Automobil-Journalisten leben immer etwas in der Zukunft, auf Fahrveranstaltungen werden häufig Vorserien-Modelle gefahren und oft sieht man irgendwo Fahrzeuge, die erst Wochen, Monate oder gar Jahre später in die Verkaufsräume rollen. Ein Prototyp bzw. ein Show-Car fährt man als Automobil-Journalist eher seltener, ich durfte nun aber hinter das veredelte Volant vom Red Rok. Gebaut von der Messeabteilung von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover, und meiner Meinung nach der schönste Amarok, den ich kenne.

Was bedeutet eigentlich Amarok?

Amarok ist übrigens der Name eines riesigen Wolfes aus der Mythologie der kanadischen Ureinwohner. Überliefert würde dieser einsame Wolf jeden jagen und fressen, der töricht genug sei, bei Nacht allein auf die Jagd zu gehen.

Dazu muss man wissen, dass echte Wölfe immer in Rudel jagen. Nur der Amarok sei dabei immer allein. So wie dieses Einzelstück. Der Red Rok ist nämlich ein ganz besonderer “Pickup”-Artist. Ein ganz besonderer Verführer – der gar nicht so einsam sein müsste.

Der einsame, rote, riesige Wolf! Intern auch gerne Little RED Riding ROK”, kurz RED ROK genannt, in Anlehnung an das Märchen, das wir Deutschen als “Rotkäppchen” (engl.: Little Red Riding Hood) kennen- die Rolle des großen bösen Wolfs ist ja auch eine des Verführers. Und der Red ROK ist sicher auch ein bisschen ein Biest! Volkswagen hat es scheinbar mit dem Wolf im Schafspelz, der VW Lupo hatte damals seinen Namen vom lateinischen Begriff für den Wolf, aber wir wollen nicht abschweifen – und damit enden nun auch die unlustigen Wortspiele, versprochen!

Wird der Amarok noch gebaut?

Aus einem blauen Volkswagen Amarok “Aventura” wurde der “RED ROK”, ein besonderes Einzelstück aus der Nutzfahrzeug-Schmiede in Hannover. Und genau dieses Fahrzeug stelle ich euch heute einmal im Detail vor, denn auch wenn der Amarok nun bald erst einmal, lediglich auf unserem Markt, eine kurze Pause einlegt, wird er im Jahr 2022 zurückkehren. Auf der südlichen Welthalbkugel wird er übrigens aus Argentinien weiter geliefert! Bis dahin ggf. schon mal ein paar Ideen für Amarok-Besitzer, die ihr Modell verändern wollen. Eventuell auch für diejenigen, die sich nun einen gebrauchten Amarok holen, denn unter uns: Der Pickup hat es, vor allem mit dem Antrieb, richtig drauf! Regulär schon bis 258 PS, mit Turbo-Boost sogar kurzzeitig 272 PS Leistung, und seinen 580 Newtonmeter Drehmoment bringt der Hobel schon eine Menge Bumms auf die Räder!

VW Amarok Tuning

Aber jetzt kommt das Beste! Alles was ihr gleich beim Red Rok seht, kann man tatsächlich nachmachen bzw. nachmachen lassen. Wir haben hier also kein reines Show & Shine Fahrzeug, keinen reinen Eisdielen-Poser), sondern dieses Fahrzeug verfügt mit allen verbauten Teilen über eine Straßenzulassung. VW Amarok Tuning vom feinsten!

Das 5,25 Meter lange und 2,24 Meter breite Amarok verfügt über eine maximale Höhe von 1,84! Wieso ich hier von maximal spreche? Das erfahrt ihr gleich, schauen wir uns zunächst ein paar Design-Highlights an.

Die Frontscheinwerfer verfügen über rot lackierte Akzente, man kennt das aus dem VW Konzern z.B. von den aktuellen VW Golf GTI oder GTE Modelle, da zieht sich dann auch so ein Streifen durch das Design. Beim Red Rok zieht sich der Streifen ebenfalls über den Kühlergrill. Dazu gesellen sich Wischblinker, man ist da komplett State of the Art-mäßig unterwegs.

Ein schwarzes VW-Emblem an der Front rundet das Gesamtbild ab. Rot und Schwarz, die beiden Farben dominieren hier, für Chromapplikationen, gab es kein Platz mehr – und ich sehe da auch keinen Bedarf.

