Ich hatte es ja gestern bereits geschrieben, dass seit ca. 50 Jahren die Elfer, die Fans für sich begeistern können. Vor fast genau 40 Jahren erblickte ein ganz besonderer “Elfer” das Licht der Welt. Es war der erste Turbo! Das war im Jahr 1973. Jetzt, ein paar graue Haare später, kommt die neue Turbo-Generation auf den Markt und ich darf euch versichern, in den letzten 40 Jahren hat sich doch was verändert. Ich hatte mal das Glück einen alten Turbo fahren zu dürfen. Ich hatte Angst! Nicht vor der Leistung, nicht vor der Beschleunigung. Ich hatte Angst, das Fahrzeug zu “verlieren”. So einen Turbo musste man damals noch beherrschen können. Im Vergleich dazu könnte ich nun (fast) jeden in den 520 PS starken 911 Turbo bzw. in den 40 PS stärkeren Turbo S setzen. Das PSM (ESP bei Porsche) fängt den Wagen spät, aber rechtzeitig wieder ein, solange man die Grenzen der Physik nicht komplett versucht auszuhebeln.
Der Motor im Heck verfügt über einen Hubraum von 3,8 Liter, der Boxermotor bekam also mehr Leistung und mit 700-750 Nm auch mehr Drehmoment. Interessanterweise konnte der Verbrauch trotzdem reduziert werden, die Ingenieure bei Porsche die für die Motorenentwicklung zuständig sind müssen nebenberufliche Zauberer sein. NEFZ-Wert 9,7! Ich kann den weder bestätigen noch aushebeln, denn unsere Testfahrt ging über die Rennstrecke (Bilster Berg), über die (volle) Autobahn, über Landstraßen und durch die Stadt. Am Ende stand irgendwas von 16,5 auf dem Verbrauchsrechner. Den Wert sehe ich nun einfach mal als realistisch an. Der Umweltbund wird mich nun hassen, aber für den Spritverbrauch hat der Porsche ein breites Grinsen hinterlassen! Dieses kribbeln im Bauch, wenn der Turbo einsetzt und der Elfer innerhalb von 3,1 Sekunden den Asphalt zersetzt. Wahnsinn! Stellt euch vor ihr fahrt 80 km/h und wollt auf der Landstraße einen LKW überholen. Da müsst ihr schon aufpassen, denn nach nur 1,8 Sekunden fahrt ihr bereits 120 km/h und gefährdet eure Lizenz zum Spaßhaben (in anderen Kreisen auch Führerschein genannt).
Turbo typisch wurde dem Porsche 911 etwas Klangbild weggenommen, der Boxersound kommt in einem Porsche 911 Carrera S mit Auspuffklappensteuerung einfach “besser” rüber. 6 Zylinder, Heckmotor, Boxer! Es gibt halt Dinge da bleibt Porsche sich treu. Das der Motor die Kraft inzwischen über alle 4 Räder abgeben darf ist vollkommen in Ordnung, denn nur so bekommt man die Kraft ideal auf die Straße. Die beiden Abgasturbolader sind variabel gesteuert, so werden stets die idealen Strömungsverhältnisse erzielt. Ein Turboloch? Das gab es früher mal… …dich die Zeiten sind vorbei und da hört ihr nun von mir nicht einmal ein leises schluchzen.
Leise ist der Turbo allerdings nun wahrlich nicht, es sei denn man lässt ihn Segeln oder rollt auf eine rote Ampel zu. Bei Geschwindigkeiten unter 7 km/h schaltet der Motor sich schon ab, ein intelligentes Start-Stop-System mit der Lizenz zur Effizienzsteigerung. Geschaltet werden muss nicht, den neuen Porsche 911 Turbo gibt es ausschließlich mit dem PDK – sprich mit dem Doppelkupplungsgetriebe. Wer mag kann über die Schaltwippen Eingriff nehmen! Das habe ich ausprobiert, funktioniert, nicht benutzt. Das PDK ist über jeden Zweifel erhaben. Ob die Launch-Control Funktion auf die Haltbarkeit der Kupplungsscheiben geht, werden die Langzeiterfahrungen zeigen. Die Kupplungsscheiben laufen in Öl, ist die Launch-Control Funktion vom Porsche 911 Turbo aktiviert, lässt der Elfer die Scheiben “schleifen” um einen perfekten Start hinzulegen.
Mit der serienmäßigen SPORT Taste schaltet man zwischen dem “Komfort”-Modus und der sportlichen Abstimmung. Das Sport Chrono Paket (serienmäßig im 911 Turbo S verbaut) gibt es dann auch die Overboost-Funktion. Bei aktivierter SPORT oder SPORT PLUS Taste beim Beschleunigen (allerdings nur bei Vollgas) der maximale Ladedruck im unteren und mittleren Drehzahlbereich um ca. 0,15 bar! Dieser Vorgang ist zeitlich begrenzt, doch in dieser Zeit erhöht sich auch das Drehmoment um genau 50 Nm. Das ist der Tritt in den Rücken, das ist der Kick und vor allem ist das die Zauberformel um sich selbst ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Kommen wir zu den optischen und technischen Highlights: Allradlenkung! Die hintere Achse lenkt mit. Bei niedrigen Geschwindigkeiten entgegen der Vorderachse (somit bekommt der Porsche 911 einen kleineren Wendekreis) und bei höheren Geschwindigkeiten mit der Vorderachse. Einen verstellbaren Heckspoiler kennt man, aber ein Frontspoiler der sich bei höheren Geschwindigkeiten (oder per Knopfdruck) ausfahren lässt? Ingenieurskunst zur Abtriebs-Erzeugung. Ja, das Spoiler-Werk am neuen Porsche 911 Turbo vermindert nicht den Auftrieb, er erzeugt Abtrieb und zwar insg. 132 kg. Chapeau!
Die großen Lufteinlässe, die breiten Backen, die großen Felgen und die riesige Bremsanlage machen den neuen 911 Turbo S zum Hingucker. Ein Highlight sind auch die neuen Scheinwerfer mit LED Technik: Die LED-Hauptscheinwerfer inkl. Porsche Dynamic Light System Plus (PDLS+) sind serienmäßig im neuen 911 Turbo S verbaut und optional auch für den neuen 911 Turbo erhältlich.
Ein ganz kleines Highlight ist die Rückfahrkamera, die nun auch im Porsche 911 Turbo zum Einsatz kommt. Fahrdynamisch kann ich nur sagen, dass der Porsche am Asphalt klebt wie Dagobert Duck an seinem Geld. Leider muss man sich von einer ganzen Stange Geld trennen, möchte man zum Porsche Händler rennen. Bei knapp unter 200.000 beginnt der Turbo Fahrspaß, dafür gibt es dann auch schon eine Eigentumswohnung, aber die ist nicht über 318 km/h schnell.
Porsche selber nennt den 911 Turbo: “Die neue Referenz!” und hat damit Recht. Punkt! Nun möchte ich euch noch zwei weitere Beiträge ans Herz legen. Zum einen den Bericht von Jan, der sich wie immer, ihr habt es ja oben im Video schon gesehen, das Auto geteilt hat und auf der anderen Seite Fabian Mechtel. Die Edelfeder hat es sich leicht gemacht und dieses mal einfach nur den großartigen Walter Röhrl interviewt. Neun um Elf! Chapeau²! Nachgezählt? Es waren 911 Worte zu dem derzeitig leistungsstärksten Elfer… doch der GT3 wird kommen!