Pure Anziehungskraft soll die neue Mercedes-Benz C-Klasse ausstrahlen. Durch das emotionale Design anziehend wirken. Durch bessere Effizienzwerte, Ausstattungsmöglichkeiten und den Sicherheitsfeatures glänzen. Tut sie das? Nach der statischen Präsentation in Detroit und Genf, hatte ich nun die Gelegenheit die neue Mercedes-Benz C-Klasse zu fahren.
Optional ist das Zauberwort bei der neuen C-Klasse, denn optional gibt eine Luftfederung, optional gibt es ein Head-Up Display und optional gibt es auch neue LED-Scheinwerfer. Serienmäßig sind Stahlfedern montiert, der Fahrer liest die Geschwindigkeit von einem gut erkennbaren Kombi-Instrument ab und lässt sich bei einbrechender Dunkelheit durch H7-Scheinwerfer den Weg leuchten.
Größer, besser, weiter und schneller ist sie geworden. Die neue Mercedes-Benz C-Klasse verfügt über einen 8 cm längeren Radstand und ist insg. 9,5 cm länger und 4 cm breiter als der direkte Vorgänger. Platz für Technik (unter der Motorhaube), Beine (im Fußraum) und natürlich auch für das Gepäck. Mit einem Volumen von 480 Litern überzeugt der Kofferraum, mit einer gesamten Zuladung von 595 kg die komplette C-Klasse.
Ich möchte die neue Mercedes-Benz C-Klasse allerdings nicht auf technische Fakten und Werte reduzieren. Das Fahrzeug überzeugt durch ein ganz besonderes Niveau bei der Haptik und Optik und man fühlt sich wie in einer kleinen Mercedes-Benz S-Klasse. Das liegt mitunter sicherlich an den verbauten Materialien, aber auch an der Tatsache, dass man sich nun optional die C-Klasse aufwerten kann. Optional, ihr merkt schon, dass wird nun mein Wort des Tages, gibt es z.B. das Burmester Sound System. In der S-Klasse: Ein Ohrgasmus für die Sinne, wer den Klang einmal gehört und den Bass gespürt hat, der mag kein serienmäßiges Radio mehr hören und findet sogar beim nächsten Konzert Kritikpunkte an der musikalischen Ausstattung im Konzertsaal.In der C-Klasse: Gut! Der Meinung ist übrigens auch Jan Gleitsmann, der ja durch seine berufliche Vergangenheit da durchaus ein Gehör für hat.
Hinter dem Lenkrad ist der Fahrer der Dirigent, er entscheidet ob er es “piano” oder “fortissimo” angehen lassen möchte. Eigentlich hat der Fahrer und Besitzer der neuen C-Klasse schon vorher entschieden, nämlich bei der Auswahl von Motor und Ausstattung. Gerne wäre ich das Fahrzeug mit der AMG Linie gefahren. Diese Ausstattungslinie verleiht der aktuellen C-Klasse, die ja sowieso schon sportlich gezeichnet ist, einen noch dynamischeren Auftritt.
Die AMG Line zeichnet sich z.B. durch den Kühlergrill mit integriertem Mercedes-Stern aus. Die beiden Lamellen verfügen über Chromapplikationen. Darunter sieht man die AMG Frontstoßstange mit Spoilerschwert. An der Seite wirken die AMG Seitenschweller und am Heck ist eine Heckschürze mit Diffusor-Optik verbaut. Wer auf die AMG Line setzt, der wird durch ein 15 mm tieferes Fahrwerk dem Boden der Tatsachen etwas näher gerbracht. Die Bremsscheiben vorne sind gelocht und müssen sich nicht hinter den 18″ Felgen verstecken. Hätte hätte liegt im Bette und so war es der Tatsache, dass wir dank Bodennebel eine Anreise von fast 10 Stunden hatten zu verdanken, dass wir “nur” einen normalen C400 4MATIC fahren konnten. Den gibt es allerdings noch nicht im Handel.
Werfen wir noch schnell einen Blick auf die Leistungsbandbreiten. Bei den Selbstzündern, sprich den Dieselmotoren, gibt es derzeitig eine Range zwischen 115 und 204 PS. Die 4-Zylinder Benziner werden ab Marktstart mit einem Leistungsspektrum zwischen 156 und 245 PS angeboten. Es folgt mit der Bezeichnung C 400 der 6-Zylinder Benziner mit einer Leistung von 333 PS und es kommen auch, wie bei der E- und S-Klasse Hybrid Modelle auf den Markt. In dem Fall werden die Benzin-, bzw. Dieselmotoren durch kompakte Elektroantriebe unterstützt.
