Der Reifen ist und bleibt die einzige Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Doch was, wenn auf der Fahrbahn auf einmal Schnee liegt? Dann kann man mit Sommerbereifung schon mal ins Rutschen kommen. Aus dem Grund ist ja klar definiert, dass man im Winter geeignete Reifen auf dem Fahrzeug haben muss.

Ich habe mich ganz bewusst für Ganzjahresreifen entschieden, denn hier bei uns in Bielefeld, gibt es kaum Schnee. Ich erspare mir somit nicht nur die Wechsel von Sommer- auf Winterbereifung und wieder zurück, sondern fahre stets mit einem guten Reifen bei jeder Wetterlage.

Unter uns: Ich habe mich für einen Reifen entschieden der a) in Tests ganz gut abgeschnitten hat und b) mir vom Design der Lamellen gefällt, ich bin schon ein komischer Typ, oder?
Es gibt drei Dinge, bei denen ich auf Qualität achte: Schmierstoffe, Bremsen und Reifen! Da gibt es für mich auch kein Geiz ist geil, da gibt es für mich auch keine Diskussion. Wer billig kauft, kauft hier im Zweifelsfall kein zweites Mal mehr.

Gerade die Rad-Reifen Kombination ist die Lebensversicherung! Für euch – und für die anderen Verkehrsteilnehmer. Beim Reifen kaufe ich Markenreifen, bei den Bremsen ebenfalls und bei den Schmierstoffen setze ich auch auf meine Lieblingsmarken.

Ich möchte heute gar keine Werbung machen, ich möchte euch nur dafür sensibilisieren, dass man

a) nicht mit abgefahrenen Reifen unterwegs sein sollte

b) auf die Qualität achten soll

und c) natürlich auch für die Wetterverhältnisse, die passenden Reifen fahren muss.

Es gibt große Anforderungen an die Bereifung:

a) Die Aufnahme der Gewichtskraft des Fahrzeuges
b) das Auffangen und Dämpfen der Fahrbahnstöße
c) das Übertragen der Antriebskräfte
d) das Übertragen der Bremskräfte
e) das Übertragen der Seitenführungskräfte
und f) die Übertragung der Lenkkräfte auf die Fahrbahn

… ja und dann wollen wir noch einen geringen Rollwiderstand, eine hohe Lebensdauer, ein geräusch- und vor allem vibrationsarmes Abrollen und natürlich im besten Fall noch Notlaufeigenschaften. Das bei Sonne, Regen und Schnee! Bei großen Temperaturunterschieden.

Kurz um: Wir suchen die Eierlegende-Wollmilchsau! Doch die gibt es nicht! Aber es gibt gute Lösungen.

Man geht in der Regel immer Kompromisse ein und das tue ich auch! Ganz bewusst! Denn ich möchte nicht zwei Mal im Jahr die Reifen wechseln. Ich kenne aber unser Nutzungsverhalten sehr gut und kann das bei dem Familienfahrzeug auch gut abschätzen. Das ist auch wichtig: Sein eigenes Nutzungsverhalten kennen!

Wer im Skigebiet wohnt, der lässt die Finger von Ganzjahresreifen. Wer in Malibu wohnt, der lässt die Finger von Winterreifen und wer in Bielefeld wohnt, für den ist der Ganzjahresreifen ein guter Kompromiss.

Das Beste aus zwei Welten quasi, Sommer- und Wintereigenschaften in einem Reifen und für mich ging es nach langer Zeit mal wieder in die Werkstatt.

Heute möchte ich euch einmal zeigen, was eigentlich gemacht wird, wenn ein Reifen ab- und wieder aufgezogen wird. Achtung: Ich zeige hier gleich keine Anleitung, sondern zeige euch, wie ich es gemacht habe. Ich habe vor unzähligen Jahren meine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker abgeschlossen und bitte euch, das niemals selbst zu machen. Bringt euer Fahrzeug in die Werkstatt oder zum Reifenhändler! Die können das und es gibt viele komplizierte Fallstricke.

