Das Auto! Liebling der Deutschen? Gewaschen, verdammt, vergöttert! Oft gibt es Listen im Netz mit den schönsten Autos der Welt. Doch Schönheit ist nicht nur relativ, sondern oft auch relativ schnell vergänglich. Mit einer Schönheit an seiner Seite, ist man überall ein sehr willkommener Gast. So dürfte z.B. jederzeit jemand einen BMW E30 M3, einen Porsche 911, einen Lancia Delta HF Integrale, einen Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer oder einen Ferrari F40 vor meiner Garage abstellen und ich wäre nicht sauer.

 

Gemerkt? Da war kein wirklich normales Fahrzeug dabei. Kein Fahrzeug für den Alltag! Allesamt sind es Fluchtfahrzeuge! Raus aus dem Alltag, die Strecke von A nach B genießen, auch mal einen Umweg machen über eine kurvige Strecke und den Kopf frei bekommen. Keines der oben stehenden Fahrzeuge ist perfekt! Der Mercedes-Benz 300SL Flügeltürer ist eine Design-Ikone und meiner Meinung nach das schönste Auto der Welt! Aber man sitzt relativ unbequem, es wird sehr heiß und man muss bei hohen Geschwindigkeiten schon ein hohes Maß an Vertrauen aufbauen!

 

 

Trommelbremsen an Vorder- und Hinterachse zeigen sich beim Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer für die Verzögerung verantwortlich. Der BMW E30 M3 wurde damals recht häufig verbastelt, das kann ich nicht einmal kritisieren, auch ich hätte ihn damals noch tiefer gelegt. Tiefer, breiter, härter! Das war auch meine Welt! Somit hätte ich auch den Wert vom Lancia Delta HF Integrale vermutlich pulverisiert.

Porsche 911 Turbo

Ein Porsche 911! Lasst ein Kind einen Sportwagen zeichnen, in der Regel kommt dabei ein 911 heraus. Die Silhouette ist einfach traumhaft schön und dabei ist der Elfer mit Würde gealtert und wie ein guter Wein immer besser und sicherer geworden. Würde man einen Neuwagen-Porsche-Fahrer in einen alten Porsche setzen, der würde den alten Porsche vermutlich schon in der zweiten Kurve wegwerfen.

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Der Ferrari F40! Das einzige Auto aus der Liste welches ich niemals selber alleine bewegt habe. Aus heutiger Sicht – gerade auch Leistungstechnisch – schon fast lächerlich! Aber ein Supersportwagen der sich damals in Ende der 80er Jahre in mein automobiles Herz geschossen hat. Ein 3.0 Liter V8 Bi-Turbo! Ein Leistung von 478 PS und ein maximales Drehmoment von 577 Nm! Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 324 km/h und geschaltet wurde über ein manuelles 5-Gang Schaltgetriebe. Schaltet man schnell und bekommen die angetriebenen 335 mm breiten Hinterräder die Kraft auch gut auf die Straße, dann geht es innerhalb von 4,1 Sekunden auf Tempo 100 km/h und nach knapp 11 Sekunden durchbricht man die 200 km/h Mauer. Der 120 Liter große Tank leert sich dabei recht zügig, man kann die Tanknadel quasi fallen sehen. Den Preis konnte man dafür steigen sehen, vom Grundpreis von knapp 444.000 DM ging es schnell in die Millionen. Er war der letzte Ferrari der unter Enzo entwickelt wurde, die Karosserie wurde von Pininfarina gestaltet und heute hätte ich vermutlich Angst mit so einem Fahrzeug zu fahren.

Das Auto brachte mir Ende der 90er Jahre die Freiheit!

Das Auto als Symbol der Freiheit! Schon Abraham Lincoln wusste, dass die Welt noch nie eine gute Definition für das Wort Freiheit gefunden hat, aber wer anderen die Freiheit verweigert, dieselbige auch nicht für sich selbst verdienen würde. Die Freiheit des Menschen liegt auch nicht darin, dass man tun kann, was man will! Freiheit bedeutet vor allem, dass man nicht tun muss, was man nicht will. Das sagte bereits Jean-Jacques Rousseau. Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende gleich beides verlieren. Dieses Zitat haben wir Benjamin Franklin zu verdanken.

 

Doch warum geht es heute um meine Traumautos? Um das Thema Freiheit? Weil ich mir Gedanken gemacht habe! Gedanken über mein persönliches Verhältnis zum Automobil. Ende der 90er Jahre für mich mein eigenes Symbol von Freiheit! Endlich hinfahren können wohin ich nur will. Kurze Zeit später, hatte ich bereits keine Ziele oder kein Geld für Kraftstoff mehr. Das Auto wurde für mich zum Fortbewegungsmittel! Zunächst für den Weg zur Arbeit, als Transporter für den Einkauf und inzwischen auch als lebende Melangé aus Helikopter- und Rasenmähervater als Schüler-Taxi. Aber die Frage die ich mir stelle: Welche aktuellen Fahrzeuge, werden einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, wie meine Lieblingsfahrzeuge?

 

Wir sprechen inzwischen über Themen wie “Autonomes Fahren” oder “Elektromobilität”, die Autos sind in vielen Belangen inzwischen den technischen und haptischen Fähigkeiten der Fahrer überlegen. Die Assistenzsysteme können alles viel besser, schneller und sicherer umsetzen, nur manchmal stoßen die Systeme an die Grenzen. Dann schalten sie sich ab und das Auto ist wieder die Kiste, die man noch selber komplett steuern muss. Ohne Netz und doppelten Boden. Früher war definitiv nicht alles besser, früher war es anders. Aber dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich das Verhältnis zum Fahrzeug geändert hat.

Autos haben früher Spitznamen bekommen, wurden Samstags gewaschen, waren Familienbegleiter im Urlaub und fehlten auch nicht im Fotoalbum der schönen Erinnerungen. Nun ist das Auto, gerade während der Corona-Pandemie, zum Fortbewegungsmittel Nr. 1 geworden. Das Auto als sicherer Rückzugsort, der letzte geschützte mobile Raum, die fahrende Privats”fähre”. Doch wohin geht die Reise? Ich weiß es nicht! Weißt du es?