Rot ist ein gutes Stichwort, die Farbe sticht ins Auge, oder? Rot-Metallic, 14 Liter Lack und ein hochglanzschwarzes Dach. Bei meinem eigenen Fahrzeug habe ich es ja ähnlich gemacht, also auch die Zwei-Farb-Variante mit dem schwarzen Dach. Die Außenspiegel wurden natürlich auch passend lackiert.

Am Heck sind LED-Rückleuchten verbaut. Die finde ich persönlich schön passend zum Gesamtkonzept. Dazu die Schriftzüge und das Logo, sowie die Stoßstange in Schwarz lackiert.

Soll man ein Pickup tieferlegen?

Macht das Sinn? Natürlich! Denn erlaubt ist, was gefällt und ich kenne mindestens einen Amarok-Fahrer, der gerne fast über den Boden schleift. Genauso kenne ich Caddy-Fahrer die tief über den Asphalt fliegen und natürlich gibt es auch VW Bus Fahrer, die das Fahrzeug gerne dem Boden näher bringen. Es geht natürlich auch in die andere Richtung, jeder soll doch nach seinem Gusto glücklich werden, oder?

Der Red Rok kann beides! Tiefer oder Höher! Je nachdem wie man gerade so drauf ist, denn hier ist ein Luftfahrwerk verbaut. Sprich man kann die Bodenfreiheit per Tastendruck selber beeinflussen.

Wer mag, kann den Red Rok also per Tastendruck um bis zu 20 cm tiefer legen, dann wird aus dem Überflieger ein Tiefflieger. Allerdings kann man in der tiefsten Position das Fahrzeug nur ablegen, so sollte man natürlich nicht fahren und vor allem die Räder vorher auch gerade stellen. Dafür hat man ja schließlich die 12-Uhr-Stellung auf dem Lenkrad. Übrigens auch ein nützliches Hilfsmittel beim Fahren im Offroad-Gelände. Dann weiß man, wann die Räder gerade stehen – sieht man ja sonst nicht so gut!

Das ist übrigens perfekt für so kleine Menschen wie mich, das erleichtert mir den Einstieg ungemein. Quasi ist so ein Luftfahrwerk doch eine Einstiegshilfe! Volkswagen baut ja auch viele Fahrzeuge, Caddy oder Transporter, für Menschen mit einem Schwer-in-Ordnung-Ausweis um.

Designer und Tuner lieben große Räder. Unbestritten sorgen große Räder nicht immer für ein besseres Fahrerlebnis, rollen meistens unkomfortabler ab und schlucken nicht so viele Fahrbahnstöße, aber das Auge fährt natürlich mit. So auch beim Red Rok. Hier stecken die Räder unter den Radlaufverbreiterungen die wie aus einem Guss wirken.

VW Amarok Felgen

Der normale Amarok Aventura ist ja bereits das Premiummodell. Der bekommt bereits 8×20″ Räder in die Radkästen. Natürlich legt man hier noch ein paar Zoll oben drauf.

Hinter den OZ Racing Hyper XT HLT Felgen, die mit 295 / 35 ZR 22 Dunlop Reifen bereift sind versteckt sich an der Vorderachse nun eine 6-Kolben-Bremsanlage die für die nötige Verzögerung zuständig ist, denn so ein Geschoss muss man natürlich auch wieder einfangen können. Schon beim Lesen der Daten kann man nun abschätzen, dass dieses Fahrzeug, mit dieser Bereifung ideal ist um die Fahrbahnmarkierungen auf der Autobahn auf Risse zu überprüfen.

Diese, zugegeben nicht ganz günstigen, Reifen würden jede Unebenheit ungefiltert weitergeben und man könnte vermutlich bei Wetten, dass!? auftreten – wenn es diese legendäre Sendung noch geben würde – mit der Wette, den Wert einer Briefmarke bei der bloßen Überfahrt zu erkennen – wenn das Luftfahrwerk nicht die Stöße abfedern würde. Ich bin den Red Rok über die leicht kariösen Fahrbahnen rund um das Steinhuder Meer gefahren, mit einem Durchschnittsverbrauch von weit unter 10 Liter und ich hätte locker noch 1000 km weiter fahren können. Zu hart ist der nämlich definitiv nicht abgestimmt.

VW Amarok Motortuning

Werfen wir einen Blick unter die Motorhaube, dann finden wir dort einen 3.0 Liter V6 TDI. Das ist der VW EA897 evo Motor. Also ein 6-Zylinder Selbstzünder mit Common-Rail Einspritzung und Turboaufladung. Hach! V6!

