Mitten ins Herz – oder so. Kia hat schon lange kein Problem mehr damit, gute Autos zu bauen, die auch nach etwas aussehen. Zahlreiche Designawards und eine siebenjährige Garantie sprechen für die Koreaner, die so gar nichts mehr mit ihrem Billigheimer-Ruf zu tun haben wollen. Und an dieser Stelle kommt der neue Kia Stinger ins Spiel: Das mit scharfer Feder gezeichnete viertürige Coupé will es allen zeigen. Zeigen, dass er es faustdick hinter den Ohren hat. Aber ist er der richtige Bote, um das Image zu wandeln?
Fließheck oder viertüriges Coupé?
Ende des Jahres wird es in Europa so weit sein: Der Kia Stinger fährt in die Showrooms – und hoffentlich auch in die Herzen der Kundschaft. Die Sportlimousine, wie Kia ihn nennt, ist eine Art fünfsitziges Fließheck, was für gewöhnlich nicht gerade das ist, was man die Ausgeburt an Aktualität und Modernität nennen würde. Doch Audi fährt mit seinem A5 Sportback und A7 bestens auf diesem Kurs – warum also nicht einen Vorstoß wagen? Zumal der Kia Stinger kein Kind von Traurigkeit sein will, schließlich wurden sein Fahrverhalten und das Handling auf dem Nürburgring abgestimmt. Und auch unter seiner Haube soll richtig Dampf stecken.
250 km/h? Fesseln, die der Kia Stinger nicht kennt
Den Einstieg wird ein 2.0 Liter Vierzylinder mit Turboaufladung machen, der 255 PS und 353 Nm leistet und seine Kraft an die Hinterachse schickt. Doch so richtig spaßig wird es erst mit dem 3,3 Liter V6-Twin-Turbo. Lange ist es her, dass Kia in Europa überhaupt einen V6 im Angebot hatte. Liest man die Leistungsdaten des Twin-Turbos, fragt man sich warum. Seine Ausbeute liegt bei satten 365 PS und 510 Nm Drehmoment. Das soll für 5,1 Sekunden für den Standardspurt reichen – Allradantrieb sei Dank. Amüsant: Der Kia Stinger pfeift auf Abriegelung bei 250 km/h und holt das Establishment mit 269 km/h Höchstgeschwindigkeit von der linken Spur. Die Schaltvorgänge übernimmt dabei eine Acht-Stufen-Automatik.
Innen erwartet die Passagiere eine tief liegende Kabine. Die Platzverhältnisse dürften trotz der früh abfallenden Dachlinie dennoch großzügig ausfallen, schließlich ist der Kia Stinger 4,83 m lang. Außerdem misst sein Radstand beeindruckende 2,92 m, sodass sich das Fließheck nicht hinter den Platzhirschen zu verstecken braucht. Erst recht nicht, wenn es um den Luxus geht, der beim Kia Stinger groß geschrieben werden soll. Das zeigt allein schon das 720 Watt Soundsystem mit Subwoofern unter den Vordersitzen. Diese sind sportlich zugeschnitten und warten mit Bezügen aus weichem Nappaleder auf.
Nachholbedarf bei Assistenzsystemen
Und auch bei der Sicherheit legt Kia weiter zu. So wird der Kia Stinger über eine Müdigkeitserkennung und einen autonomen Bremsassistenten mit Fußgängererkennung verfügen. Zudem wird es einen adaptiven Tempomaten geben, der bis zum Stillstand herunterbremsen kann. Für sicheres Ausparken soll ein Querverkehrswarner sorgen, während man seinen Blick beim forcierten Kurvenräubern dank Head-up Display nicht mehr von der Straße abwenden muss. Alles keine Highlights, betrachtet man die Feuerwerke an (teil-)autonomen Systemen, die uns auf der CES vorgestellt wurden. Aber was nicht ist, wird mit Sicherheit noch kommen.