Die Marke Opel wurde bereits im Jahr 1862 gegründet. Hatte zunächst Nähmaschinen und Fahrräder im Angebot. Später auch Motorräder, Lastkraftwagen, Flugmotoren. 1928 war Opel der größte deutsche Automobilhersteller, ein Jahr später verkauften die Gebrüder Opel zunächst 80% der Unternehmensanteile an General Motors, als dem amerkikanischen Hersteller GM. 1931, kurz vor der Weltwirtschaftskrise, übernahm GM dann Opel komplett. Es kam der zweite Weltkrieg und eine unglückliche Situation. Ein amerikanischer Hersteller auf dem Grund vom Großdeutschen Reich im Kriegszustand – war keine schöne Zeit, darüber sind wir uns sicherlich alle einig.
Nach dem Krieg kam für Opel (unter GM-Führung) die große Blütezeit. Die 60er und 70er Jahre. Damals war Opel nach Volkswagen der zweitgrößte deutsche Automobil-Hersteller und es kamen in den 60er und 70er Jahre genau die Fahrzeuge auf den Markt, die wir heute mit typisch Opel umschreiben.
Egal opel Opel Ascona, Kadett, oder Manta. Egal ob Diplomat, Admiral oder Kapitän, egal ob Senator oder Rekord und sportlich war der GT bzw. der Monza.
Diese Autos sind alle entstanden, als Opel zu 100 % zu GM gehörte. Später wurde das Badge-Engineering auf die Spitze getriebe, gerade in den 90er und 2000er Jahre gab es fast jedes Opel Modell auch in den USA, in Australien, in England unter den Namen Buick, Chevrolet, Holden oder Vauxhall. Das ist ja auch clever, man nutzt den gleichen Baukasten und baut verschiedene Fahrzeuge, die unter dem ähnlichem Blechkleid die gleiche Technik haben.
Das macht Volkswagen übrigens auch mit Audi, Seat, Skoda und sogar Porsche. Selbst Bentley und Lamborghini werden hier nicht mehr verschont. Schon damals z.B. war der Blinker im Kotflügel vom Polo 86C der gleiche wie beim Porsche 911. Aber zurück zu Opel, hier hat man das also auch betrieben. Ein Baukasten.
2009 hätte fast Magna Opel kaufen können. GM ging es nicht mehr so gut. Fiat und die Chinesen hatten auch Interesse und kurz bevor alles mit Magna unter Dach und Fach war, hat GM zurückgezogen und wollte Opel doch behalten, Geld investieren usw. – was geschah ist nun klar, Mitarbeiter wurden entlassen, Werke geschlossen und unter uns. Unter GM war nicht alles Gold was glänzt. Da gab es durchaus Probleme. Rost, Elektronik, AGR-Ventile… die Motoren waren eigentlich immer alle gut, außer das sie hin und wieder sich einen Liter Öl zuviel genehmigten oder einfach inkontinent waren. GM hat immer wieder den Verkauf von Opel in Erwägung gezogen, Volkswagen hatte 2014 Interesse bekundet und 2017 war es dann soweit, GM verkaufte Opel an PSA. Das ging im Vergleich richtig schnell über die Bühne.
…und dann kam was kommen musste und was total verständlich ist. Ich versuche das mal etwas spielerisch zu erklären.
Neben wir mal an, ihr wart vorher im Kindergarten A(merika) und habt dort mit Playmobil eure Autos gebaut, kommt nun in Kindergarten F(rankreich), die haben aber ausschließlich den Lego-Baukasten.
Ihr habt zwar noch ein paar Playmobil Teile, aber die passen nicht zu dem neuen Baukasten. Euer alter Kindergarten-Chef sagt: Ihr könnt die Autos aus den Playmobil Teile weiter bauen, müsst dafür aber Gebühren zahlen.
Bringen wir es auf den Punkt. Neue Playmobil-Teile zu kaufen ist zu teuer, also adaptiert ihr nun die Lego-Fahrzeuge und stellt euch darauf ein. Der erste Schritt ist also das eigene Portfolio der Fahrzeuge umzustellen auf den neuen Baukasten. Sprich ihr nehmt eure Logos und macht diese auf Fahrzeuge aus dem neuen Baukasten. So einfach ist Badge-Engineering. Herzlich Willkommen im Team. Team heißt in dem Fall: Toll ein anderer machts, in dem Fall die Franzosen.
Die Mitarbeiter in Deutschland mussten erst einmal in die Röhre schauen, denn der alte Kindergarten-Chef hatte ja noch Aufträge da liegen, für die Entwicklung, die waren allerdings für den Playmobil-Baukasten. Die Aufträge wurden daher storniert. Schwere Zeiten für das Entwicklungsteam in Rüsselsheim, von denen inzwischen viele für französische Tochterunternhemen tätig sind und die Kunden bekommen das ja auch mit. Die sind ja nicht blöd, erst das Hick-Hack mit “Verkaufen / Nicht verkaufen” dann die Werksschließung in Bochum und immer wieder die roten Zahlen in der Presse. Das führt nicht gerade dazu, dass ein Kunde freiwillig zum Opel-Händler rennt und den Hof dort leer kauft. Ähnliches konnte man damals bei Saab auch sehen, war die Presse-Maschinerie erst einmal im Gange, gingen die Verkaufszahlen auch zurück, eigentlich schade drum, aber zurück zum Thema.
Französische Autos mit Opel Zeichen?
Warum macht man das? Will man die Kunden etwa verlieren? Vor allem macht man das weil der neue Chef sagt: Ihr nutzt den Baukasten den wir mitbringen, denn schließlich wollen wir – gemeinsam – schwarze Zahlen schreiben. Je mehr Fahrzeuge aus dem Baukasten bedient werden, umso günstiger wird die Herstellung. Ist logisch, oder? Substanzielle Skaleneffekte und Synergien in den Bereichen Einkauf, Fertigung und Forschung und Entwicklung nennt man das.
Alte Zöpfe wurden also abgeschnitten, man möchte schließlich Geld sparen. So entsteht der neue Combo natürlich auf dem Citroen Berlingo bzw. auf dem Peugeot Rifter. Man wäre doch blöde, wenn man hier weiterhin auf eine Fiat-Produktion setzen würde, wenn man was passendes im eigenen Baukasten hat.
Der neue Zafira auf dem Peugeot Traveller bzw. auf dem Citroen Spacetourer. Auch logisch, der alte Zafi war ja voller GM-Bauteile. Also nimmt man was man hat und baut endlich einen Zafira mit Schiebetüren. Das wollte man früher doch schon immer haben.
Der Grandland X auf dem Peugeot 3008, der Crossland X auf dem Citroen C3 Aircross und es dürfte klar sein, dass der kommende Corsa auf dem Peugeot 208 basieren wird.
Ganz ehrlich? Ich kann diejenigen die nun immer rumheulen: “Das ist doch alles nicht mehr Opel” nicht verstehen. Man sollte hier doch eher froh sein, dass die Marke nicht untergangen ist und es noch immer Arbeitsplätze bei dem Unternehmen gibt.
Man muss der neuen Geschäftsbeziehung doch auch erst mal eine Chance geben, was erwartet ihr denn nach zwei Jahren? Nun wird alles zunächst umgestellt auf den PSA-Baukasten und anschließend wird es früher oder später auch schon wieder Einflüsse der Opel-Mitarbeiter geben, da bin ich mir ziemlich sicher. Sicher bin ich mir aber auch, dass nun gemeinsam der PSA-Baukasten erweitert wird, denn ich bin mir auch darüber bewusst, dass den aktuellen Modellen einige Opel-typische Eigenschaften der Neuzeit fehlen. So die AGR-Sitze oder die neuen Matrix-LED-Scheinwerfer. Das Know-How ist da, nun muss das nur noch in den neuen Baukasten kommen, denn ihr wisst schon – die Teile aus dem alten Baukasten könnte man mit Mühe und Not eventuell übernehmen, wäre aber für den Konzern viel zu teuer.
Aber wenn nun alle Meckerköppe der Welt immer mit dem Vorschlag-Hammer draufhauen, dann kann man dieses ganz zarte Pflänzchen auch schnell wieder kaputt machen und das will ich nicht, denn ich mag die Marke Opel. Die liegt mir persönlich am Herzen, vermutlich auch weil mein erstes Auto ein Opel war und ich in einem Opel Autohaus meine Ausbildung gemacht habe. Zeiten ändern sich, wir müssen uns auch mitändern. Mit Opel schreibt der PSA-Konzern Rekordumsätze, konnte hier in Europa noch mal kräftig zulegen. Scheinbar zahlt es sich doch aus, dass der neue Baukasten verwendet wird. Genauer gesagt sind es zwei Baukästen, der kleine und der große. Die werden auch noch alle elektrisiert. Doch was ist mit der sportlichen OPC-Reihe? Tja, das steht aktuell in den Sternen. Wenn ich meinen Blick in die Glaskugel werfe, dann sehe ich hier höchstens GSi und OPC-Designlinien in den kommenden Jahren, lasse mich da aber gerne positiv überraschen. Bis zum Jahre 2024 sollen übrigens keine GM-Bauteile mehr in aktuellen Opel-Fahrzeugen zu sehen sein. Jetzt muss es also schnell gehen, denn gerade die Modelle Astra, Corsa oder auch Insignia basieren natürlich noch auf dem alten Kindergarten-Baukasten. Der Ampera-E wird somit nie eine Chance haben, es werden andere Elektromodelle folgen. So vielleicht schon der neue Corsa, der noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll.
Was ich mir wünsche für die Marke Opel in Deutschland: Keine weiteren betriebsbedingten Kündigungen, weiterhin gute Absätze und wirtschaftlichen Erfolg und ganz ehrlich, irgendwie ist Frankreich doch viel näher als Amerika, auch wenn ich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sehr mag und es als Reiseziel immer Frankreich vorziehen würde. Aber das ist Geschmacksache. Geschmacksache sind auch die Designunterschiede zwischen den PSA-Konzern-Brüder und Schwestern, somit gibt es für jeden Geschmack das Richtige und wenn nicht, dann gibt es ja glücklicherweise noch andere Hersteller. Die Zeiten, dass es nur ein Auto gibt, sind ja Gott sei Dank schon lange vorbei.