Geschaltet wird serienmäßig über ein 6-Gang Getriebe. Meine Empfehlung: Schaut euch den Innenraum des Fahrzeuges unbedingt einmal an, wenn die (ohne Zweifel fantastische) 7G-Tronic verbaut ist. Der Innenraum wirkt um Klassen hochwertiger, edler und angenehmer. Aus der C-Klasse wird das zweigestrichene C. Eine Symphonie für sämtliche Sinne! Ich mag das Fahrzeug wirklich. Als wir Abends in der Unterkunft angekommen waren, habe ich mich noch einmal in die AMG Line gesetzt. Die hat auch die schönen Kontursitze, die ich jedem empfehlen möchte, der den C400 auch mal etwas sportlicher fahren möchte. Von den Fahrwerten bin ich beeindruckt. Natürlich habe ich mich stets an die Vorschriften gehalten, aber das Fahrwerk war sehr gut abgestimmt, die Lenkung gibt eine gute Rückmeldung und dank der 4MATIC war auch stets Traktion da. Kurvenräubern kann die neue C-Klasse!
Ab September 2014 gibt es also die neue Mercedes-Benz C-Klasse auch mit dem Allradantrieb. Diesen erkennt man bei Mercedes durch das 4MATIC Emblem am Heck und während der Fahrt durch eine verbesserte Traktion bzw. Fahrstabilität. Während vor einigen Jahren so ein Allradsystem noch furchtbar schwer, teuer und vor allem Benzinvernichtend war, ist es inzwischen fast so, dass man mit der 7G-Tronic eher sparsamer unterwegs ist als mit der Handschaltung und da die C-Klasse sowieso fast 100 kg abgespeckt hat, fällt die 4MATIC nicht einmal in dem Kontext negativ auf. Ich gehöre nun vermutlich zu den wenigen, die den neuen Mercedes-Benz C400 4MATIC z.B. mit einem CLS 500 Shootingbrake vergleichen können. Ich fuhr beide Fahrzeuge auf der selben Strecke und kann mich an eine Kurve erinnern. Der CLS 500 schwänzelte über das Heck, die C-Klasse blieb in der Spur. Fahrspaß machten beide und sorgten so für ein temporäres Facelifting – in meinem Gesicht!
Ganz und gar nicht negativ aufgefallen ist die Lenkung. Dank der elektromechanischen Servolenkung und der geschwindigkeitsabhängigen Einstellung lässt sich das Auto in der Stadt leicht lenken und bei zügiger Gangart vermittelt es eine sehr gute Rückmeldung. Das Lenkrad mit dem kleinen Pralltopf (Airbag) liegt fantastisch in der Hand und sämtliche Bedienungselemente lassen sich sehr gut erreichen.
Die neue C-Klasse meldet sich auch, das serienmäßige “Collision Preventation Assist Plus” Assistenzsystem soll Unfälle vermeiden und kann sogar bis zu Geschwindigkeiten von 200 km/h eine autonome Bremsung vornehmen. Über wenige Tastendrücke lassen sich sämtliche Assistenzsysteme ein- bzw. ausschalten. Überrascht hat mich das neue COMAND-Online System, jetzt ja mal so richtig ausprobieren können macht es einen sehr guten Eindruck. Das nun noch kombiniert mit Apple CarPlay und dann wird da ein Schuh raus. Das freistehende Display wird auch als Monitor für die 360° Kamera genutzt (welche man optional hinzu konfigurieren kann).
Die C-Klasse wird nicht umsonst kleine S-Klasse genannt, von den Abmessungen ist sie gewachsen und bewegt sich nun wieder oberhalb vom CLA und unterhalb der aktuellen E-Klasse. Würde ich mir die neue C-Klasse kaufen? Ja! Allerdings in meinem Fall nicht als Limousine, ich müsste auf das T-Modell warten, denn ich habe neben Frau, Kind und Kegel auch noch einen Hund, den ich nicht in den Kofferraum sperren möchte. Alternative? Mercedes-Benz CLA als Shootingbrake? Mercedes-Benz E-Klasse als Jahreswagen? Irgendwie vereint die C-Klasse das Beste aus mehreren Fahrzeugwelten von Mercedes-Benz! Grund zur Kritik gibt es natürlich auch: Eventuell lag es daran, dass wir ein sehr frühes Vorserienfahrzeug hatten aber die Haptik beim Blinkerhebel hat mich etwas gestört.
Der 333 PS und 450 Nm starke 3.0 Liter V6 unter der Motorhaube sorgt für den Vortrieb. Von 0 auf 100 in 5-5,5 Sekunden sollen wohl drin sein und man munkelt, dass der Verbrauch sich bei 8 Litern einpendeln könnte. Setzt man nicht auf den größeren Tank, dann trifft man spätestens nach 500 Kilometern den nächsten Tankwart. Das haben wir nun von Effizienzklassen und dem Downsizing, man wird quasi zu Pinkel-Pausen gezwungen. Der Motor wurde auch etwas kastriert, in der C-Klasse hört man – dank der guten Dämmung – nämlich kaum etwas von dem tollen V6-Klang. Da darf AMG nun also auch mal Hand anlegen und ich warte natürlich auch auf das neue C-Klassen Baby von AMG! Für das würde ich dann auch gerne wieder in einer Besen-Kammer übernachten bzw. eine 10 stündige Anreise in Kauf nehmen.