Heute schaue ich mir endlich mal den Renault Captur in Ruhe an, das Fahrzeug fährt wie gewohnt in verschiedenen Ausstattungslinien vor, in der LIFE Edition geht es los ab 17.692,44 Euro und der teuerste wäre der Plug-In Hybrid in der Edition One für 34.653,78 Euro. Die krummen Preise kommen durch die temporäre Mehrwertsteuer-Senkung. Aber reden wir mal nicht über das liebe Geld, sondern lieber über den Captur! Der ist nämlich richtig Erfolgreich! Über 1,5 Millionen verkaufte Exemplare und diese Erfolgswelle wird die 2. Generation nicht brechen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Werfen wir einmal ein kurzen Blick auf das Design. LED Scheinwerfer an der Front leuchten den Weg. Die Lichtausbeute geht meiner Meinung nach auch vollkommen in Ordnung.
An der Seite wirkt der Captur wie sein Vorgänger, oder? Wir haben immer noch eine flache A-Säule und hinten eine angeschrägte C-Säule. Das sieht optisch alles ganz nett aus, geht aber auch zu Lasten der Rundumsicht, aber dafür gibt es ja eine Rückfahrkamera. Am Heck sind es die LED-Rückleuchten die mein Blick fesseln.
Was ich bei Renault wirklich mag und sogar schätze, die verbauen bewährte Technik. Da macht man keine großen Experimente. McPherson-Federbeine an der Vorderachse, unten gibt es die Querlenker, dazu noch ein Stabilisator – fertig. In den Radhäusern drehen sich entweder 6,5×16 oder 7×17″ große Räder. Entweder mit 215/65 16″ oder mit 215/60 R17. Gelenkt wird übrigens über eine geschwindigkeitsabhängige elektrische Servolenkung. An der Vorderachse sind 280mm große und innenbelüftete Bremsscheiben verbaut, an der Hinterachse wird beim Captur noch getrommelt. Die Trommelbremse hat einen Durchmesser von 229 mm.
Die Hinterachse ist eine klassische Verbundlenker-Achse, Schraubenfedern halten den Kontakt zur Fahrbahn.
Kommen wir zu den Abmessungen. Der Renault Captur ist inkl. Außenspiegel zwei Meter breit, insg. 4,23 Meter lang und verfügt über einen Radstand von 2,64 Meter. Das Fahrzeug selbst ist – natürlich ohne Dachantenne – 1,58 Meter hoch. Der Wendekreis wird mit 11,1 Meter angegeben. Der sieht zwar aus wie ein kleiner SUV, und hat sogar eine Bodenfreiheit von 13,4 cm, aber so wirklich ins Gelände wagen sollte man sich mit dem Frontkratzer hier natürlich nicht. Dafür sieht er doch auch viel zu gut aus, den will man doch gar nicht zerkratzen. Der Captur ist ein Fahrzeug für den Großstadt-Dschungel, oder?
Den Renault Captur gibt es aktuell mit einer Leistungsrange zwischen 74 und 116 kW, sprich zwischen 101 und 158 PS. Als Antriebsarten gibt es Benziner, Diesel, Flüssiggas – also LPG – oder den Plugin-Hybrid, der noch einen Benziner mit an Bord hat.
Doch was haben wir denn hier unter der Haube? Einen 1,3 Liter 4-Zylinder Benzinermit einer Leistung von 96 kW, also 131 PS bei 5.000 Umdrehungen pro Minute. Der Kopf ist, wie heutzutage üblich, aus Aluminum.
Vier Ventile kümmern sich um die Befüllung und darum, dass die Abgase auch den kleinen Brennraum wieder verlassen können. Der Brennraum ist wirklich klein, wir haben hier eine Bohrung von 72,2 mm und einen Hub von 81,3 mm. Das Verdichtungsverhältnis liegt bei 10,5:1! Bei 1.600 Umdrehungen in der Minute liegt ein maximales Drehmoment von, haltet euch fest 240 Nm, an der Kurbelwelle an.
Über zwei obenliegende Nockenwellen werden die Ventile gesteuert, für die Leistung sorgt noch ein kleiner Turbolader – denn natürlich wird der kleine Motor hier zwangsbeatmet. Bei diesem Aggregat hat man die Wahl, selber schalten oder lieber das 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe wählen. Wir haben die Version mit dem 7-Gang DSG und die Leistung wird über die Vorderachse auf die Fahrbahn gebracht.
Kommen wir zu den Fahrwerten! Wenn es mal zügig nach vorne gehen muss, dann könnte man den Renault Captur mit dem TCe 130 EDC GPF – so heißt der Motor nämlich offiziell – innerhalb von 9,6 Sekunden auf Tempo 100 km/h beschleunigen. Macht man das häufiger, wird man den 48 Liter fassenden Tank natürlich schnell leeren, fährt man eine längere Strecke mit Tempo 193 – das wäre nämlich die Höchstgeschwindigkeit – dann kann man die nicht mehr vorhandene Tanknadel sogar fallen sehen. In der Stadt soll sich der Captur mit 7,5 Liter begnügen, außerstädtisch wären es 5,1 – ich behaupte irgendwo in der Mitte kann man das Fahrzeug bewegen, wenn man ihm nicht die Sporen gibt.