UHP und Runflat-Reifen dürfen z.B. nur nach wdk-Standard auf zertifizierten Montiermaschinen demontiert und montiert werden. Die Reifen sind in dem Fall sogar vor der Montage zu erwärmen. Ich möchte euch einfach heute nur zeigen, was mit eurem Fahrzeug passiert, wenn ihr die Reifen ab- und wieder aufziehen lasst, denn aus Sicherheitsgründen kommt ihr ja nicht in die Werkstatt.

Um die Reifen abzuziehen muss man zunächst die Luft ablassen, dafür kann man einfach die Ventile herausschrauben. Die Luft entströmt und man kann mit der Maschine die abgefahrenen Reifen einfach von der Felge drücken.

Achtung! Ist das Fahrzeug mit Reifendrucksensoren ausgestattet, dann muss der Reifen auf der Seite, die dem Ventil gegenüberliegt abgedrückt werden, nur so wird der Sensor bei einem Reifenwechsel nicht zerstört.

Die alten Ausgleichgewichte kann man in dem Fall auch schon mal entfernen. Anschließend wird mit dem Montierhebel der Reifen von der Felge abgezogen und das Ventil sollte man auch unbedingt erneuern.

Anschließend wird die Felge auf Risse und Beschädigungen kontrolliert, Rostansätze können entfernt werden. Sind Risse oder Beschädigungen vorhanden muss die Felge ausgetauscht werden.
Nun muss der neue Reifen vorbereitet werden, dafür wird die Montagepaste aufgebracht. Der Reifen wird anschließend auf die Felge aufgezogen, auch hier kommt eine Maschine und der Montierhebel zum Einsatz.

Nach der Montage heißt es Luft, Luft, wir brauchen Luft! Man muss natürlich auf den vorgeschriebenen Luftdruck achten um die Lebensdauer und die Fahrstabilität zu erhöhen und den Kraftstoffverbrauch zu minimieren. Ist der Luftdruck zu hoch, fahrt ihr nur auf der Reifenmitte, ist der Luftdruck zu niedrig, nutzt ihr die Profilseiten mehr ab. Ein passender Luftdruck sorgt für eine gleichmäßige Abnutzung und erhöht natürlich auch die Fahrstabilität.

Ganz wichtig: Ventilkappen nicht vergessen! Die vermeiden Verschmutzungen und einen möglichen Druckverlust.

Nun muss das Rad noch ausgewuchtet werden. Es gibt zwei Arten von Unwuchten: Statisch und Dynamisch! Eine statische Unwucht sorgt für eine Lenkunruhe und natürlich auch für einen erhöhten Verschleiß. Die dynamische Unwucht sorgt für ein Taumeln des Rades, das Resultat: Auswaschungen, Lenkunruhe und einen deutlich höheren Verschleiß der Radaufhängungsteile.

Machen wir es kurz: Das Rad muss ausgewuchtet werden, damit das Rad rund läuft.

Kleine Fertigungstoleranzen werden so ausgeglichen und das Lenkrad spielt somit z.B. nicht bei Tempo 90 km/h die Symphonie der Reifenvernichtung.

Anschließend werden die Räder wieder montiert, wichtig ist hier: Die Auflagefläche vorher sauber machen. Sind die Räder schon mal runter, kann man sich auch gleich die anderen Bauteile ansehen, wie z.B. Bremsschläuche, Bremsbeläge, Bremsscheiben und andere Bauteile.

Die Felge muss plan aufliegen, die Bolzen oder Muttern müssen sich von Hand eindrehen lassen. Auf Fett verzichtet man hier, denn ansonsten könnten sich die Bolzen oder Muttern lösen und glaubt mir, das will keiner.

Die Radmuttern bzw. Bolzen werden über Kreuz angezogen und anschließend mit dem vorgeschriebenen Drehmoment nachgezogen. Nach 50 km sollte man die Räder noch einmal nachziehen lassen.

Das war der erste Teil von “Jens schraubt”, für die meisten von euch ggf. mal ein etwas anderer Einblick in die Materie, für einige eventuell auch mal ein Gedankenanstoß sich mal die Reifen anzusehen: Wie sieht es denn aus mit dem Profil? Ist da noch Profil vorhanden? Wie sieht es aus mit dem Luftdruck? Ihr wisst was ich meine! Bis zum nächsten Video, euer Jens!