Auch so eine aussterbende Antriebsart, wobei meiner Überzeug nach, braucht man für so ein Fahrzeug vor allem Hubraum, Drehmoment und dementsprechend auch Leistung, um sparsam von A nach B zu kommen. Klingt komisch, ist aber so, denn nur so kann man so ein Fahrzeug untertourig und somit auch sparsam fahren. Ich konnte mit dem 3.0 Liter V6 TDI im Amarok Verbrauchswerte von unter 9 Liter im Alltag erzielen.

Serienmäßig verfügt dieses Aggregat über 190 kW/258 PS, bzw. 580 Nm Drehmoment. Geschaltet wird über eine 8-Gang Automatik. Wenn man es drauf anlegen würde, könnte man innerhalb von 7,3 Sekunden auf Landstraßen-Tempo beschleunigen und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Für ein Pickup sind das potente Werte, doch es geht noch mehr.

Nach einer Leistungssteigerung durch Werk2 liegt nun eine Leistung von 257 kW, also 350 PS bzw. ein maximales Drehmoment von 750 Nm an. Das sind doch überzeugende Werte, oder? Angetrieben werden natürlich weiterhin alle vier Räder und auf der Rolle soll er auch Tempo 250 km/h schaffen. Ausprobiert habe ich das nicht, denn ich habe den Red Rok behandelt wie ein rohes Ei, hier wäre jeder Steinschlag bzw. jeder Kratzer echt eine Straftat.

Ohne es zu überprüfen, gehen wir einfach mal davon aus, dass er in Sachen Beschleunigung noch etwas schneller ist, oder? Das wäre übrigens noch nicht das Ende der Fahnenstange was das Thema Leistung betrifft, da geht als noch mehr. Wer sich also die Frage stellt: Kann denn Leistung Sünde sein? Der kann hier noch eine “Schüppe” drauflegen. Doch immer auch an die Haltbarkeit denken, denn bei einer Leistungssteigerung muss man auch immer die anderen beanspruchten Bauteile und natürlich die Zulässigkeit im Blick behalten.

Die Abgasanlage von Edel01 besteht aus Edelstahl und verfügt über einen Soundaktuator. Davon kann man nun halten was man will, aber ich mag es, steinigt mich dafür bitte nicht.
Steine transportieren kann man mit einem normalen Amarok, mit diesem Schmuckstück würde ich mich das nicht trauen. Die Ladefläche ist 1,22 Meter breit – hier passt also eine Europalette quer hinein. Die Ladeklappe kann bis zu 200 kg belastet werden. 2,52 qm als Grundfläche stehen hier zur Verfügung. Aber wie gesagt, dieses Schmuckstück ist viel zu schade, um ihn als Lastesel zu missbrauchen und auf 22″ geht man normalerweise auch nicht ins Gelände!

Kommen wir also zum Innen(t)raum. Das Lenkrad stammt vom aktuellen Highline und verfügt nun über eine 12 Uhr Stellung, die Sitze verfügen über eine Rippen-Muster Steppung und der ganze Innenraum ist ein Traum aus Alcantara und Leder. Der oft als Plastik-Wüste umschriebene Innenraum vom Amarok ist nicht wieder zu erkennen.

Eigentlich viel zu schade um zu fahren, das eint dieses Fahrzeug mit vielen Tuning-Projekten von Freunden. Die stecken da so viel Zeit, Liebe und natürlich auch Geld hinein, dass dieses bereiften Schmuckstücke eigentlich viel zu schade wären für den Alltag… und wo wir gerade schon über Kosten reden, ich schätze den Gesamtpreis von diesem Red Rok auf etwas über 100.000 Euro. 66.000 Euro für das Grundfahrzeug und rund 40.000 Euro für die Umbauten. Dafür bekommt man den Überholprestige gratis, wenn der Red Rok im Rückspiegel auftaucht.

Dann wird aus dem Pick-Up ein Schnellaster, der mit einer Breite von 2,24 Meter inkl. Außenspiegel aber nicht auf die linke Spur in Autobahnbaustellen passt und davon gibt es zwischen Bielefeld und Hannover leider mehr als mir lieb sind. Darum bleibt dieses Einzelstück in Hannover. Amarok-Besitzer wissen aber nun, an welche Firmen man sich melden kann. Werk2, Edel01, 7-Lights, Neidfaktur und, und, und…, denn meiner Meinung nach, darf man auch einen Amarok tunen. Auch den Neuen! Der soll ab 2022 gemeinsam mit dem Ford Ranger auf dem Markt kommen, aber ein völlig anderer Pickup sein, der natürlich das Erbe des aktuellen Amarok hochhält – das verspricht zumindest VW Nutzfahrzeuge.