Ab dem 15. November startet auf Kabel Eins die Doku-Reihe namens “PS Perlen”. Jetzt bin ich ja nicht als Feminist Nummer 1 bekannt, aber im Jahre 2020 überhaupt den Begriff “Perle” für eine Frau zu benutzen, finde ich schon fragwürdig. Ich meine früher, damals, also vor dem Krieg.

Da haben vor allem Machos Frauen als Schnitte, Baby, Kaline, Ische oder Perle bezeichnet. Aber heute? Sagt das noch jemand? Sind wir da nicht schon weiter? Haben wir nun wirklich jahrelang die alten Rollenklischees vergraben, um diese nun doch wieder hervorzukramen? Zurück in die 90er-Jahre? Leicht bekleidete, meist sehr attraktive Frauen in Werkstätten? Gibt es nicht nur auf den Kalendern an der Wand, so viel ist schon mal gewiss.

Die PS-Angabe ist aber auch ähnlich antiquiert, aber das steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. “kW-Frauen” hätte vermutlich auch keiner von der Zielgruppe verstanden, bei “PS-Perlen” schaltet man(n) vermutlich eher ein.

Was ist denn nun eine Perle?

Eine Perle ist ein fester, oft runder Fremdkörper aus Perlmutt. Perlen wachsen in Muscheln oder Schnecken heran, hätte man also auch PS Schnecken als Namen nehmen können, aber Schnecke sagt vermutlich auch keiner mehr zu einer Frau, oder? Wenn ich von einer Perle spreche, dann meine ich ein echtes Schmuckstück. Das kann unter anderem auch ein sehr schönes Fahrzeug sein, aber zu einer Frau habe ich schon sehr lange nicht mehr Perle gesagt.

Aber Namen, Titel und Bezeichnungen sind ja eh Schall und Rauch. Werden hier Perlen vor die Säue geworfen? Die Zuschauermarktanteile von Kabel 1 lagen im Oktober 2020 in der relevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahre bei 4,4 %.

In den Teletext-Seiten gibt es immer noch Werbung alá “Frauen Ü40 können es am besten.” oder “Männerfantasien erfüllen”,… doch wie ist es mit der PS-Perlen-Doku auf Kabel 1? Welche Fantasien werden hier erfüllt? Welcher Automobil-Fan wünscht sich kein PS-Babe an seiner Seite? Eine mit Benzin im Blut?

Die Frau als schmückendes Beiwerk? Mitnichten, denn die PS-Perlen haben es natürlich richtig drauf, aber warum benutzt man dann die Bezeichnung PS-Bombe?

Ist das nicht eine Stereotypsierung einer Person aufgrund ihres Aussehens bzw. Auftretens? Die Zielgruppe des Formats scheint jedenfalls klar strukturiert zu sein, von Männern für Männer geschaffen, vermutlich auch kontrolliert und durch attraktive Rollenklischee-Spiele werden hier die Damen der Schöpfung sehr wahrscheinlich instrumentalisiert.

Ob die Protagonistinnen vor allem gefallen sollen und eventuell sogar als Sexobjekt dargestellt werden? Ich wiederhole die Beschreibung PS-Bombe, die hier eine klare Richtung vorgibt. Sexistische Rollenbilder in den Medien werden oft selbstironisch überspitzt, dennoch wirkt es sich auf das allgemeine Frauenbild aus, ob man will oder nicht und der Make-Up Markt bringt viel Geld ein, aber auch das steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Die weiteren Bezeichnungen Schweißperle, Leder-Babe, sexy Autohändlerin oder auch Tuning-Queen lasse ich so unkommentiert “stehen” und bin gespannt, ob die erfolgreiche “sexy Carfluencerin” aus Deutschland wirklich die Motorisierung eines Fahrzeuges schon alleine am Klang erkennt, denn das kann ich nicht.
Also ich kann Motoren unterscheiden, aber ich könnte nicht sagen, ob ein bestimmter 4-Zylinder nun aus dem VAG Stall oder von Mercedes-Benz stammt.

Wer ist dabei? Wer sind die “PS Perlen”?

Sophia Calate (28) aus Olpe, Janina Glaser (31) aus Duisburg, Alexandra Seuffert (29) aus Bamberg, Ramona Hübner (31) aus Ganderkesee, Maike Maurer (28) aus Hamburg, Denise Ritzmann (30) aus Stuttgart, Diana Josefine Priestley (26) aus Werl, Tanja Trautmann (53) aus Hamburg und Katrin Tscherntschitisch aus Murfeld in Österreich.

PS-Perlen – Make-Up & Motoröl – drei Folgen ab dem 15.11.2020, jeweils um 20:15 – also zur Prime-Time am Sonntag – auf Kabel 1 oder in der Mediathek – denn da läuft der Tatort und gegen den Quoten-Killer wird die Doku vermutlich nicht anstinken können. Dennoch bin ich wahrlich gespannt – ob ich die Doku-Reihe “PS Perlen” nun zu Unrecht Vorverurteilt habe oder ob Kabel 1 hier doch nur mit den Klischees spielt, um die gewünschte Zielgruppe zu unterhalten.