Im Jahr 1971 landeten die Apollo 15-Astronauten auf dem Mond und erkundeten die Oberfläche mit einem speziell entwickelten Elektrofahrzeug – dem Lunar Roving Vehicle. Was Elektroautos auf der Erde leisten können, zeigte im selben Jahr ein ebenfalls einzigartiges Modell: ein umgerüsteter Opel GT. Am 17. und 18. Mai 1971 fuhr der „Elektro GT“ auf dem Formel 1-Kurs in Hockenheim insgesamt sechs Elektromobil-Weltrekorde ein.

Der „Elektro GT“ von 1971 verfügte über zwei Gleichstrom-Motoren von Bosch, die zusammen eine Gesamtleistung von 88 kW/120 PS entwickelten. Die Peakleistung lag kurzzeitig sogar bei 118 kW/160 PS.
Die vier Nickel-Cadmium-Batteriesätze stammen von Varta und wurden auf Rückbank und Beifahrerseite untergebracht. Die Batterien mit ihren 280 Zellen wogen 590 Kilogramm. Zur besseren Einordnung: Der Opel GT selbst lag bei 960 Kilogramm, so dass das Gesamtgewicht des Fahrzeugs auf 1.550 Kilogramm gestiegen ist. Nicht vergessen: Wir schreiben das Jahr 1971, soviel wog damals z.B. auch ein Opel Diplomat B.

Für die Langstreckenversuche waren sogar 360 Zellen nötig, die 740 Kilogramm auf die Waage brachten. Mit rund 1.700 Kilogramm bewegte sich der „Elektro GT“ dann in der gleichen Gewichtsklasse wie ein Opel Blitz-Lkw mit kurzem Radstand. Diese Massen müssen erstmal getragen werden. Deshalb kommen härtere Federn zum Einsatz und Continental entwickelte spezielle Hochdruckreifen, die darüber hinaus den Rollwiderstand auf ein Minimum reduzierten.

Auch an der Karosserie hat Opel einige entscheidende Modifikationen vorgenommen. So wurden alle Luftein- und -auslässe an der Fahrzeugfront verschlossen. Den Opel GT-typischen Vergaserbuckel auf der Motorhaube sucht man vergebens, stattdessen ist die Haube für eine bessere Aerodynamik komplett flach. Darüber hinaus wurden die Stoßstangen, Rückspiegel und Türgriffe entfernt sowie der Motor- und Innenraum für den Einbau des Elektroantriebs freigeräumt.

Im Kofferraum saß die elektronische Steuereinheit. Dazu verfügte das Rekordfahrzeug – einzigartig für den Opel GT – erstmals über einen großen Heckspoiler. Die Tuning-Schmieden der Nation haben sich davon scheinbar inspirieren lassen, denn verbastelte GTs gab es später auch. Die Rückleuchten wurden für die Rekordversuche ebenfalls nicht benötigt und ein Wärmetauscher ersetzte den Auspuff-Endtopf.

Eine im Frontbereich untergebrachte normale Autobatterie stellte den Strom für die neue Bordelektronik zur Verfügung. Dahinter befanden sich nun anstelle des Vierzylinders die beiden Elektromotoren. Die aus dem Flugzeugbau stammenden Batterien füllten den gesamten Raum neben und hinter dem Fahrer aus. Für einen richtigen Autositz war gerade noch genug Platz.

Doch welche Rekorde fuhr man damals ein?

Ein Kilometer in 19,061 Sekunden bei einer Spitzengeschwindigkeit von 188,86 km/h

Ein Kilometer stehender Start in 31,066 Sekunden bei 115,88 km/h

½ Kilometer stehender Start in 19,358 Sekunden bei 92,98 km/h

¼ Meile stehender Start in 16,869 Sekunden bei 85,87 km/h

Zwei weitere Rekordfahrten folgen am 18. Mai 1971, beide mit stehendem Start:

10 Kilometer in 4 Minuten 43,69 Sekunden bei 126,89 km/h sowie 10 Meilen in 7 Minuten 35,63 Sekunden bei 127,15 km/h. Doch das Thema Reichweite machte Opel schon damals einen Strich durch die Rechnung.

Der Angriff auf den siebten Weltrekord scheiterte: Aufgrund der zu geringen Kapazität der damaligen Nickel-Cadmium-Batterien schaffte der Elektro-GT auf der 100 Kilometer-Strecke, die mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h zurückgelegt werden sollte, lediglich eine Distanz von 44 Kilometern.

Dennoch ein schönes Jubiläum und zur Feier des Tages gibt es nun noch ein schönen Werbespot von damals, damit verabschieden wir uns und wünschen euch einen elektrifizierenden Tag.