Mercedes-Benz hat Fahrzeuge, in denen fühlt man sich besser als in einer Business-Klasse. Dann hat Mercedes-Benz Fahrzeuge im Portfolio, die können mehr transportieren als Otto-Normal tragen kann und dann gibt es wieder rum die Fahrzeuge. Die trotzen der Vernunft, die zielen aufs automobile Herz und treffen dann auch. Würde Amor “Autopfeile” verschießen, er hätte kleine SLS Modelle an der Spitze. Während man nach dem beflügeltem Einstieg die flotte Fahrt genießt sucht man kurz vergebens nach dem Schalter um das Fahrwerk einzufahren. Nein, der SLS AMG GT kann nicht fliegen, aber sonst – sonst kann er fast alles! Vor allem kann er aber eines: Aus einem schlechten Tag, einen sehr schönen machen!

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Dieter Bohlen fährt ein SLS AMG GT Coupé, zumindest ist er letztens mit so einem Gefährt geblitzt worden. Er war nur 15 km/h zu schnell, ein paar Euro später war er also schon wieder hinterm Lenkrad. Ja, dieses Wissen habe ich aus der Bild – einer Publikation aus dem Springer-Verlag. Nicht dem Verlag entsprungen ist nachfolgendes Ausfahrt.TV Video über das Mercedes-Benz SLS AMG GT Coupé, denn das ist wie immer zusammen mit Jan Gleitsmann entstanden, der hier auch schon über den Mercedes-Benz SLS AMG GT geschrieben hat:


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Dank dem 591 PS starken 6,3 Liter V8 (genau gesagt 6,208 Liter Hubraum) ist man aber auch schnell “zu schnell”. Nach ein paar Stunden hinterm Lenkrad, verstehe ich auch, warum es hier eine “freiwillige Selbstkontrolle” gibt. Am Lenkstockschalter befindet sich nicht nur die Einstellmöglichkeit für den Tempomat sondern auch die Möglichkeit die Höchstgeschwindigkeit zu limitieren.

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Wer das nicht tut, beschleunigt innerhalb von 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dafür sorgt der V8-Saugmotor, der die Kraft von 650 Nm direkt von der Kurbelwelle an die 2,17 Meter lange Carbon-Antriebswelle abgibt. Eine Antriebswelle aus Carbon? Ja, ihr habt euch nicht verlesen. Der Supersportwagen aus dem Hause Mercedes-Benz vereint die Rennsporttechnik und prahlt nicht nur öffentlich mit Sicht-Carbon!

Dank dem 85 Liter Tank muss man nicht nach jeder kurzen Ausfahrt wieder zurück an die Tankstelle. Den NEFZ-Wert von 13,2 Liter konnte ich sogar unterbieten. Mit 11,2 Litern bin ich auf meiner persönlichen Teststrecke ausgekommen. Innerorts verbraucht der SLS AMG GT als Coupé aber durchaus auch gerne was um die 20 Liter, vermutlich liegt das an den flotten Ampelstarts. Unauffällig unterwegs ist man mit dem SLS AMG GT Coupé nicht, weder im Stand noch in Bewegung und selbst wenn man parkt zieht man dank den Flügeltüren die Blicke auf sich. Dank den 4 Fahrmodi kann man den Wagen im “C” Modus allerdings sogar leise fahren, im Sport und im Sport+ Modus wird der SLS AMG GT zum Super-Sportwagen. Vorne lenkt man über die 265/35er 19″ Reifen während die 295/30 20″ auf der Hinterachse versuchen den Kontakt zur Fahrbahn zu halten. Ab 120 km/h sorgt ein Heckspoiler, der automatisch ausfährt, für den notwendigen Anpressdruck auf der Hinterachse. Beim Fahrwerk vertraut man bei Mercedes-Benz auf per Knopfdruck verstellbare Gasdruckstoßdämpfer die man noch härter machen kann. Komfortabel? Nicht wirklich, aber das hat auch wirklich keiner verlangt, oder?

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Hoch die Tür und rein damit, zu breit gebaut darf man für die Sportsitze nicht sein. Wer einen “langen” Oberkörper hat, der wird auch nicht viel Spaß haben im SLS AMG Coupé. Für den Wagen muss man schon geboren sein. Bei der Schaltung hat man die vollautomatische Gangauswahl des AMG Speedshift DCT 7-Gang Getriebe oder man kann manuell eingriff nehmen. Dafür hat man die Schaltwippen hinterm Lenkrad. Das Funktioniert sogar unter Volllast und was soll ich sagen? Das Geräusch beim Runterschalten ist ein Ohrgasmus für alle Sinne.

