Vor 50 Jahren drehte das erste elektronisch gesteuerte Testfahrzeug seine Runden auf dem Continental-Testgelände welches auch einfach Contidrom genannt wird. Doch was ist das Contidrom? Eine Frage die man häufiger gestellt bekommt und ich werde das heute mal kurz beantworten: Das Contidrom liegt in Jeversen (Lüneburger Heide) und ist der Prototyp aller Reifenteststrecken der Marke Continental! Kurz: Es ist eine Teststrecke für Autos.
Die Strecke hat sich ganz schön verändert, bei der Eröffnung im Jahre 1967 gab es “nur” das legendäre Hochgeschwindigkeitsoval mit der Länge von 2,8 km. Weitere Strecken kamen hinzu, so z.B. ein Nasshandlingskurs, ein Trockenhandlingskurs und und und… die ideale Teststrecke für Reifen und genau das wird dort gemacht: Reifen getestet! 1,3 Millionen Reifen wurden bis dato auf dem Contidrom gefordert.
Aber bei Conti dreht sich nicht immer alles nur um Reifen, sondern auch um Technik und Zukunft. Wir werden nun gleich vermutlich alle schmunzeln über die Technik, aber für damalige Verhältnisse, war das hier die Zukunft.
Denn vor 50 Jahren fuhr das erste elektronisch gesteuerte und somit fahrerlose Auto von Continental über die Teststrecke. Damals berichteten mehr als 400 Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsender. Heute zuckt kein Redakteur mehr, wenn ein Auto teilautonom fahren kann, aber damals? Da war das schon eine Meisterleistung.
Dr. Elmar Degenhart, Continental-Vorstandsvorsitzender: “Wir ziehen den Hut vor den Ideen und dem Pioniergeist unserer Ingenieure, die schon vor fünf Jahrzehnten ein fahrerloses Auto entwickelt haben. Sie haben damit einen beachtlichen technologischen Meilenstein in unserer an Innovationen reichen Firmengeschichte gesetzt. Das fahrerlose Auto von 1968 zeigt ein kontinuierliches gemeinsames Ziel des damaligen Reifenherstellers Continental und des heutigen Technologieunternehmens Continental: Die sichere, saubere und intelligente Mobilität der Zukunft.”
Doch während die Systeme heute über Radar, Laser- und Kamerasysteme verfügten – war das fahrerlose Testfahrzeug damals eher ein großes Carrera-Auto. Auf der Fahrbahn gab es einen Leitdraht, mit Hilfe von Sensoren erkannte die Technik, ob das Fahrzeug sich noch in der Spur befindet und konnte nachlenken. Bringen wir es auf den Punkt: Das fahrerlose Fahrzeug, war ein Auto welches auf einem Draht fuhr.
Aber das allein war damals, nicht vergessen wir sprechen über das Jahr 1968 Sience Fiction. Dafür musste eine Menge Technik verbaut werden, dann kleine Steuergeräte wie heute die mehr leisten können als manch Personalcomputer gab es noch nicht. So verbaute man damals in den Mercedes-Benz Strich Acht, also dem 250er der über eine Automatik verfügte eine elektromechanische Lenkung, eine elektromechanische Gasregulierung und eine Funkeinrichtung für die Rückmeldungen der Messwerte. Alleine für diese Technik müsste man Conti schon einen Preis verleihen, denn das war ja quasi eine digitale Datenübertragung per Funk, so etwas was später als Packet Radio den CB- und Amateurfunk digital machte und ein Vorbote vom heutigen Internet. Der Strich Acht bekam mehrere Antennen, den Kofferraum voller Steuerelektronik und eine elektro-pneumatische Bremsanlage.
Das Fahrzeug steuerte sich nicht selbst, zumindest die Befehle wie Abbremsen oder Beschleunigen wurden von einem Leitstand am Rand des Contidroms über den Leitdraht ins Auto geschickt. Von dort aus konnte man das Auto auch “hupen” lassen, quasi ein ferngesteuertes Auto welches auf einem Draht fuhr, ein großes Spelzeug und ich kann mir vorstellen, dass die Ingenieure damals eine ganze Menge Spaß hatten an diesem Projekt.
Wenn das Fahrzeug den Kontakt zum Draht verloren hatte, blieb es übrigens einfach stehen. So stand bereits beim ersten fahrerlosen Fahrzeug von Continental die Sicherheit im Falle eines Falles im Vordergrund, denn in dem Fall wurde eine Notbremsung eingeleitet.
…und nun wird es traurig: Ich bin zu spät geboren! Das fahrerlose E-Auto war bei zahlreichen Veranstaltungen zwischen 1968 und 1974 eine der Hauptattraktionen für die Gäste auf dem Contidrom. Nach zahlreichen Umbauten und tausenden von Testfahrten wurde der Mercedes Benz 250 Automatik im Jahr 1974 stillgelegt. Nun, autonom fahrende Fahrzeuge stehen quasi vor der Tür, dank Ingenieuren von damals, die Pionier-Geist und die Freiheit hatten solche Fahrzeuge auf die Räder zu stellen.