Michael De Bono ist Exterieur-Designer bei BMW. Der gebürtige Brite, der seit seinem Abschluss 2004 für BMW arbeitet, zeichnet sich für das Design der zwei wohl wichtigsten Massen-Modelle von BMW verantwortlich: Er gestaltete den aktuellen BMW 3er Touring und den auf der Pariser Motor Show vorgestellten BMW Concept Active Tourer. Bei Autokarma sprach er über den BMW 3er Touring, im Paris Motor Show Blog über den Designprozess beim Active Tourer. Hier bei rad-ab.com bringen wir den dritten Teil der Interview-Reihe: Ein Gespräch mit De Bono über die Arbeit als Designer bei BMW und seinen ganz persönlichen Weg zur Inspiration.

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Sie arbeiten bereits seit einiger Zeit bei BMW und haben mit dem BMW 3er Touring sowie dem BMW Concept Active Tourer gleich zwei wichtige Projekte von BMW betreut. Wie sieht die Arbeit als Designer bei BMW aus?

Sehr abwechslungsreich auf jeden Fall. Unser Alltag als Designer besteht nicht nur aus Serienfahrzeugen, und ich finde das unheimlich spannend. Dass wir an einem Tag mit einem Ingenieur über Stoßfänger reden können und eine halbe Stunde später mit einem Kollegen zusammen sind und über Sitze und Materialien sprechen. Dieses hin und her zwischen zwei Welten ist wunderbar.

Sie haben jetzt ein Serienfahrzeug und ein Concept-Fahrzeug gestaltet. Worin liegt der Unterschied hier?

Wenn man ein Concept Car gestaltet, hat man natürlich viel mehr Freiheiten. Man kann einen Schritt zurückgehen und wirklich alles neu bewerten. Man schafft im Grunde ein neues Gesamtkunstwerk. Bei einem Concept-Auto sind keine Kostengrenzen oder dergleichen vorhanden. Die Grenzen sind generell einfach weiter gefasst.

Passiert es in einem Projekt auch, dass Sie sich als Designer im Detail verlieren, eben diesen Blick auf die Gesamtheit vergessen?

Die Gefahr besteht schon, ja! Wir sind Perfektionisten und als Designer muss man das sicherlich auch sein. Um Perfektion zu schaffen. Wenn man sich auf ein Detail fokussiert muss man aber eben immer das Gesamtbild im Kopf haben. Das Detail muss sich dort ja einfügen – in das komplette Auto.

Deswegen ist die Herausforderung eben, die gesamte Skulptur im Auge zu haben und dafür zu sorgen, dass die Details alle zusammen passen.

Hat man in diesem Hinblick bei einem Concept ein wenig mehr Freiraum für diese Detailliebe?

Nun, beim Active Tourer haben wir einen sehr strengen Blick auf das Realistische gerichtet. Wir durften den Fokus auf das Neue, Urbane und das Raumkonzept nicht verlieren. Beim Concept wollten wir das Thema EfficientDynamiks symbolsieren und dann darf der Blick auf ein Detail nicht ablenken, sondern muss das Gesamte unterstützen.

Wenn man mehr Freiraum hat ist es dann vielleicht tatsächlich so, dass man als Perfektionist durchaus mehr ins Detail geht. Aber man darf sich eben nicht darin verlieren. Dafür sorgen wir im Team dann aber auch.

Sprechen wir über zwei persönliche Dinge …

Oh! (lacht)

Begleitet Sie auf der Arbeit Musik?

Unser Studio ist offen – wir sind sehr international, Designer aus jeder Ecke der Welt. Das ermöglicht viel Kommunikation. Man trifft sich, unterhält sich – über Autos, Design, über Neues oder Orte, an denen man war. Und dieser Austausch ist sehr wichtig und inspirierend für mich. Weil man die Blickwinkel mit anderen teilt.

Aber wenn ich skizziere brauche ich meine Ruhe. Dann bin ich „weg“, nicht ansprechbar. Dann setze ich meine Kopfhörer auf – das ist bei uns das Zeichen, dass man Ruhe haben will.

Bei weiteren Aufgaben läuft dann aber durchaus Musik. Und wenn ich sie an habe, höre ich die unterschiedlichsten Sachen. Wenn die Deadline näher kommt dann ist es auf jeden Fall Electro und Techno, etwas das antreibt. Aber wenn ich Inspiration suche, dann ist es eher klassische Musik oder Jazz.

Mitunter höre ich aber auch mal etwas von jemand anderem – wir tauschen unsere Musik auch untereinander mal, um eben neu zu denken.

Musik ist insgesamt sehr, sehr wichtig. Sie spricht die Seele an, und das macht Design auch.

Das Miteinander ist also sehr wichtig?

Unbedingt. Jeder Mensch macht sein eigenes Design. Aber das Yin und Yang – das Zusammen und Allein, der Dialog über verschieden Dinge und das für sich allein sein – das ist unheimlich wichtig. Und das haben wir bei BMW. Das ist harmonisch, und das braucht es auch.

… sie sprechen langsam direkt meine nächste Frage an. Thema: Inspiration. Wie finden Sie diese?

Nun, man kann nicht steuern wie man inspiriert wird. Inspiration ist Serendipity – Glück, Entdecken, … Es ist ein natürlicher Prozess. Organisch. Ich kann nicht sagen, das Glas hier (nimmt das Glas Wasser in die Hand) hat einen schöne Form und die dient mir als Vorlage für etwas. Man kann es nicht erzwingen.

Aber dieser Zufall ist das spannende an meinem Beruf. Wir müssen einfach unsere Augen immer offen haben, damit wir die Momente aufnehmen können. Als Designer ist man immer offen.

Wenn man uns anspricht und auf Details aufmerksam macht, kommt das durchaus an bei uns. Wir stellen damit nicht direkt etwas an, aber es ist in einem Prozess dann. Egal ob ich im Urlaub am Strand bin oder eine Zeitung durchblättere – ich kann nicht sagen „Das inspiriert mich“, aber es wird gespeichert.

Ich war einmal im Death Valley und es war dort wirklich wunderschön. Wie der Wind den Sand über die Dünen bewegte – es war poetisch. Diese sanften Flächen und dann der harte Abriss an den Kanten. Das – nicht direkt, aber sicherlich in einer gewissen Form – sieht man auch an der Seitenwand des Active Tourer. Sehr menschliche, fließende Flächen, und dann eine harte Abrisskante.

Diese Gegensätze, diese Posie und Sportlichkeit, zusammen zu bringen – das ist für mich BMW. Aber man kann es eben nicht steuern. Man muss als Designer einfach immer aufnehmen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben für unser Gespräch.

Gern, Danke!

© Foto: BMW