Der Wendekreis beträgt “nur” 11,9 Meter, dennoch hatte ich mit keinem anderen Fahrzeug solche Probleme die Länge einzuschätzen. Er ist etwas unübersichtlich, aber die Optik entschädigt dafür. Warum hat er eigentlich so eine lange Front? Nun, der Motor sitzt tief hinter der Vorderachse. Dafür haben die AMG Ingenieure auch auf eine Ölwanne verzichtet. Der Motor verfügt über eine Trockensumpfschmierung. Der Motor an sich ist rein optisch ja schon ein Traum, einer der wenigen Motoren die richtig gut aussehen. Getreu dem Motto “One Man – One Engine” ist das einer der stärksten serienmäßigen 8-Zylinder Saugmotoren.

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Kommen wir noch ganz kurz zu zwei anderen Werten. 176 Liter fasst der Kofferraum, genug also für einen Golfsack, den Tennisschläger oder einem Wochenendeinkauf (ohne Getränke). Ich war in der Tat mit dem SLS AMG GT einkaufen. Auf dem Discounter-Parkplatz wurde ich gefragt, wie ich mir denn so ein Fahrzeug leisten könnte. Anstatt die Wahrheit zu sagen, sagte ich: “Ich gehe halt immer im #NamevomDiscountereinfügen einkaufen…” – wir lachten beide und ich fuhr grinsend davon, ja mit einem SLS fällt man auf, aber irgendwie auf eine ganz besonders positive Art und Weise. Einige Mercedes-Fahrer haben gegrüßt, andere haben den Daumen nach oben gestreckt. Schön zu sehen in der Neidgesellschaft Deutschland – wirklich schön zu sehen.

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Nicht nur der SLS, sondern auch die Reaktionen auf ihn. Mit einer Zuladung von 240 kg reden wir hier natürlich nicht über ein Zuladungswunder, aber auf Grund der fehlenden Ablageflächen kommt man da sowieso nicht in Versuchung. Rennsporttechnik vom feinsten, Sichtcarbon wohin man schaut, die 1,7 Tonnen schwere Bodenrakete aus dem Hause Mercedes-Benz AMG fliegt gerne tief. Dazu verfügt das Fahrzeug über Überholprestige, wer mit Tempo 250,260,270,280,290… über die Autobahn flaniert freut sich über andere Verkehrsteilnehmer, welche die Geschwindigkeit richtig einschätzen können.

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Man ist ja immer versucht etwas zu kritisieren zu finden um nicht einen Stempel als Jubelperser zu bekommen: Gut, mangelnde Ablageflächen im Innenraum und dann natürlich der Preis. Dieses Spielzeug ist für viele einfach ein paar Euro zu kostspielig, aber bestimmt jeden Cent Wert. Wenn man Fahrspaß in Kilogramm aufwiegen kann, dann hat man hier ca. 1695 kg Fahrspaß für einen Grundpreis von etwas über 200.000 Euro. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt (ja, es soll Leute geben die sich von ihrem SLS trennen) gibt es dann sogar zwischendurch mal einen günstigen Vertreter. Aufgepasst: Die Bauart des Motors wird auch die Inspektionskosten nach oben treiben, der Verschleiß von Bremsen und Reifen sollte man auch nicht vernachlässigen. Bei den Anschaffungskosten bleibt es also nicht, aber das ist bei jedem Sportwagen so.

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Ich habe nun ein Gewissensproblem. Bis dato war mein Lieblingssportwagen der Porsche 911 Turbo – gut das man bei Fahrzeugen nicht unbedingt monogam leben muss, oder? Am ersten Tag fand ich die Flügeltüren noch “kompliziert” beim einsteigen, beim zweiten Tag habe ich mir schon nicht mehr meinen Kopf gestoßen und ab dem dritten Tag sah das “mitnehmen” der Tür beim Einstieg dann schon ganz sportlich aus. Ich gestehe, ganz unsportlich sollte man nicht sein wenn man in das Fahrzeug einsteigen möchte, aber irgendwas ist ja immer, gell? Der SLS ist und bleibt ein Traumwagen! Vernünftig sein kann man, wenn man alt ist. Man ist immer nur so alt wie man sich anfühlt! Nach einer Fahrt im SLS fühlt man sich jünger – viel jünger – versprochen!