird.