Es ist erstaunlich: Fans kampieren vor den Tesla-Händlern. Zelte, Gas-Kocher, Schlafsäcke – als ob ein neues iPhone herausgebracht würde oder Led Zeppelin nochmals auf Tournee gehen würde. Dabei präsentierte Elon Musk gestern nur ein Auto. Aber allem Anschein nach ist es ein Fahrzeug, auf das die ganze Welt gewartet hat, das belegen auch die 115.000 Vorbestellungen. Die Rede ist vom Tesla Model 3, einer Fließheck Mittelklasse-Limousine. Für 1.000 $ Reservierungsgebühr konnte man seine Bestellung abgeben, was scheinbar nur die wenigsten abgeschreckt hat. Und das, obwohl noch niemand das Model 3 (Probe-)fahren konnte – das ist kein Aprilscherz. Was also verbirgt sich hinter dem neuen Modell?

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Nach dem Tesla Model S und dem SUV-Crossover Model X soll das fünftürige Model 3 nun die letzte Stufe im „Masterplan“ sein, wie Firmenchef Elon Musk betonte. Zwar verdient der amerikanische Hersteller von Elektrofahrzeugen noch keinen Cent Geld mit seinen Derivaten, doch Musk sieht das als Zeitpunktbetrachtung und will in Zukunft gutes Geld mit seinem Portfolio scheffeln. Wie er das machen will, bleibt er der Öffentlichkeit bislang noch schuldig, fest steht aber, dass das neue Model 3 ein echtes Schnäppchen ist, was Elektroautos betrifft.

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35.000 US-Dollar soll der Stromer in der Basisversion kosten. Zum Vergleich: Ein Basis BMW 3er GT – der dem Tesla Model 3 wohl von den Abmessungen und der Karosserieform am nächsten kommen dürfte – kostet in der kleinsten Variante (320i) 37.500 Euro. Dabei hat der Bayer nicht die moderne Elektrotechnik unter dem Blech, sondern einen gewöhnlichen Verbrennungsmotor. Aber zurück zum Tesla: Die Fließheck-Limousine soll, wie auch ihre Geschwister, mit einem modernem, reduziertem Innenleben aufwarten und entweder nur eine oder sogar beide Achsen antreiben. Die Basisvariante soll schon in unter sechs Sekunden auf 100 km/h sprinten können und mit einer Ladung bis zu 350 km weit kommen. Sogar die Sensorik für das autonome Fahren ist bei der kleinsten Version mit an Bord. Doch das Freischalten muss extra bezahlt werden.

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Das „Supercharging“ ist wiederum serienmäßig mit an Bord. So kann man den Tesla an einer Infrastruktur laden, die von Tesla zur Verfügung gestellt wird – und zwar gratis. Wie das umgesetzt werden soll, verrät Musk jedoch nicht. Schließlich plant der Amerikaner 50.000 Einheiten des Model 3 pro Jahr abzusetzen. Tesla spricht in diesem Zusammenhang von einer „Gigafactory“ in Nevada – einer Batterie-Fertigung – die bereits voll funktionstüchtig sei und die größte Fabrik der Welt darstelle.

Schuldig bleibt Musk auch weitere technische Details, wie etwa die genaueren Daten der höherwertigen Model 3-Varianten. Aber das sei schließlich nicht so wichtig. Eher sei es von Bedeutung, dass pro Jahr über 50.000 Menschen an „giftigen Gasen“ sterben würden. Daran arbeite Tesla aber, da die Autos ja keine Abgase produzieren würden. Wie sieht es aber mit der Stromproduktion aus? Entstehen durch Kraftwerke nicht auch Emissionen? Eine derartige Fragestellung ist aber natürlich unbequem und passt nicht zu den Visionen Musks.

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Der Firmenchef von Tesla wird nicht müde große Bilder zu entwerfen und seine Firma ins rechte Licht zu rücken. Seiner Auffassung nach sei der Tesla Roadster, der auf der Lotus Elise aufbaute, der Anfang der Elektrifizierungswelle gewesen und hätte die gesamte Industrie umgekrempelt. GM soll sich dadurch inspiriert gefühlt haben den Chevrolet Bolt zu bauen, der wiederum als Anstoß für den Nissan Leaf gelten soll.

Fakt ist aber, dass sich ein großer Kult um Tesla aufbaut, was die anderen Hersteller nicht von sich behaupten können. Schließlich hat noch nie jemand vor einem Opel-Autohaus kampiert, um einen neuen Rüsselsheimer bestellen zu dürfen. Dafür produzieren die anderen Hersteller wenigstens Autos, mit denen der jeweilige Konzern Geld verdienen kann. Zumindest mittlerweile, wenn man zu Opel rüberschaut. Das hat Elon Musk in Zukunft vielleicht auch noch vor?!