Für die anschließende Abgasreinigung zeigt sich ein Vierwege-Kat und ein Partikelfilter verantwortlich, so schafft der kleine Captur hier die Euro 6d-Temp Abgasnorm. Ein Kritikpunkt von meiner Frau schon mal direkt: Der Fahrersitz ist in der Höhe verstellbar, der Beifahrersitz optional erst ab der Intens-Ausstattung bzw. Serienmäßig bei der Edition One. Das findet die total doof! Das Handschuhfach ebenfalls, denn das habe ich ihr einmal ausversehen vor die Beine geschlagen, die Schublade mag ja praktisch sein, aber nicht wenn hinten Kinder sitzen und der Beifahrer etwas nach vorne gerückt ist.
Wir müssen hier ja mindestens die Intens-Ausstattung haben, denn sonst hätten wir nicht diese freischwebende Mittelkonsole, aber wir haben hier ein Vorserienmodell, da können oftmals die Ausstattungen etwas anders sein als bei den aktuellen Fahrzeugen die man kaufen und bestellen kann.
Das Lenkrad lässt sich axial und vertikal verstellen und verfügt sogar über eine Lenkrradheizung. Unter uns: Im Sommer brauche ich die natürlich nicht, im Winter freue ich mich immer sehr über dieses Feature. Das gilt auch für eine gut funktionierende Sitzheizung. Das Cockpit ist dem Fahrer zugewandt, der E-Shifter vom 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe bietet dadrunter zwar Ablagefläche, ist aber zumindest ungewöhnlich. Davor gibt es Lademöglichkeiten für das Smartphone, welches sich natürlich auch perfekt mit dem Infotainment-System verbinden lassen kann. Das 9,3″ große Display lässt keine Fragen offen.
Thema Sicherheit: Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, alle Kopfstützen sind in der Höhe verstellbar.
Kommen wir zum Kofferraum. Wir haben hier ein maximales Volumen zwischen 422 und 1.275 Liter. Durch die verschiebbare Rücksitzbank kann man selbst entscheiden wo man mehr Platz haben möchte, im Fond oder im Kofferraum. Der Captur verfügt über einen doppelten Ladeboden. Unter dem Ladeboden befindet sich noch Platz für ein Ersatzrad oder halt für das serienmäßge Tire-Fit-Set. Sprich der Kompressor und das Dichtmittel, den Kompressor kann man übrigens auch für Luftmatrazen verwenden, just saying. Die Ladekante ist übrigen 77,6 cm hoch, anschließend habt ihr ja die Wahl wie weit ihr die Gepäckstücke wieder absenken wollt.
Das Leergewicht beträgt 1.334 kg, das maximal zulässige Gesamtgewicht liegt bei 1.816 kg somit haben wir bei unserem Testfahrzeug eine Zuladung von 472 kg. Davon dürften 80 kg auf das Dach, das finde ich schon beachtlich. Der Captur verfügt in unserem Fall hier auch über eine Anhängelast von maximal 1.2 Tonnen. Interessanter ist die Stützlast, die liegt nämlich bei 75 kg. Das dürfte für den Fahrradträger und zwei leichte E-Bikes reichen.
Wir müssen noch kurz über die Assistenten sprechen, denn da trumpft der Captur voll auf. Der Autobahn- und Stauassistent kann auf Autobahnen und mehrspurigen Straßen beschleunigen, bremsen und dem vorausfahrenden Fahrzeug folgen. Der Querverkehrswarner auf Radarbasis warnt den Fahrer beim rückwärts Ausparken durch optische Signale in den Außenspiegeln vor Fußgängern und Fahrzeugen, die von der Seite kommen. Optional gibt es auch eine 360° Kamera, einen Einpark-Assistenten, den Spurhalte-Assistent, die Tempolimit-Erkennung und und und… und unter uns? Das ist in dem Segment wirklich erwähnenswert.
Kommen wir zum Fahreindruck! Wer beim Renault Capture ein französisch abgestimmtes Fahrwerk vermutet, der irrt! Das ist sportlich abgestimmt! Die Motorleistung geht in Ordnung, er überzeugt durch einen geringen Verbrauch bei gemäßigter Gangart und ich würde ihm sogar ein gute Laufkultur attestieren. Das Doppelkupplungsgetriebe ist hier das was etwas zu langsam reagiert, die Bremsen hingegen lassen sich fein dosieren und verzögern das Fahrzeug gut und unaufgeregt.
Die Lenkung, die ist französisch, vermittelt nämlich keine Rückmeldung, dafür lässt sich der Captur präzise durch den Großstadtdschungel dirigieren, und genau das erwartet man doch auch, oder?
Muss ich wirklich erwähnen, dass der Motor bei höheren Drehzahlen etwas lauter wird? Ab Tempo 150 steigen die Innenraumgeräusche durch Wind-, Motor- und Abrollgeräusche… wer also die Kinder von der Rücksitzbank nicht mehr hören will, der muss entweder die Anlage aufdrehen oder einfach schneller fahren. Wobei, dank den beiden USB-Ladebuchsen im Fond und dem 12 Volt Anschluss, spürt man während der Fahrt sowieso nichts mehr von den Kindern, sofern die mit den notwendigen Gadgets ausgerüstet sind.
Kommen wir vor dem Fazit noch zur Preisfrage. Ich hatte ja schon am Anfang die Range genannt, unser Fahrzeug hier wird vermutlich irgendwo zwischen 23.000 und 27.000 Euro liegen. Liste, versteht sich! Vergleicht man das mal mit den Marktbegleitern ist das ganz und gar nicht zu teuer. Unter uns: Der Captur hat sich gemausert, im Vergleich zum Vorgänger wurde an den richtigen Stellschrauben gedreht ohne das Erfolgrezept zu gefährden. Keine Revolution, sondern eine Evolution – aber genau das macht Erfolgsmodelle doch aus, oder?